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Passive Frequenzweichen, wo sind die Grenzen?

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    #61
    Passivweichenentwicklung Teil 3/1

    Hallo,
    nach dem 1/2-OT-Ausflug in Teil 2 wieder zurück zur Sundan.

    Was die Schallwandgestaltung anging, differierten die Meinungen in dem verlinkten Entwicklungsthread etwas, daher habe ich die Frage mal mit Simulationen abgeklärt.

    Zunächst mal die Simulationen des BB auf einer 20 cm breiten Schallwand, um das grundsätzliche Verhalten zu sehen und um einen Anhaltspunkt für die Mindesmessentfernung zu bekommen.
    Wer Zusammenhänge mit hier schon von jemand Anderem veröffentlichen Nahfeldmessungen sieht, liegt nicht ganz falsch....:E:


    ZUnächst mal die Simulation in 5 cm Entfernung.


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    Vom Bafflestep ist da so gut wie nix zu sehen, eine Differenz von ca. 2,5 dB kann es nicht sein, auffällig ist auch der Abfall zu den Höhen hin, das kann durch Interferenzeffekte auch garnicht anders sein.

    Nun die Simulation 25 cm:


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    Nun sehen wir schon etwas mehr vom Bafflestep, aber knapp 6 dB kann auch noch nicht die ganze Wahrheit sein, außerdem hat es immer noch einen Höhenabfall.

    Nun die Simulation 50 cm:


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    Nun sehen wir einen Bafflestep von ca. 7 dB, aber immer noch einen leichten Höhenabfall.

    Nun die Simulation 1 m:


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    Nun haben wir einen Gesamtbafflestep von ca. 7,4 dB und keinen Höhenabfall mehr. Die ebenfalls gemachte Simulation in 2 m lasse ich weg, da hat sich nichts mehr gegenüber der 1 m - Simu geändert, also sollte die Mindesmessentfernung für diese Schallwandbreite 1 m betragen, Messungen in kürzeren Entfernungen führen zu Messfehlern.
    Nun soll der Bafflestep ja nur 6 dB betragen, wie kommt es da dann zu 7,4 dB ?
    Nun, das sind die Effekte der Schallwandkanten, die sich genau auf Achse maximal auswirken.

    Um das zu überprüfen, habe ich eine Simu in 45 Grad gemacht:


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    Da haben wir nur noch eine Differenz von ca. 6,4 dB, die Kanteneffekte heben sich ausserhalb der Achse weitestgehend auf.
    Zum Problem werden die Kanteneffekte (hier ca. 1,4 dB), wenn man einen Lautsprecher auf die 0 Grad-Achse abstimmen/linearisieren will, da diese 1,5 dB ja nur durch Interferenzen mit dem Direktschall und den sich bildenden "parasitären" Schallquellen an den Schallwandkanten entstehen.
    Mehr Schallenergie strahlt der Treiber in dem Bereich ja nicht ab, wenn man die 1,5 dB also ausbügelt, handelt man sich unweigerlich im Energieverhalten einen 1,5 dB-Einbruch ein.
    Das ist übrigens ein Grund, warum etliche Selbstbauer und auch ich ihre Lautsprecher auf 30 Grad-Winkel abstimmen, da taucht das Problem erst garnicht auf.

    Um das Verhalten verschiedener Schallwandbreiten vergleichen zu können, habe ich in einem anderen Programm (boxsim) mal die Messung eines Visaton-130ers auf unendlicher Schallwand mit drei Schallwandbreiten verglichen:
    (1) = Unendliche Schallwand
    (2) = 16,5 cm Schallwandbreite
    (3) = 33,5 cm Schallwandbreite
    (4) = 50 cm Schallwandbreite

    die obere schwarze Kurve ist die Summenkurve, die hier nicht interessiert.


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    Um es kurz zu machen, die 50 cm Schallwand schneidet bei einer angepeilten Trennfrequenz um 300 Hz am Besten ab und ist in dem Frequenzbereich annährend auf dem Pegel der unendlichen Schallwand.

    Wegen der vielen Bilder weiter im nächsten Post

    Gruß
    Peter Krips

    Kommentar


      #62
      Eine Leistungsbilanz kann man sowieso nie genau festlegen, weil sie stark von der Musik abhängt.

      Aber ganz grob würde ich sagen, dass der höchste Leistungsbedarf sich irgendwo um die 70-100Hz abspielen wird, darunter und darüber fällt der Bedarf dann kontinuierlich ab.
      Gruß
      David


      WEBSEITE HiFiAKTIV: Klick mich
      Einen "Audio-Laien" erkennt man daran, dass er sich viel mehr mit Audiokomponenten beschäftigt als mit Raumakustik, LS-Aufstellung und Hörplatzwahl.
      Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
      Meine Auffassung von seriösen Vergleichstests: Klick mich - Die bisherigen Testergebnisse: Klick mich - Private Anlage: Klick mich - Wann gefällt mir ein Musikstück? - Klick mich
      Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
      Eine Bitte an Alle: nicht ganze (noch dazu große) Beiträge zitieren und darunter einen kurzen Kommentar schreiben! Besser (beispielsweise): "Volle Zustimmung zu Beitrag 37".
      Wichtig: zumindest versuchen, beim Thema bleiben!

      Kommentar


        #63
        Hallo David.
        [quote]
        Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
        Eine Leistungsbilanz kann man sowieso nie genau festlegen, weil sie stark von der Musik abhängt.
        klar ist das abhängig von der bevorzugt gehörten Musikrichtung. Da kann es je nach Musikrichtung im Hochton schon knapp werden und speziell im Hochton ein Hörnchen fällig werden.

        Aber ganz grob würde ich sagen, dass der höchste Leistungsbedarf sich irgendwo um die 70-100Hz abspielen wird, darunter und darüber fällt der Bedarf dann kontinuierlich ab.
        Das würd ich schon noch ein wenig zu höheren Frequenzen ausweiten, speziell bei Klassik sollte man nicht unterschätzen, was da im Grundton und unterem Mitteltonbereich "los" ist.

        Gruß
        Peter Krips

        Kommentar


          #64
          Passivweichenentwicklung Teil 3/2

          Hallo,

          nachdem nun die grundsätzlich Schallwandbreite ermittelt war, musste noch geprüft werden, wie die endgültigen Maße aussehen sollten. Mit der doch recht übersichtlichen Treiberbestückung war eine durchgängig vom Boden bis ca. 120 cm Höhe 50 cm breite Schallwand nicht wirklich angesagt.
          Da habe ich mich an die Proportionen der DIN-Schallwand erinnert:



          warum nicht mal versuchen, die Proportionen so zu schrumpfen, daß dabei 50 cm Schallwandbreite bleibt. Die Schallwandproportionen und die Treiberposition sorgen nämlich dafür, daß sich oberhalb des Bafflesteps keine kantenbedingte Welligkeiten einstellen.
          Ich hatte so etwas schon einmal gebaut, allerdings noch kleiner mit einem FRS 5 X plus Abstandsschablone für Mikrofonkalibrierungen in unserer Selbstbaugruppe. Dieses Verhalten ist bei dem Projekt erwünscht, da man den BB halt nur auf Achse anhören kann, dann sollte die Schallwand auch "mitspielen".

          Habe ich dann so gemacht, leider musste die Höhe der Schallwand noch ein wenig verändert werden, da sonst der obere TMT nicht zwischen BB und Schallwandkante gepasst hätte.
          Natürlich auch die Position des BB angepasst, so daß insgesamt eine auf der Schallwand sowohl vertikal als auch horizontal asymetrische Anordnung der Treiber herauskam.
          Diese Anordnung natürlich auch simulatorisch überprüft....



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          o.k., kann man mit Leben....

          Sicherheitshalber noch mit einem anderen Prog überprüft, wieder Boxsim:



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          Grün = Sundan-Schallwand gegen unendliche Schallwand obere Kurve unerheblich.

          Nun fehlt noch das Verhalten der TMT auf der Schallwand zu überprüfen...



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          Da kann man auch gut bei einer angedachten Trennfrequenz von 300 Hz mit leben....
          Die horizontalen Simus bei 30 und 60 Grad lass ich mal weg, war "unverdächtig", viel wichtiger war das vertikale Verhalten, zunächst einmal 30 Grad:



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          und 60 Grad:



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          Passt beides zu der vorgesehenen 300 Hz-Trennung.

          Für echtes d'Appolito und sauberes Energieverhalten auf der Trennfrequenz ist ja nach der reinen Lehre ein Butterwothfilter ungerader Ordnung gefordert.

          Dann ergibt sich bei den Treiberabständen und Trennfrequenz folgendes vertikale Abstrahlverhalten auf der Trennfrequenz:



          Uploaded with ImageShack.us

          Sehr schön, da zahlt sich die niedrige Trennfrequenz aus.

          Nun wollte ich noch wissen, was passiert, wenn man statt Butterworth einen Linkwitzfilter nimmt:



          Uploaded with ImageShack.us

          Überraschung: Das ist identisch mit der Butterworthvariante, da zahlt sich die teife Trennfrequenz aus, da dort die Treiber komplett koppeln und daher auch eine Linkwitzweiche somit zur Konstantleistungsweiche wird.
          Das erleichtert die später anstehende Weichenentwicklung ungemein....

          Nun "steht" im Wesentlichen das Konzept:
          Treiberauswahl, Schallwandmaße, Treiberpositionen, nun musste die Gehäuseabstimmung gemacht werden für die TMT in CB unter Berücksichtigung angenommener Frequenzweichenwiderstände. Da braucht mal wohl nix groß dazu schreiben, eine CB-Abstimmung dürfte wohl bekannt sein. Für den BB haben wir auch CB gemacht jeden Treiber im eigenen Gehäuseabteil und Alles ordentlich mit Mineralwlle (Isover) gestopft, um auch die virtuelle Volumenvergrößerung von ca. 1/3 mitnehmen zu können.
          Hat sich dann bei den Messungen auch so bestätigt.
          Ursprünglich hatten wir vor, die 2 8-Ohm TMT parallel anzuschließen, es stellte sich aber heraus, daß die dann lauter als der BB (8Ohm) gewesen wären, so daß im Endeffekt die eigentlich zu vermeidende Serienschaltung verwendet wurde.
          Erstaunlicherweise waren die doch sehr preiswerten Treiber aber bei den Parametern so dicht beieinander, daß es zum Glück keinerlei Probleme gab.

          Einer der Beteiligten baute dann das Mess-Probegehäuse auf, so daß dann die Messungen der Treiber im Gehäuse stattfinden konnten.

          Das folgt dann im Teil 4

          Gruß
          Peter Krips

          Kommentar


            #65
            Sehr schön!

            :F

            Jetzt erkenne ich auch dein(e) Simulationsprogramm(e).
            Tolvan.
            Gruß
            David


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              #66
              Hallo David,
              [QUOTE=Hifiaktiv;265766]
              Soll ich das hier per PN weitermachen ? Ausser dich interessiert es wohl keinen...:O, eigentlich....

              Jetzt erkenne ich auch dein(e) Simulationsprogramm(e).
              Tolvan.
              Ja eins davon, ich hätte am Ende der Reise ohnehin noch eine Linkliste zu den Tools gemacht.

              Noch eine Anmerkung: Was unter Teil 3 gesagt wurde, gilt ebenfalls voll für aktiv, ausser der Berücksichtigung eines Weichenwiderstandes bei der Gehäuseabstimmung.

              Gruß
              Peter Krips

              Kommentar


                #67
                Hallo Peter!
                Auch wenn es momentan so scheint als würde es kaum interessieren, halte ich es für sinnvoll es zu Ende zu bringen (wenn es dir nicht zu viel Aufwand bedeutet), weil man dann im Falle immer wieder darauf zurückgreifen kann.
                Gruß
                David


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                Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
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                Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
                Eine Bitte an Alle: nicht ganze (noch dazu große) Beiträge zitieren und darunter einen kurzen Kommentar schreiben! Besser (beispielsweise): "Volle Zustimmung zu Beitrag 37".
                Wichtig: zumindest versuchen, beim Thema bleiben!

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                  #68
                  Hallo David,
                  Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
                  Hallo Peter!
                  Auch wenn es momentan so scheint als würde es kaum interessieren, halte ich es für sinnvoll es zu Ende zu bringen (wenn es dir nicht zu viel Aufwand bedeutet), weil man dann im Falle immer wieder darauf zurückgreifen kann.
                  sollte ein Scherz sein, das Ding hier zieh ich durch....

                  Gruß
                  Peter

                  Kommentar


                    #69
                    Zitat von P.Krips Beitrag anzeigen
                    Hallo David,


                    sollte ein Scherz sein, das Ding hier zieh ich durch....

                    Gruß
                    Peter

                    .... schon lang nicht mehr so viel Interessantes auf einmal hier gelesen .....

                    vor allem auch der Leistungsbedarf im Grundton, der wird anscheinend bei Aktiv oft
                    unterschätzt - ich kenn keinen Hersteller, der in diesem Bereich stärkere oder auch nur
                    gleiche wie im Bass einsetzt ....

                    Ist meistens eine 50/30/20 Aufteilung


                    also, keep on going!

                    Grüße
                    Alex

                    Kommentar


                      #70
                      Bitte weitermachen Peter!

                      Ist aktuell einer der interessantesten Threads.

                      lG

                      Armin

                      Kommentar


                        #71
                        Hallo Alex,
                        Zitat von Astrokerl Beitrag anzeigen

                        vor allem auch der Leistungsbedarf im Grundton, der wird anscheinend bei Aktiv oft
                        unterschätzt - ich kenn keinen Hersteller, der in diesem Bereich stärkere oder auch nur
                        gleiche wie im Bass einsetzt ....

                        Ist meistens eine 50/30/20 Aufteilung
                        Mein Beispiel war ja auch eine recht "pathologische" Konstruktion. Bei einem Dreiweger mit MT+HT Kalotten im WG und einer Trennfrequenz zum Bass um 6-800 Hz sieht die Rechnung natürlich ganz anders aus, da kann so eine Aufteilung dann schon hinkommen.
                        120 dB gehen dann aber eher nicht........

                        Gruß
                        Peter Krips

                        Kommentar


                          #72
                          120 dB gehen dann aber eher nicht........
                          Was 120dB bedeuten, das habe ich bei meinen Klirrmessungen wieder deutlich "zu spüren" bekommen, wobei mir dann der letzte Schritt zu den 120dB (die meine Anlage könnte) der Mut gefehlt hat.
                          Ein "Warnzeichen" habe ich dazu bekommen, als beim Einpegeln eine der Endstufen abgeschaltet hat (die 400W Endstufe des "oberen" 10 Zoll Mitteltöners). Was kurzzeitig locker geht, das geht als Dauerton nicht mehr ohne dass irgendwas dabei passiert.

                          Es ist nämlich noch einmal ein großer Unterschied, ob man Musik spielt, wo man ab und zu bei Spitzen dort hin kommt, oder ob es sich um Dauertöne handelt. Ein derartiger Dauerton im Mitteltonbereich ist vergleichbar mit einer ganz lauten Sirene und die ist ja auch kaum auszuhalten. Im Bass vibriert alles im Raum samt Scheppergeräusche, die man sonst nie zu hören bekommt.
                          Gruß
                          David


                          WEBSEITE HiFiAKTIV: Klick mich
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                          Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
                          Meine Auffassung von seriösen Vergleichstests: Klick mich - Die bisherigen Testergebnisse: Klick mich - Private Anlage: Klick mich - Wann gefällt mir ein Musikstück? - Klick mich
                          Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
                          Eine Bitte an Alle: nicht ganze (noch dazu große) Beiträge zitieren und darunter einen kurzen Kommentar schreiben! Besser (beispielsweise): "Volle Zustimmung zu Beitrag 37".
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                          Kommentar


                            #73
                            Passivweichenentwicklung Teil 4

                            Hallo,
                            was noch fehlte, war zunächst noch ein Bild von den Probemessungen der BB-Auswahl auf meiner DIN-Wand auf Drehteller:



                            Uploaded with ImageShack.us

                            Drehpunkt Schallwandvorderkante Treibermitte


                            Nun kam bei den Messungen Lautsprecherbastelfreund Sven ins Spiel, der den Messknecht abgab....



                            Uploaded with ImageShack.us



                            Wir legten uns auf Messentfernung 1,5 m fest, bei allen Messungen Mikrofonhöhe angepasst auf BB-Mittelpunkt. Durchgeführt wurden 360 Grad-Messungen sowohl horizontal als auch vertikal. Höhe des BB über Boden ca. 2,5 m.
                            Falls nun jemand fragen sollte, wozu der Aufwand mit 360 Grad-Messungen, hier die Antwort.
                            Entwicklungsziel der Box war u.A. kontrollierte/gleichmäßige Energieabgabe, um das aber verlässlich einschätzen zu können, müssen solche Messungen halt her.
                            Im meinem Frequenzweichenentwicklungsprogramm kann man dann aus allen Winkelmessungen einen Durchschnittspegel berechnen lassen, der in sehr guter Nährung dem Energiefrequenzgang entspricht, ich komme noch darauf zurück.

                            Sven, unser Gehäusebauer, war skeptisch, daß die asymetrische Schallwand tasächlich wie simuliert Vorteile hätte und hat daher spitzfindigerweise die Schallwand so gebaut, daß man an der rechten Seite einen Streifen abbauen konnte, der dann an der linken Seite angeschraubt eine horizontal symetrische Schallwand ergab.

                            Hier die Messungen zunächst symetrisch:



                            Uploaded with ImageShack.us

                            Und Messung asymetrisch:



                            Uploaded with ImageShack.us

                            Wir haben dann diskret den Streifen dann wieder rechts angeschraubt, kein Wort mehr darüber verloren und die eigentlichen Messungen mit der asymetrischen Schallwand gemacht.

                            Wir haben dann die eigentlichen Messungen gemacht 360 Grad in 15 Grad Schritten, ergab dann horizuntal pro Treiber 24 Messungen, Verikal 22 Messungen (wieso da 2 Messungen weniger ?) also ingesamt 92 Messungen mit Probemessungen, noch folgenden Nahfeldmessungen, Impedanzmessungen insgesamt stark über 100 Messungen.

                            Nun musste mit ein paar Probemessungen zunächst ermittelt werden, wie die Fensterung der Messungen eingestellt werden sollten, denn selbstverständlich sollten es ja reflexionsfreie Messungen werden.

                            Hier ist insbesondere der erste Marker wichtig, der markiert, ab wann das Mikrofon "aufmacht". Der sollte so nah wie möglich am Startzacken des Zeitsignals liegen und er MUSS bei allen Messungen aller Treiber eines Lautsprechers an der gleichen Stelle bleiben, da nur dann die relativen Phasenbeziehungen der Treiber zueinander korrekt erfasst werden. Nun kann aber dieser Zacken bei 360 Grad-Messungen wandern und u.U. links vom Marker landen, das darf natürlich nicht passieren, denn dann ist die Messung nichts Wert. Speziell bei Vertikalmessungen muß man da aufpassen, da dann wie hier bei zwei Treibern einer dem Mikrofon näher kommt. Maximal ist der Effekt bei 90 Grad Winkel.

                            Also eine Probemessung gemacht 90 Grad Vertikal:



                            Uploaded with ImageShack.us

                            Prima, da passen die 4 ms auch noch, also wird der Marker für alle Messungen bei 4 ms "eingefroren" (Warum gibt es da zwei Zacken direkt hinter dem Marker ?)

                            Hier nun die 0 Grad Messung des BB, zunächst Zeitsignal:



                            Uploaded with ImageShack.us

                            Und der Schalldruckverlauf auf Achse, gut kann man auch den abfallenden Pegel durch den Bafflestep erkennen.



                            Uploaded with ImageShack.us

                            Wir haben uns dann für die Position des 2. Markers auf 16,55 ms entschieden vor den ersten deutlich sichtbaren Zacken, die Reflexionen bedeuten, was also einen offenen Fenster von 12,55 ms entspricht. Das ergibt eine reflexionsfreie untere Messfrequenz von ca. 88 Hz
                            Wer genau hinsieht kann etwas links vom Marker einen Minizacken entdecken. Da wäre eigentlich die Bodenreflexion zu erwarten gewesen, aber wie es der Zufall so will, lag bei mir eine dicke Schicht Steinwolle auf halbem Weg zwischen Mikro und Box....
                            Probemessungen mit dem 2. Marker vor diesem Zäckchen brachten keine nennenswerten Frequenzgangunterschiede, so daß wir das größere Fenster und somit auch die tiefere Grenzfrequenz wählen konnten.
                            Alle Messungen sind ohne Glättung gemacht worden (wenn schon, denn schon), eine minimale Glättung gibt es lediglich dadurch, daß das Messsystem auf drei aufeinander folgende Messimpulse eingestellt war, die dann gemittelt wurden. Das mache ich gerne, um den Störgeräuschabstand zu verbessern.
                            Hier noch die Schalldruckmessung des TT, ganz unten links unter dem Diagramm wird dann die untere Messfrequenz angezeigt.



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                            Die eigentlichen Messungen waren dann reine Fleißarbeit...

                            Hier noch die Nahfeldmessung des TT, die wird später noch eine Rolle spielen....



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                            Da kann man dann den in anderen Thread im Buchauszug beschriebenen Frequenzgangabfall zu höheren Frequenzen "bewundern"

                            Nun wurden als weitere Fleissarbei die Messungen in das Format konvertiert, das mein Weichenentwicklungsprog einspielen kann.

                            Es wurden 3 Treiber mit den BB-Messungen angelegt:
                            1. nur Horizontalmessungen
                            2. nur Vertikalmessungen
                            3. Horizontal- UND Vertikalmessungen kombiniert.

                            Das Gleiche für die TT's, zusätzlich noch ein Treiber angelegt, an dem die 0 Grad Messung und die Nahfeldmessung "zusammengeflickt" sind.

                            Das gibt dann (Variante 3) ein völlig unübersichtiches Polardiagramm, hier mal der BB:



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                            Interessanter ist dann der Energieverlauf daraus:



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                            Da ist auch deutlich der Buckel um 2000 Hz erkennbar, der schon in der obigen 0 Grad Messung zu sehen ist. Da wird sich bei der Weiche Handlungsbedarf ergeben.

                            Das Gleiche noch für den TT, nur das Energiediagramm:



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                            Ein paar Dinge fallen auf (??)
                            1. Der bei der obigen Achsenmessung erkennbare Bafflestepabfall ist weg. Nun, hier ist der in alle gemessenen Winkel abgestrahlte Schall gemittelt worden, somit ist die gesamte abgestrahlte Schallenergie wieder im Boot.
                            2. fällt die Energiekurve ab 300 Hz ab, da würde man ja bei 170er Treibern nicht erwarte, die hätten doch eine deutlich höhere Bündelungsfrequenz, bei der der Effekt erst auftreten dürfte.
                            Nun, die Treiberanordnung bündelt ja horizontal und vertikal unterschiedlich, hier mal nur horizontal:



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                            Dann Vertikal:



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                            Da sind wohl deutliche Unterschiede zu erkennen, da verwundert es auch nicht, daß die Kombi horizontal+vertikal nochmals anders aussieht.

                            Schlussfolgerung daraus:
                            Wer bei der Entwicklung eines Lautsprechers auch das Energieverhalten der Zweige/der Gesamtbox im Auge behalten/optimieren will, kommt um 360 Grad-Messungen horizontal UND vertikal kaum herum.
                            Die im Vorfeld gemachten Simus waren zwar nicht falsch, die Tendenzen findet man ja in den Messungen wieder, aber die Kombination horizontal/vertikal war halt nicht so ohne Weiteres simulierbar.
                            Obwohl laut den d'Appo Kriterien auch oberhalb 700 Hz Trennfrequenz noch "gegangen" wäre, offenbaren die Energiekurven, daß 300 Hz Trennfrequenz bezüglich Energieverhalten gerade noch so gehen.

                            Soweit das Messthema, in die Weichenentwicklung steigen wir ab Teil 5 ein...

                            Gruß
                            Peter Krips

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                              #74
                              Hallo Peter:
                              Ich nehme an, dass die symmetrische Schallwand aber auch schmäler war. Ist der gemessene Effekt nicht darauf zurück zu führen (Bafflestep)?

                              Kannst du bitte einmal die Bedeutung des Energieverlaufs/Energieverhaltens erklären?
                              Gruß
                              David


                              WEBSEITE HiFiAKTIV: Klick mich
                              Einen "Audio-Laien" erkennt man daran, dass er sich viel mehr mit Audiokomponenten beschäftigt als mit Raumakustik, LS-Aufstellung und Hörplatzwahl.
                              Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
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                              Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
                              Eine Bitte an Alle: nicht ganze (noch dazu große) Beiträge zitieren und darunter einen kurzen Kommentar schreiben! Besser (beispielsweise): "Volle Zustimmung zu Beitrag 37".
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                                #75
                                Hallo David,
                                Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
                                Hallo Peter:
                                Ich nehme an, dass die symmetrische Schallwand aber auch schmäler war. Ist der gemessene Effekt nicht darauf zurück zu führen (Bafflestep)?
                                Nein, die Schallwand war genauso breit (50 cm), der Streifen der rechts abgenommen wurde, wurde dann links angefügt, so daß dann horizontal die Treiber auf der Mittelline waren (als links und rechts 25 cm weg) bei asymetrisch sind die Abstände 30,6 / 19,4 cm.

                                Kannst du bitte einmal die Bedeutung des Energieverlaufs/Energieverhaltens erklären?
                                Da sind wir wieder mitten in der Funktion des Hörappatates, da könnte Babak wohl mehr dazu sagen.
                                Gehen wir mal von einem Hörraum aus, der eine komplett frequenzneutrale Nachhallzeit hat. In dem erreicht das Gehör nicht nur die erste (idealerweise) unverfärbte, also lineare Wellenfront sondern auch jede Menge entweder direkte Reflexionen oder später über mehrere Reflexionen oder Nachhall auch das Ohr. All das, was da noch so später kommt trägt zur Klangfarbenerkennung oder zur nachträglichen Erhöhung des Lautstärkeeindrucks bei.
                                Damit das aber nicht zu klangverbiegungen kommt, sollte die Summe dessen, was später noch am Ohr ankommt, aber dem Direktschall entsprechen. Das funktioniert aber nur, wenn er (idealerweise) über alle denkbaren Richtungen gemittelt genau den gleichen Frequenzverlauf abstrahlt wie auf seiner Hauptstrahlachse.
                                Idealerweise kann man so etwas in einem Hallraum messen, den dort kann man die gesamt abgestrahlte Schallenergie messen. Und die sollte dem Achsenfrequenzgang entsprechen.
                                Es gibt ja ausführliche Untersuchungen von Harman, ich glaube Toole hat die gemacht, in dem man die Klangqualität von Lautsprechern mit unterschiedlichen Abstrahl/Energieverhalten beurteilen ließ (unter Wohnraumbedingungen). Klare Sieger waren Lautsprecher mit linearem Frequenzgang und ausgeglichenem Energieverhalten. Ich muß das Paper mal auf meiner Kiste aufstöbern, interessant war, soweit ich mich erinnere, welche z.T. wohlbekannte Lautsprecher da durch den Rost gefallen waren.
                                Auch unter nicht idealen Abhörbedingungen haben die sauber abstrahlenden Lautsprecher gewonnen.

                                In der Praxis muß das Energieverhalten nicht konstant sein, wenn es oberhalb ca. 500 Hz um 3-6 dB bis 20000 Hz abfällt ist wohl am angenehmsten. Wobei 3 dB für eher trockenere Räume empfohlen wird, 6 dB eher für hallige Räume. Der Achsenfrequenzgang muss dann aber linear sein.
                                Wichtig ist, daß das Energieverhalten gleichmäßig verläuft, es darf dann keine Aufweitungen oder Einschnürungen ("Tannenbaum") haben.
                                Genau diese Zusammenhänge sind ja der Grund, warum sich Studiomonitorlautsprecherhersteller so einen Hals mit Wavequides und kontrollierter Bündelung sogar z.T. im Bass machen.
                                Da geht es genau um das oben besprochene Thema.
                                Ich hoffe, das war verständlich dargestellt.

                                Gruß
                                Peter Krips

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