Ich muss mal wieder ein Buch vorstellen und zwar dieses hier:
Steffen Möller: "Vita Classica - Bekenntnisse eines Andershörenden"
Am vergangenen Samstag habe ich es erstmals zufällig in der Buchhandlung gesehen, mitgenommen und gestern war es ausgelesen. Normalerweise brauche ich für ca. 460 Seiten wesentlich länger, aber das Buch konnte ich einfach nicht aus der Hand legen.
Worum geht es ? Möller ist Deutscher, der vor etlichen Jahren nach Polen gegangen ist und dort nach einer Zeit als Deutschlehrer, eine Karriere als Kabarettist, Schauspieler in einer Soap-Serie und als Moderator des polnischen Pendants zu "Wetten Dass ?" - letzteres allerdings recht erfolglos - hingelegt hat.
Vor allem aber ist Möller ein Hard-Core Klassik-Fan. D.H.: Klassik im Höresessel mit penibel ausgerichteten Lautsprechern und über eine sündhaft teure Anlage ist nicht sein Ding. Statt dessen hört er seit seinem dreizehnten Lebensjahr, bevorzugt von bereits mehrfach überspielten Compact-Cassetten (anfänglich; mittlerweile ist er auch bei der CD gelandet) oder über das Radio (WDR 3), täglich ca 16 Stunden klassische Musik - also eigentlich immer. Dass er damit während seiner Jugend eher einsam war, ist verständlich. Mit zunehmendem Alter treibt ihn die Frage um, wie es dazu kommen konnte. Am Ende gibt er auch einige Erklärungsversuche. Aber die genauen Ursachen werden wohl immer im dunkle der menschlichen Seele bleiben. Das Buch ist hochamüsant geschrieben, stellenweise sehr witzig, aber nicht - wie so viele andere Klamaukbücher - um dauernde "Lustischkeit" bemüht. Dabei gelangt er zu einigen durchaus interessanten Einsichten in das Wesen der klassischen Musik und deren Behandlung durch Musikwissenschaftler und Musikliebhaber. Nebenbei lernt man noch einiges über Interpretationen, wie etwa, dass man Mahlers Symphonien nur in den Einspielungen von Maurice Abravanel mit dem Utha Symphony Orchestra anhören kann.
Wir hatten hier ja auch mal - in einem mittlerweile geschlossenen Thread - die Frage, was klassische Musik für ihre Liebhaber so interessant macht. Möller meint dazu:
Dem kann ich mich nur anschließen - mal ganz davon abgesehen, dass es natürlich noch ganz andere Spielvariationen ausser Geschwindigkeitsänderungen gibt.
Ich könnte jetzt noch seitenweise zitieren, etwa seine Bemerkungen über Adorno, Schönberg oder Musikwissenschaftlern allgemein - denen er eher ablehnend gegenüber steht. Aber das würde dann doch zu weit führen.
Von mir eine dicke Empfehlung !
Steffen Möller: "Vita Classica - Bekenntnisse eines Andershörenden"
Am vergangenen Samstag habe ich es erstmals zufällig in der Buchhandlung gesehen, mitgenommen und gestern war es ausgelesen. Normalerweise brauche ich für ca. 460 Seiten wesentlich länger, aber das Buch konnte ich einfach nicht aus der Hand legen.
Worum geht es ? Möller ist Deutscher, der vor etlichen Jahren nach Polen gegangen ist und dort nach einer Zeit als Deutschlehrer, eine Karriere als Kabarettist, Schauspieler in einer Soap-Serie und als Moderator des polnischen Pendants zu "Wetten Dass ?" - letzteres allerdings recht erfolglos - hingelegt hat.
Vor allem aber ist Möller ein Hard-Core Klassik-Fan. D.H.: Klassik im Höresessel mit penibel ausgerichteten Lautsprechern und über eine sündhaft teure Anlage ist nicht sein Ding. Statt dessen hört er seit seinem dreizehnten Lebensjahr, bevorzugt von bereits mehrfach überspielten Compact-Cassetten (anfänglich; mittlerweile ist er auch bei der CD gelandet) oder über das Radio (WDR 3), täglich ca 16 Stunden klassische Musik - also eigentlich immer. Dass er damit während seiner Jugend eher einsam war, ist verständlich. Mit zunehmendem Alter treibt ihn die Frage um, wie es dazu kommen konnte. Am Ende gibt er auch einige Erklärungsversuche. Aber die genauen Ursachen werden wohl immer im dunkle der menschlichen Seele bleiben. Das Buch ist hochamüsant geschrieben, stellenweise sehr witzig, aber nicht - wie so viele andere Klamaukbücher - um dauernde "Lustischkeit" bemüht. Dabei gelangt er zu einigen durchaus interessanten Einsichten in das Wesen der klassischen Musik und deren Behandlung durch Musikwissenschaftler und Musikliebhaber. Nebenbei lernt man noch einiges über Interpretationen, wie etwa, dass man Mahlers Symphonien nur in den Einspielungen von Maurice Abravanel mit dem Utha Symphony Orchestra anhören kann.
Wir hatten hier ja auch mal - in einem mittlerweile geschlossenen Thread - die Frage, was klassische Musik für ihre Liebhaber so interessant macht. Möller meint dazu:
"Klassische Musik wird in Partituren niedergelegt, so dass es quasi eine platonische Idee des Werkes gibt, dafür aber unzählige Interpretationen. Immer wieder kann ein anderer Musiker kommen und die Noten schneller oder langsamer spielen. Der Klassik-Fan ist sich also der Vorläufigkeit seiner Musik bewußt. Man denkt, die Klassik sei unwiderruflich abgeschlossen - doch gerade der Klassik-Fan kann sich ständig einreden, das Beste liege noch vor ihm !"
Ich könnte jetzt noch seitenweise zitieren, etwa seine Bemerkungen über Adorno, Schönberg oder Musikwissenschaftlern allgemein - denen er eher ablehnend gegenüber steht. Aber das würde dann doch zu weit führen.
Von mir eine dicke Empfehlung !
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