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    #76
    Eine "dumme" Frage von mir, da ich mich mit der klassischen Musik nicht beschäftige: bei der Pop-Musik kommen praktisch täglich neue Kompositionen auf den Markt.

    Wie ist das bei der klassischen Musik? Zehrt man hier ausschließlich an dem was vor über hundert Jahren entstanden ist (für mich als Laie sieht es nämlich so aus) oder gibt es da auch wirklich "Neues"?

    Gruß
    David
    Gruß
    David


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    Einen "Audio-Laien" erkennt man daran, dass er sich viel mehr mit Audiokomponenten beschäftigt als mit Raumakustik, LS-Aufstellung und Hörplatzwahl.
    Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
    Meine Auffassung von seriösen Vergleichstests: Klick mich - Die bisherigen Testergebnisse: Klick mich - Private Anlage: Klick mich - Wann gefällt mir ein Musikstück? - Klick mich
    Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
    Eine Bitte an Alle: nicht ganze (noch dazu große) Beiträge zitieren und darunter einen kurzen Kommentar schreiben! Besser (beispielsweise): "Volle Zustimmung zu Beitrag 37".
    Wichtig: zumindest versuchen, beim Thema bleiben!

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      #77
      Guten Morgen David,

      Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
      Eine "dumme" Frage von mir, da ich mich mit der klassischen Musik nicht beschäftige: bei der Pop-Musik kommen praktisch täglich neue Kompositionen auf den Markt. Wie ist das bei der klassischen Musik? Zehrt man hier ausschließlich an dem was vor über hundert Jahren entstanden ist (für mich als Laie sieht es nämlich so aus) oder gibt es da auch wirklich "Neues"?
      Nicht dass ich besonders kompetent wäre - etwa wie Markus oder Holger, deren Kenntnisse und Erfahrungen mit klassischer Musik ungleich größer sind als meine - aber da ich der erste bin, der deine Frage - die durchaus nicht "dumm" ist - liest, versuche ich mal eine Antwort.

      Ich denke, man muss verschiedene Klassikhörer unterscheiden:

      1. Da sind zum einen die, deren musikalischer Horizont auf eine oder auch mehrerer bestimmte Epochen beschränkt ist, etwa auf Barock (Telemann, die Bachs, Händel etc.), Wiener Klassik (Haydn, Mozart) oder Romantik (Schumann, Liszt, Chopin). Hier kann es naturgemäß keine neuen Kompositionen geben, allenfalls (Wieder-)Entdeckungen bislang verschollener oder vernachlässigter Stücke oder auch ganzer Komponisten. Ein Besipiel wäre Silvius Leopold Weiss, ein deutscher Barock-Komponist (Zeitgenosse und Bekannter von J.S. Bach), dessen Werk bisher kaum bekannt ist. Es kommt natürlich auf den persönlichen Musikhorizont, die private Erfahrung an, aber je nachdem kann man hier immer wieder spannende Entdeckungen machen, die Neukompositionen vergleichbar sind.

      Das ist aber nur die eine Seite ! Entscheidender ist, dass immer wieder neue Aufnahmen desselben Stückes erscheinen. Und solche Neueinspielungen können durchaus so interessant sein, wie eine völlig neue Komposition selbst. Auch wenn das jemandem, der nicht viel Klassik hört langweilig und uninteressant erscheint, tatsächlich können verschiedene Aufnahmen desselben Stückes völlig verschieden klingen und neue, bisher unbekannte Sichtweisen vermitteln. Das hängt damit zusammen, dass jeder Interpret eine eigene Auffassung davon hat, wie ein bestimmtes Stücke "richtig" klingen sollte. Wobei man sich dann trefflich darüber streiten kann, ob es so etwas wie eine "richtige" Aufnahme überhaupt gibt. Vielleicht denkst du daran, wie unterschiedlich Coversongs im Pop-Bereich klingen können, von verschiedenen Musikern gespielt, klingen dieselben Lieder völlig anders. Jeder Pop-Live-Gig ist da schon eine andere "Interpretation".

      2. Und dann gibt es natürlich auch die Klassik-Hörer, die an zeitgenössischer Musik interessiert sind. Und da erscheinen immer wieder ganz neue, spannende und aufregende Sachen. Die letzte interessante Einspielung die mir spontan einfällt, wäre die Aufnahme von A.S. Mutter des Violinkonzertes von Sofia Gubaidulina. Zeitgenössische Komponisten versuchen klassische Musikthemen in neue musikalische Formen zu fassen. Ob das immer gelingt und ob einem das "Endprodukt" gefällt, ist natürlich eine andere Frage, über die man heftig diskutieren kann (und über die auch heftig diskutiert wird). Wenn man sich damit befasst, glaubt man kaum, wieviel zeitgnössische Musik tatsächlich erscheint. Natürlich ist der Zugang etwas schwierig, weil diese Art Musik von den großen Labels nicht unbedingt gefördert wird. Die sind eher auf die Vermarktung neuer Talente fokussiert, weil sich damit mehr Geld verdienen läßt. Auch bei den Festivals wird moderne Musik leider oft stiefmütterlich behandelt. Trotzdem erscheinen immer wieder neue Sachen, man muss nur offen sein dafür und sich umtun.

      3. Natürlich sind diese Bereich nicht völlig voneinander separiert. Wenn ich mich selbst als Beispiel nehmen darf, so höre ich überwiegend Barock-Musik (vornehmlich J.S. Bach, Telemann, Boccherini etc), bin aber auch nicht abgeneigt, tonale zeitgenössische Musik anzuhören; zugegeben bei Zwölfton-Musik, wie die der 2. Wiener Schule von Schönberg, Webern oder Alban Berg, tue ich mich schwer, ebenso wie bei rein atonaler Musik. Aber cih weiss, es gibt sie und vielleicht finde ich mal einen Zugang dazu. Das ist so ähnlich, wie bei einem Musikhörer, der gerne Singer-Songwriter - Musik hört aber weiss, e gibt auch noch Progressiv Rock, als eine möglicherweise zu entdeckende Musikrichtung. Und ich vermute mal, dass es vielen Klassik-Hörern so gehen wird.

      Es ist ja auch im Pop-Bereich so, dass es verschiedene Richtungen gibt und jeder so seine eigenen Vorlieben hat. Wenn man dann bestimmte Richtungen oder Interpreten bevorzugt, erfinden die sich ja auch nicht mit jeder Scheibe neu - mit Ausnahme von Madonna - sondern es wiederholt sich auch so einiges.

      Also, keine Bange: auch wenn nicht jeden Tag ein neuer Bach oder Mozart im musikalischen Kosmos erscheint, gibt es doch für einen Klassik-Hörer soviel zu entdecken, dass reicht für mehr als ein Leben !

      VG, Bernd

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        #78
        Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
        Wie ist das bei der klassischen Musik? Zehrt man hier ausschließlich an dem was vor über hundert Jahren entstanden ist (für mich als Laie sieht es nämlich so aus) oder gibt es da auch wirklich "Neues"?
        Der Begriff "klassisch" ist da natürlich ein bisschen irreführend, weil der im engeren Sinn nur eine bestimmte Epoche bezeichnet.
        Aber ich weiß, was Du meinst: neue Kompositionen, die nicht Pop oder Rock oder Jazz sind und für ausführende Musiker "aufgeschrieben" werden.
        Und da gibt es jede Menge. Nur ist die Musik nicht so populär, als dass sie in den Medien und der Öffentlichkeit stark präsent wäre. Nicht wenige Komponisten kenne ich auch persönlich. Es ist in gewisser Weise eine "Szene" wie auch manchmal im Jazz, man sieht sich auf diversen Festivals, erfährt dass dieser mal mit jenem zusammengearbeitet hat, den man auch kennt usw.
        Es gibt auch ziemlich viele Tonträger, oft auf Labels, die sich darauf spezialisiert haben, z.B. Wergo, Hat Art, usw. Übrigens sind in dem Bereich nicht selten unter audiophilen Gesichtspunkten richtige Hammeraufnahmen zu finden (was natürlich auch nichts nützt, wenn man mit der Musik generell nicht viel anfangen kann).

        Gruß,
        Markus

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          #79
          Hallo Markus,

          Zitat von Markus Berzborn Beitrag anzeigen
          ...
          Es gibt auch ziemlich viele Tonträger, oft auf Labels, die sich darauf spezialisiert haben, z.B. Wergo, Hat Art, usw. Übrigens sind in dem Bereich nicht selten unter audiophilen Gesichtspunkten richtige Hammeraufnahmen zu finden (was natürlich auch nichts nützt, wenn man mit der Musik generell nicht viel anfangen kann).
          Du scheinst dich in diesem Bereich ja gut auszukennen. Meine Kenntnisse gehen eher gegen Null, aber meine Neugier ist größer.

          Könntest du nicht mal ein paar herausragende Aufnahmen vorstellen ? Ein interessierter Leser wäre dir sicher !

          VG, Bernd

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            #80
            Danke für die Erklärungen, kenne mich jetzt besser aus.

            Ein Laie hört ja immer nur die Namen der bekanntesten Komponisten die alle längst gestorben sind. Da fragt man sich dann zu recht, ob es auf dem Gebiet überhaupt Neues gibt. Denn wie lange will man noch die alten Kompositionen "neu" einspielen? Ich glaube gerne, dass es da unzählige Variationsmöglichkeiten gibt, aber geht das jetzt ewig so weiter und wird das nicht doch irgendwann einmal langweilig? Wird man genau das Gleiche in hundert Jahren immer noch machen?

            Gibt es überhaupt zeitgenössische Komponisten, die nach ihrem Tod vermutlich ähnlich berühmt werden wie Mozart, Mahler, Bach, Brahms, Wagner, Haydn, Vivaldi, Stravinsky, Rachmaninoff (na bitte - ein paar kenne ich sogar aus dem Stegreif!) usw.?

            Gruß
            David
            Gruß
            David


            WEBSEITE HiFiAKTIV: Klick mich
            Einen "Audio-Laien" erkennt man daran, dass er sich viel mehr mit Audiokomponenten beschäftigt als mit Raumakustik, LS-Aufstellung und Hörplatzwahl.
            Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
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            Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
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              #81
              Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
              Gibt es überhaupt zeitgenössische Komponisten, die nach ihrem Tod vermutlich ähnlich berühmt werden wie Mozart, Mahler, Bach, Brahms, Wagner, Haydn, Vivaldi, Stravinsky, Rachmaninoff (na bitte - ein paar kenne ich sogar aus dem Stegreif!) usw.?
              Ja, zwei sind z.B. kürzlich gestorben - Karlheinz Stockhausen und Mauricio Kagel.

              Vor ein paar Jahren lief mal eine sehr gute Sendung im Fernsehen, die habe ich noch irgendwo auf Video. Sie war so aufgezogen, dass aus der Perspektive eines Musikinteressierten berichtet wurde, der sich die Frage stellte: Wo sind eigentlich die "Mozarts" von heute bzw. gibt es die überhaupt? Die Reportage enthielt viele Interviews und Statements von wichtigen zeitgenössischen Komponisten und erlaubte einem "Einsteiger" wirklich sehr hilfreiche und allgemein verständliche Einblicke in deren Denkweise und Selbst- und Musikverständnis. Einige der Komponisten, die da zu Wort kamen, sind inzwischen schon verstorben (z.B. Stockhausen, Berio). Die jüngste Vertreterin, die da porträtiert und interviewt wurde, war Olga Neuwirth, soweit ich mich entsinne (40 Jahre alt). Eine Österreicherin übrigens.

              Der jüngste mir persönlich bekannte (weil ebenfalls aus Monschau stammende) Komponist ist Anno Schreier.

              Er hat gerade zusammen mit dem auch nicht viel älteren Philipp Maintz das renommierte Villa Massimo-Stipendiat erhalten. Ich bin ziemlich sicher, dass man von beiden Komponisten noch viel hören wird.
              Die Musik von Anno ist dabei modern, aber keinesfalls "avantgardistisch". Er versteht sich auch selbst nicht als Neuerer.

              Gruß,
              Markus
              Zuletzt geändert von Gast; 02.07.2009, 11:33.

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                #82
                Hallo David,

                Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
                ...Da fragt man sich dann zu recht, ob es auf dem Gebiet überhaupt Neues gibt. Denn wie lange will man noch die alten Kompositionen "neu" einspielen? Ich glaube gerne, dass es da unzählige Variationsmöglichkeiten gibt, aber geht das jetzt ewig so weiter und wird das nicht doch irgendwann einmal langweilig? Wird man genau das Gleiche in hundert Jahren immer noch machen?
                Deine Fragen sind vollkommen berechtigt. Nun ist es so, je häufiger und länger man klassischen Musik hört, desto mehr ist man in der Lage, die interpretatorischen und natürlich auch die klanglichen Unterschiede zu hören und zu bewerten. Wenn jemand ein Stück wie die Suiten für Violoncello solo BWV 1007 - 1012 zum ersten mal hört, mag er sich kaum vorstellen, dass es Unterschiede in der Wiedergabe geben kann. Ich könnte dir aber aus meiner Sammlung dieser Aufnahmen - und ich habe derzeit ca 120 Aufnahmen von über 100 verschiedenen Interpreten - mit Leichtigkeit etliche Aufnahmen vorspielen, bei denen du sofort den unterschied hören wirst. Extrembeispiele wären Enrico Meinardi und Janos Starker. Bei Meinardi dauert die Einspielung fast drei Stunden, er spielt, nein zelebriert die Suiten extrem langsam, bei Starker weniger als zwei Stunden und das sind jetzt mal Äußerlichkeiten. Es kommen immer neue Aufnahmen hinzu. Im vergangen Jahr z.B. von dem jungen Sebastian Klinger, der dem schon etwas älteren Martin Ostertag und der jungen Anne Gastinel und jede ist anders ! Leider fehlt mir der Wortschatz, den etwa Holger hätte, um genau beschreiben zu können, was nun anders ist. Aber die Unterschiede sind schon gravierend. Und das nur bei einem Stück. Nein, langweilig wird mir das zumindest nie.
                Im Gegenteil: ich lerne immer noch dazu, mache neue Entdeckungen. Und es wird so weitergehen. Es wäre absolut spannend mal nachzuvollziehen, wie sich die interpretatorischen Ansätze über die Jahre hinweg entwickeln. Es gibt erhebliche Unterschiede - ich bleibe jetzt einfach mal bei den Suiten - zwischen einer "romantischen" Spielweise, einer "modernen" und einer "historischen", innerhalb derer es wieder unterschiedliche Schulen gibt, je nachdem, bei welchem Meister der Interpret gelernt hat. das nachzuvollziehen ist enorm interessant - jedenfalls für mich. Und dabei sehe ich jetzt davon ab, dass diese Stücke auch noch auf anderen Instrumenten eingespielt wurden, von Viola (Bratsche) über Viola da Gamba (Kniegeige) und Viloncello da Spalla (Schultergeige) über Laute und Gitarre hin bis zu so "extremen" Instrumenten wie Flöte, Bariton-Saxophon, Horn oder - völlig abgefahren - Marimba.

                Holger würde dir wahrscheinlich ähnliches sagen, wenn es um die Klaviermusik geht. Auch da erscheinen immer wieder neue Aufnahmen und man kann die unterschiedlichen Interpretationen durchaus verschiedenen Musikepochen zuordnen.

                Und nein, man wird in hundert Jahren dasselbe nicht noch einmal machen. Jede Zeit entwickelt ihre eigene Sicht auf diese Werke. Holger hätte dafür bestimmte eine phänomenologische Begründung. Interpretationen sind zeitabhängig. Das kennst du aus dem Bereich populärer Musik bestimmt auch. Auch da werden Songs in unterschiedlichen Stilrichtungen gecovert und diese Stilarten hängen von der gerade bevorzugten Musikwelle ab.

                Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
                Gibt es überhaupt zeitgenössische Komponisten, die nach ihrem Tod vermutlich ähnlich berühmt werden wie Mozart, Mahler, Bach, Brahms, Wagner, Haydn, Vivaldi, Stravinsky, Rachmaninoff (na bitte - ein paar kenne ich sogar aus dem Stegreif!) usw.?
                Stockhausen, Janazcek, Arvo Pärt, Alfred Schnittke, Sofia Gubaidulina, Steve Reich - das sind zeitgenössische Komponisten, die mir ad hoc einfallen, von denen ich annehmen würde, dass deren Musik den Tag überleben wird. Aber wetten würde ich darauf nicht ! Wie bereits gesagt: S.L. Weiss war zu seiner Zeit der am höchstbezahlteste Musiker und heute kennt ihn - völlig zu Unrecht, weil seine Musik herausragend schön ist - keum noch jemand. J.S. Bach war zu seiner Zeit zwar angesehen, als Orgelmusiker und Virtuose, aber seine Kompositionen fanden die Zeitgnossen rückständig und fade, bis Mendelsshon ihn wieder entdeckte. Wenn man um das 18. / 19. Jahrhundert den Namen "Bach" nannte, assozierten die meinsten damit eher Carl-Philipp Emanuel, einen Sohn Bachs, weil der mit seinem "galanten" Stil en vogue war. Und heute ist es genau umgekehrt.

                VG, Bernd

                Kommentar


                  #83
                  Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
                  Gibt es überhaupt zeitgenössische Komponisten, die nach ihrem Tod vermutlich ähnlich berühmt werden wie Mozart, Mahler, Bach, Brahms, Wagner, Haydn, Vivaldi, Stravinsky, Rachmaninoff

                  schwer zu sagen. Auch im Falle einiger der genannten hat das eine Weile gedauert, bis sie wiederentdeckt wurden. Bach kannte man zwar in Spezialistenkreisen, aufgeführt wurde er aber erst wieder durch Mendelssohn. Vivaldi landete in einem Armengrab vor den Toren Wiens (heute am Karlsplatz). Umgekehrt werden manche Komponisten, die zu ihrer Zeit sehr (einfluss)reich waren, heute kaum mehr gespielt (z.B. Lully). Könnten wir in zwei- dreihundert Jahren nochmal hier vorbeischauen, würden wir wahrscheinlich (auch in der Musik) ein paar Überraschungen erleben.

                  lg
                  reno

                  Kommentar


                    #84
                    Ist alles wirklich interessant.:F

                    Alles in allem würde ich jetzt sagen, dass es im klassischen Bereich weniger um die Komposition, dafür umsomehr um die Interpretation geht. Finde ich gar nicht schlecht, denn als Insider kennt man dann die jeweilige Komposition schon genau und muss sie nicht zuerst einmal verinnerlichen. Man fängt also nicht bei Null an. Das Spannende ist dann besagte Interpretation. Wie eben bei Pop-Coverversionen (die aber meist schlechter sind als das Original).

                    Gruß
                    David
                    Gruß
                    David


                    WEBSEITE HiFiAKTIV: Klick mich
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                    Meine Auffassung von seriösen Vergleichstests: Klick mich - Die bisherigen Testergebnisse: Klick mich - Private Anlage: Klick mich - Wann gefällt mir ein Musikstück? - Klick mich
                    Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
                    Eine Bitte an Alle: nicht ganze (noch dazu große) Beiträge zitieren und darunter einen kurzen Kommentar schreiben! Besser (beispielsweise): "Volle Zustimmung zu Beitrag 37".
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                      #85
                      Warum ich das eigentlich schreibe? Auch um der weit verbreiteten, aber irrigen Auffassung entgegenzutreten, die "Klassik" sei lediglich der Pop des 18. und 19. Jahrhunderts gewesen. Das stimmt nicht.
                      Der "Pop" dieser Zeit waren Volkslieder, Tanzmusik, fahrende Musikanten usw.
                      Kaum ein normaler Bauer oder "Arbeiter" hörte Bach, Mozart oder Beethoven bzw. kannte die überhaupt. Woher denn auch?
                      Jeder halbwegs bekannte zeitgenössische Komponist unserer Tage erreicht in ABSOLUTEN Zahlen ein erheblich größeres Publikum als es die genannten Komponisten zu Lebzeiten jemals konnten. Dass sie trotzdem in der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen werden, hängt damit zusammen, dass es RELATIV zur Popmusik immer noch wenige Hörer sind.
                      Allerdings war das früher genauso. Es gab nur keine Tonträger, daher womöglich das verzerrte Bild.

                      Gruß,
                      Markus

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                        #86
                        Zitat von Reno Barth Beitrag anzeigen
                        das trifft ziemlich genau den Punkt. Die mediale Musikkritik geht einfach an den Rezipienten der Popmusik vorbei, weil sie ein bürgerliches Ritual ist, an dem sich nur eine sehr dünne und eher elitäre Schicht beteiligt.
                        Hallo Reno,

                        der Einwand ist viel zu pauschal und zieht nicht. Dann wäre ja jede Art von Kritik an unserer Jetzt-Kultur >elitär<. Das klingt für mich nach einer etwas selbstverliebten Apologie des Zeitgeistes, die sich vor Kritik überhaupt abschottet. Es ist doch nun einmal so, daß es diese Art der Mediengesellschaft und globalen musikindustriellen Vermarktung von Musik erst seit etwa 70 Jahren gibt. Die Probleme hatten vergangene Epochen einfach nicht mangels Existenz des Phänomens - und dazu wird man doch wohl kritisch Stellung nehmen dürfen.

                        Beste Grüße
                        Holger

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                          #87
                          In der Popmusik gibt es kein einheitliches, folglich auch Hörer mit hohem Niveau, die sehr wohl kritisch sind.
                          Die Rezensenten in den Medien teilen sich bekanntlich ihre Arbeit und wer den Pop-Sektor bedient, der wird auch privat Popmusik hören. Deshalb stimmt es nicht, daß die Kritik lediglich von außen erfolgt.

                          Man sollte die Hörer nicht unterschätzen. Selbst ich wundere mich manchmal über dahingehende Bekenntnisse gebildeter Prominenter.
                          Nehmt z. B. den neuen Stones-Film. Dessen Regisseur ist ein großer Fan und äußerte sich in einem Interview intellektuell über das Phänomen Rolling Stones.

                          Gruß

                          Micha

                          Kommentar


                            #88
                            Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                            und dazu wird man doch wohl kritisch Stellung nehmen dürfen.

                            klar darf man. Man verfehlt damit nur das Ziel. Gerade Wagner und seine Zeit sind ein gutes Beispiel dafür, wie mediale Kritik in einen Diskurs eingebettet sein kann. Ich denke da z.B. an die Zeitungskritiken, die Hugo Wolf verfasst hat (darüber kann ich mich noch heute ärgern, weil ich Brahms sehr schätze..). In diesem Diskurs waren die Rezipienten der Musik auch Rezipienten der Kritik und nahmhafte Künstler haben sich an den Auseinandersetzungen beteiligt. Wenn ich heute über irgendeine Boygroup schreibe, so schreibe ich ins Leere. Und da bleibt dann als einzige Alternative zur Apologie des Zeitgeistes eben die Besserwisserei. Daher auch mein Hinweis auf die Musikpädagogik: Da kann man Kids vielleicht noch erreichen und bewirken, dass der eine oder andere etwas kritischer und differenzierter hinhören lernt.

                            lg
                            reno

                            Kommentar


                              #89
                              Tag,

                              ein wenig entschlüpft mir ein "Oh je". - Popmusik, Volksmusik, Operette und Musical, Klassik, Jazz sind Modi von Lebensformen, die sämtlich über durchgebildete Figurationen von Folklore verfügen (siehe: Bourdieu, Die feinen Unterschiede). Wer kennt - oh wie kompliziert ist die heutige Welt - sich denn in den sozial distanzierten Lebensformen noch wirklich aus? Wer weiß, wer in der Pop-Welt die Geschäfte macht, wer kritisiert, wer kommentiert, wer ausbeutet? Wer weiß es wirklich, kann auf Sekunde die dominierenden Namen nennen? Man täusche sich nicht: Wo es ein sozial distanzierendes Außen gibt, da gibt es auch ein differenziertes Innen. Soziologische Platitüde.

                              Freundlich
                              Albus
                              Zuletzt geändert von Gast; 02.07.2009, 15:10.

                              Kommentar


                                #90
                                Sag lieber: Das behauptet Bourdieu.
                                Er ist/war ja auch kein Musiker oder Musikwissenschaftler, sondern Soziologe. Und ein linker noch dazu.
                                Insofern sieht er auch alles aus dieser Warte.

                                Gruß,
                                Markus

                                Kommentar

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