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Messiaen-Stockhausen Berlin

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    Messiaen-Stockhausen Berlin

    Ein phänomenales Konzerterlebnis gestern Abend:


    Berliner Philharmoniker / Harding / Boder / Rattle
    Ort: Hangar 2 im Flughafen Tempelhof / Berlin


    Olivier Messiaen [1908–1992]
    Et exspecto resurrectionem mortuorum [1964]
    für Holz-, Blechbläser und Schlagzeug


    Karlheinz Stockhausen [1928–2007]
    Gruppen für drei Orchester [1955–57] [1. Aufführung]


    Karlheinz Stockhausen
    Gruppen für drei Orchester [2. Aufführung]


    Berliner Philharmoniker
    Daniel Harding Leitung [Orchester Nr. 3 bei Gruppen]
    Michael Boder Leitung [Orchester Nr. 1 bei Gruppen]
    Sir Simon Rattle Leitung

    Zitat aus dem Programm:
    "Karlheinz Stockhausen, einstmals Schüler von Olivier Messiaen, schrieb nur wenige Jahre nach seinem Studienaufenthalt in Paris sein epochales Meisterwerk Gruppen für drei Orchester, dem noch Igor Strawinsky seine Bewunderung zollte. »Deo gratias« schrieb der damals knapp 30jährige Komponist unter den letzten Ton der Partitur, ahnend, dass ihm dieser außergewöhnliche Solitär nur mit Hilfe einer ganz anderen Kraft hat gelingen können. In einem gewöhnlich dimensionierten Konzertsaal lassen die Gruppen sich nicht aufführen. Für die Uraufführung vor genau 50 Jahren wählten die drei jungen Komponisten-Dirigenten Pierre Boulez, Bruno Maderna und Stockhausen damals die Kölner Messehallen. Der Saalwechsel sollte sich lohnen. Alle, die damals die Proben und die Uraufführung erlebten, waren sich einig, einem musikhistorischen Ereignis ersten Ranges beigewohnt zu haben. »Wenn Dostojewski«, so urteilte György Kurtág, »gesagt hat, die ganze Literatur komme aus dem Mantel von Gogol, dann kommt die ganze Musik des 20. Jahrhunderts nach 1950 aus den Gruppen von Stockhausen.«

    Drei Orchester sind auf verschiedene Seiten des Raums verteilt. Im Halbkreis umschließen sie das Publikum. Sie folgen, geleitet von jeweils einem Dirigenten, eigenen Zeitmaßen. Sie treffen sich und finden wieder eigene Wege, sie beschleunigen und verlangsamen sich, steigern die Intensität und nehmen sie zurück. Das Drama der drei Orchester nimmt in Stockhausens Gruppen »seinen Flug«, wie ein Kritiker meinte, das Hin und Her der Klangereignisse wirkt wie der Kreuz- und Querverkehr auf zahllosen Luftbrücken, wie eine bewegte Architektur Richtung Himmel.

    Stockhausen komponierte die Gruppen für drei Orchester in einem Schweizer Dorf. Der tägliche Blick auf das aufragende Alpenpanorama bildete sich in der architektonischen Form des Werkes ab. Auch Olivier Messiaen erinnert in der Partitur von Et exspecto resurrectionem mortuorum daran, dass er sie in den hohen Alpen erarbeitete, vor Augen die „»gewaltigen und feierlichen Landschaften, die meine wahre Heimat sind«. Das Werk ist für große Räume konzipiert – für Kirchen, Kathedralen, sogar für die Aufführung in der freien Natur, umgeben von den alpinen Bergmassiven. Gleich der Musik von Stockhausens Gruppen drängt sie über den Konzertsaal hinaus, transzendiert die Gebirgsmajestät und setzt zum Höhenflug an. De profundis, aus der Tiefe beginnt sie, und mit einem Himmelshymnus, einem kosmischen Choral schließt sie.
    Alles fliegt – ad maiorem Dei gloriam."


    Man kann zu Rattle stehen wie man will, das gestrige Konzert hat er in jeder Hinsicht grandios gestaltet.

    Schon lange hat mich ein Konzert nicht mehr so mitgerissen---es war phänomenal!!!!!

    Ich war auch schon bei der Generalprobe zugegen , stark beeindruckt und hochgespannt auf das eigentliche Ereignis,welches dann höchste Erwartungen voll befriedigte.

    Der Spielort( Flughafenhangar ) war akustisch ghervorragend, jedes Detail war bei aller klanglichen Wucht hörbar,der Sound flutete bei Stockhausen rotierend durch den Raum--ich glaube besser geht es nicht.

    Der Messian hat bis ins Mark erschüttert, ich dachte an Dantes Inferno oder den jüngsten Tag.Die halbe Stunde Pause danach war erforderlich , um davon wieder runterzukommen und bereit zu sein für das nächste Ereignis.

    Für den Stockhausen hatte man zwei verschiedene Sitzplätze (für den 1, und den 2, Durchlauf) , um das Konzert aus 2 Perspektiven klanglich( sehr unterschiedlich) zu erleben. Eine gute Idee von Rattle.

    Nach diesem Werk ( aus den 50er Jahren !!!) kommen mir viele aktuelle Avantgardestücke wie "Schülerarbeiten " vor.

    Gruß Friedrich

    #2
    Stimmt, Gruppen ist ein wirkliches Zentralwerk des letzten Jahrhunderts (eines noch nicht mal 30-jährigen!). Wenn Musiker und Dirigenten engagiert und präzise arbeiten, ist das ein grandioses Erlebnis.
    Ich habe es vor 10 Jahren mal in Brüssel gehört mit Pierre Boulez (der auch bei der Uraufführung dabei war), Péter Eötvös und David Robertson - auch ein "Dream Team".

    Gruß,
    Markus

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      #3
      Die >Gruppen< habe ich mit Stockhausen selbst als Dirigent in Köln gehört (mit Eötvös und noch jemandem, Namen habe ich vergessen!) - zwei Aufführungen hintereinander. Weil wir natürlich nur Karten für ein Konzert hatten, Stockhausen aber unbedingt wollte, daß meine Frau und ich beide Konzerte hörten, hat er uns >illegal< höchstpersönlich durch das Künstlerzimmer in den Saal geschleust! :D Auf Abbado und Rattle war er gar nicht gut zu sprechen! Die hätten nicht genug geprobt, das war für ihn schlampig. Rattle fand er besonders schrecklich! Ich hoffe, sie haben sich in Berlin genug Probenzeit gelassen! Jedenfalls ein tolles Programm! Die Idee der >Gruppen< - eine räumliche Einheit, die sich immer wieder in selbständige Räume aufteilt (Stockhausen nannte die immer wieder entstehende räumliche Einheit >Brücken<) stammt übrigens von Bartok, über den Stockhausen seine Magisterarbeit geschrieben hat!

      Beste Grüße
      Holger

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