H a n s R e i c h e l ein haupt link
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Hans Reichel * Genre: Free Improvisation
Das Daxophon ist klein. Als ich vor Jahren anfing, es bei Konzerten einzusetzen (neben meinem ´normalen´ Gitarrenkram), mutmaßten viele Leute, ich wolle auf der Bühne ein Feuer machen, wegen der weißen Colophoniumwolken, die im Scheinwerferlicht besonders ins Auge fallen. Ansonsten war ja auch nicht viel zu sehen - ein Cellobogen in der rechten Hand, ein flaches Stück Holz in der linken, und ein schmales, dünnes Brettchen, per Schraubzwingen an einer Tischkante oder an einem Barhocker festgeklemmt. (...)
Laut war es von Anfang an. Obwohl ein rein ´akustisches´ Gerät, lässt es sich mit einem einfachen Kontakt-Mikrophon problemlos auf Ohrkiller verstärken. (...)
Mit der vorliegenden ( shanghaied on the road ) CD wollte ich in kompakter Form zu zeigen, was dieses of belächelte Instrumentchen so alles kann. Und zwar pur. Mit anderen Worten: Man hört auf der vorliegenden CD nur das in Schwingung versetzte Holz und eventuell noch das Zittern meiner Hand, aber sonst gar nichts. (...)
Das Daxophon zählt zur Familie der Idiophone, das sind alle Musikinstrumente, die aus sich selbst heraus klingen. (...) Es besteht (...) aus vier Teilen, von denen zwei mechanisch miteinander verbunden sind. (...) Der Bogen regt mit seinem Strich den eigentlichen Klangerzeuger zur Schwingung an. Das ist in meinem Fall ein Holzbrettchen, durchschnittlich 330 mm lang, 30 mm breit, 5 mm dick. Dieses Holz ist (...) an einem Ende mittels einer Klemmvorrichtung mit dem Resonanzkästchen verbunden, in dem ein oder mehrere Kontaktmikros sitzen, die das akustisch/sensorische Signal elektrisch weiterleiten. Das andere Ende des Brettchens ist freischwebend. Sein Schwingungsverhalten (Tonhöhe und Klangfarbe) wird durch einen flachen Holzkeil manipuliert, den ich (...) ´Dax´ nenne. Er ist auf mindestens einer Seite leicht gewölbt und wird auf dem Brettchen mit leichten Druck schaukelstuhlartig hin - und hergewippt. Dieser Schaukel-Dax ist der Clou der ganzen Sache, weil er weitgehend mechanische Reibung vermeidet. (...)
Im Laufe der Zeit haben sich bei mir einige Dutzend Brettchen angesammelt, von denen jedes quasi ein Instrument für sich ist - gleichzeitig unvollkommen und einzigartig. Eins ist allen gemeinsam; sie sind eigenwillig und störrisch, wetterfühlig und launisch. (...) Einige sind hübsch, andere eher unscheinbar bis unhübsch. Einige sind ausgesprochene Brüllaffen, andere murmeln lieber still vor sich hin. Manche sind vielseitig und kooperativ, manche wollen immer nur das Eine. Ich habe ihnen gut zugeredet, sie öfter auch aufs Übelste beschimpft, oder auch schon mal einem kurzerhand den Kopf abgesägt...
Musik kann Terror sein.
Sag ich ja immer.
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Hans Reichel * Genre: Free Improvisation
Das Daxophon ist klein. Als ich vor Jahren anfing, es bei Konzerten einzusetzen (neben meinem ´normalen´ Gitarrenkram), mutmaßten viele Leute, ich wolle auf der Bühne ein Feuer machen, wegen der weißen Colophoniumwolken, die im Scheinwerferlicht besonders ins Auge fallen. Ansonsten war ja auch nicht viel zu sehen - ein Cellobogen in der rechten Hand, ein flaches Stück Holz in der linken, und ein schmales, dünnes Brettchen, per Schraubzwingen an einer Tischkante oder an einem Barhocker festgeklemmt. (...)
Laut war es von Anfang an. Obwohl ein rein ´akustisches´ Gerät, lässt es sich mit einem einfachen Kontakt-Mikrophon problemlos auf Ohrkiller verstärken. (...)
Mit der vorliegenden ( shanghaied on the road ) CD wollte ich in kompakter Form zu zeigen, was dieses of belächelte Instrumentchen so alles kann. Und zwar pur. Mit anderen Worten: Man hört auf der vorliegenden CD nur das in Schwingung versetzte Holz und eventuell noch das Zittern meiner Hand, aber sonst gar nichts. (...)
Das Daxophon zählt zur Familie der Idiophone, das sind alle Musikinstrumente, die aus sich selbst heraus klingen. (...) Es besteht (...) aus vier Teilen, von denen zwei mechanisch miteinander verbunden sind. (...) Der Bogen regt mit seinem Strich den eigentlichen Klangerzeuger zur Schwingung an. Das ist in meinem Fall ein Holzbrettchen, durchschnittlich 330 mm lang, 30 mm breit, 5 mm dick. Dieses Holz ist (...) an einem Ende mittels einer Klemmvorrichtung mit dem Resonanzkästchen verbunden, in dem ein oder mehrere Kontaktmikros sitzen, die das akustisch/sensorische Signal elektrisch weiterleiten. Das andere Ende des Brettchens ist freischwebend. Sein Schwingungsverhalten (Tonhöhe und Klangfarbe) wird durch einen flachen Holzkeil manipuliert, den ich (...) ´Dax´ nenne. Er ist auf mindestens einer Seite leicht gewölbt und wird auf dem Brettchen mit leichten Druck schaukelstuhlartig hin - und hergewippt. Dieser Schaukel-Dax ist der Clou der ganzen Sache, weil er weitgehend mechanische Reibung vermeidet. (...)
Im Laufe der Zeit haben sich bei mir einige Dutzend Brettchen angesammelt, von denen jedes quasi ein Instrument für sich ist - gleichzeitig unvollkommen und einzigartig. Eins ist allen gemeinsam; sie sind eigenwillig und störrisch, wetterfühlig und launisch. (...) Einige sind hübsch, andere eher unscheinbar bis unhübsch. Einige sind ausgesprochene Brüllaffen, andere murmeln lieber still vor sich hin. Manche sind vielseitig und kooperativ, manche wollen immer nur das Eine. Ich habe ihnen gut zugeredet, sie öfter auch aufs Übelste beschimpft, oder auch schon mal einem kurzerhand den Kopf abgesägt...
Musik kann Terror sein.
Sag ich ja immer.
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