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Silvius Leopold Weiss (1687-1750) - "Es soll nur Sylvius die Laute spielen."

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    Silvius Leopold Weiss (1687-1750) - "Es soll nur Sylvius die Laute spielen."

    Silvius (oder Sylvius) Leopold Weiss war so etwas wie der Lang-Lang des Barock: einer der bestbezahlten Lautenspieler und Komponisten des Barock. Leider ist er heute nur noch einem kleinen Kreis bekannt.


    Kupferstich von Bartolomeo Folin, 1766
    nach einem Gemälde von Balthasar Denner (ca. 1730)



    Zu seiner Biographie (alle Angaben stammen von der sehr schönen Website www.slweiss.de):

    Geboren wurde Weiss im Jahre 1687 in Grottkau bei Breslau. Unterrichtet in der Laute wurde er - wie seine zwei Geschwister - von seinem Vater, Johann Jacob. Seit 1706 stand Weiss im Dienste des Pfalzgrafen karl Philipp aus dem Hause Pfalz-Neuburg und seit 1718 war er Kammermusiker am Hofe August des Starken wo er bis zu seinem Tode blieb.

    Ich zitiere von der Website www.slweiss.de (habt Nachsicht mit meiner Faulheit):

    Er erhielt ein für die damalige Zeit ungewöhnlich hohes Gehalt von jährlich 1000 Talern. Als Friedrich August II. 1733 seinem Vater auf dem Thron folgte, erhöhte er das Gehalt "ohne sein Ansuchen" auf 1200 Taler und 1744 auf 1400 Taler. Der Lautenist war damit der am besten bezahlte Orchestermusiker am Dresdner Hof.
    ...

    Im Jahr 1739 traf Silvius Leopold Weiss seinen Leipziger Kollegen Johann Sebastian Bach. Wilhelm Friedemann Bach, Organist an der Sophienkirche in Dresden, war damals bei seinem Vater zu Gast. Er brachte S.L. Weiss und dessen Kollegen und Schüler Kropfgans, der ebenfalls Lautenist in Dresden war, allerdings am Hof des Grafen von Brühl, mit nach Hause. Über das Zusammentreffen mit dem Leipziger Meister berichtet Johann Elias Bach, der Neffe von J.S. Bach, der zu dieser Zeit sein Privatsekretär und Hauslehrer von Bachs Kindern war.

    Wie bereits erwähnt, wurde Weiss ebenso wie J.S. Bach von dem Grafen Hermann von Keyserlingk protegiert. Bei D. Charlton kann man nachlesen, dass die beiden Musiker sich bei verschiedentlichen Gelegenheiten in Dresden getroffen haben. Möglicherweise hat J.S. Bach sogar einige seiner Lautenkompositionen für Weiss angefertigt. Bereits ab 1717 war J.S. Bach immer wieder am Hof von Dresden, - nach 1733 war außerdem sein Sohn W.F. Bach Organist an der Sophienkirche. So gab es für sie viele Möglichkeiten des Zusammentreffens.

    J.F. Reichardt schreibt 1805 von einem Zusammentreffen der beiden Musiker, bei dem sie ihre musikalischen Fähigkeiten in einem Wettstreit erprobten: "Wer die Schwierigkeiten der Laute für harmonische Ausweichungen und gut ausgeführte Sätze kennt, der muß erstaunen und kann es kaum glauben, wenn Augen- und Ohrenzeugen versichern, daß der große Dresdner Lautenist Weisse mit Sebastian Bach, der auch als Clavier- und Orgelspieler groß war, in die Wette phantasiert und Fugensätze ausgeführt hat."

    Weiss hatte kein Interesse daran, seine Werke zu veröffentlichen. Von den über 650 uns bekannten Werken wurde nur ein einziges zu seinen Lebzeiten gedruckt: das Presto in B-Dur in "Der getreue Musik-Meister"von Georg Philipp Telemann 1728. Es sollte neben einer Suite von E.G. Baron als Beispiel für eine Lautentabulatur dienen.

    Seine Werke sollten seine eigene Virtuosität herausstellen, und so behielt er sie für sich, wie später noch viel mehr Paganini und auch Mozart mit seinen Klavierkonzerten.

    Am 16. Oktober 1750 starb Weiss. Er hinterließ seine Frau Elisabeth mit sieben Kindern. Sein Sohn Johann Adolf Faustinus (1741-1814) folgte seinen Spuren und wurde später Kammerlautenist am Dresdner Hof.

    Trotz seines, für einen Musiker seiner Zeit außergewöhnlich hohen Gehalts, hinterließ Weiss seiner Familie nichts. Wahrscheinlich hatte er sein Geld für einen standesgemäßen Lebenswandel aufgebraucht.
    Lange Zeit wurden die überlieferten Werk von Weiss nicht aufgeführt; erst im 20. Jahrhundert erfolgte eine Wiederentdeckung. Seit etwa 1980 werden seine Werke wieder veröffentlicht. Mittlerweile gibt es auch eine Vielzahl von Einspielungen. Ich selber bin durch die seit mehreren Jahren kontinuierlich erfolgende Gesamtaufnahm von Robert Barto bei Naxos auf ihn aufmerksam geworden. Derzeit (Stand Januar 2009) ist die Reihe bei Vol. 9 angekommen.



    Daneben gibt es noch sehr schöne Einspielungen von Jakob Lindberg:





    Die meines Erachtens schönsten Aufnahmen, sowohl was die Interpretation als auch die Aufnahmequlität angeht, stammen von dem kanadischen Lautenisten Michel Cardin.





    Leider gibt es die nur sehr begrenzt in Deutschland zu kaufen. Man kann sie aber bei dem Musiker selbst bestellen (was ich auch getan habe) und zwar über seine Website http://www.michelcardin.com/


    VG, Bernd

    #2
    Michel Cardin gefällt mir auch am besten. Außerdem kann ich noch das (sehr preisgünstige) 3 CD-Set mit Terrell Stone empfehlen:



    Das Warschauer Manuskript, aus dem er spielt, überschneidet sich teilweise mit dem aus London, das Cardin als Basis für seine Aufnahme gewählt hat. Sowohl Stone als auch Cardin spielen die Suiten S-C 1, S-C 2, S-C 11, S-C 12 und S-C 15. Stone hat unter dem Titel "Parthia Nr. 6" außerdem noch S-C 49 auf dem Programm.

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      #3
      Hi,

      Zitat von Spalatro Beitrag anzeigen
      Michel Cardin gefällt mir auch am besten. Außerdem kann ich noch das (sehr preisgünstige) 3 CD-Set mit Terrell Stone empfehlen:

      Danke für den Tipp. Ist schon bestellt.

      VG, Bernd

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        #4
        Ich habe mir gestern zwei Suiten von Weiss angehört (die Aufnahme mit Cardin!). Sehr ansprechend! Erst einmal wundert einen, wie voll die Laute klingt im Unterschied zu einer Gitarre! Das paßt sehr zum Barock und seinem Ideal der >Fülle<. Der Tonsatz ist so geschickt, daß ich mir immer wieder vorgestellt habe, wie das auf dem Klavier klingen würde, transkribiert! Kein Wunder für mich, daß er bei den Zeitgenossen so gefragt war! Die Musik ist zudem sehr melodisch - die Melodik verweist finde ich schon auf die Frühklassik. Sehr spannend immer wieder seine sehr kühnen Modulationen. Interessant auch im Beiheft die Frage der Notierung. Der Spieler kann aus der Notierung der Grifftechnik die Phrasierung, die sonst nur schwer zu rekonstruieren wäre, entnehmen. Übrigens notiert Stockhausen - aus anderen Gründen natürlich und hier noch weiter gehend - bei den Mikrotonintervallen von Blasinstrumenten nur noch die Griffe, weil sich das in Noten nicht mehr ausdrücken läßt.

        Wirklich sehr schön! Wenn diese Musik für andere Instrumente transkribiert würde, wäre das auch aus dem Grund nicht schlecht, weil es den Bekanntheitsgrad von Weiss erheblich steigern würde! Lautenmusik ist in unserer Zeit ja nun eine Nische - bei der Gitarre ist bzw. war es ähnlich, inzwischen haben die Gitarristen dann doch einiges getan für die Popularisierung ihres Instruments!

        Beste Grüße
        Holger

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          #5
          Robert Barto

          Tach,

          endlich hat Robert Barto seine Einspielung der Suiten von Weiss mit der mittlerweile 11 CD fortgesetzt:


          http://www.amazon.de/gp/product/B006...ls_o01_s00_i01

          Und es lohnt sich, eine sehr schöne Aufnahme.

          VG Bernd

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            #6
            Hallo Bernd!

            Mittlerweile habe ich alle 11 Naxos CDs von Reno Barto mit Silivus Leopold Weiss Werken, davon muss ich noch 2 erstmalig anhören. Mir gefallen alle sehr gut, ich bin ein großer Weiss-Lauten Fan durch Deine Forenbeiträge geworden!. Vielen Dank für Deine diesbezügliche Berichterstattung! "Mein" zweiter Lautenkomponist, den ich sehr schätze, ist John Dowland (da habe ich die Einspielungen mit Paul O'Dette und Nigel North - beide sehr gut - ebenfalls Tipps von Dir).

            Beste Grüße

            Gerhard

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              #7
              Hallo Gerhard,

              Zitat von Gerhard Beitrag anzeigen
              ... Mittlerweile habe ich alle 11 Naxos CDs von Reno Barto mit Silivus Leopold Weiss Werken, davon muss ich noch 2 erstmalig anhören.
              Na da warst du anscheinend diesmal schneller als ich; ich habe erst vor wenigen Tagen mitbekommen, dass Vol. 11 schon erschienen war

              Freut mich, dass dir meine Tipps gefallen haben.

              VG Bernd

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                #8
                AW: Silvius Leopold Weiss (1687-1750) - &quots soll nur Sylvius die Laute spielen.&quot;

                Tach,

                die von mir bereits früher gelobte Aufnahme der Sonaten des kanadischen Lautenisten Michel Cardin gibt es nun in einer preisgünstigen Box von Naxos:



                https://www.jpc.de/jpcng/classic/det...t/hnum/6581932

                Wenn ich sie nicht schon vor sechs Jahren bei dem Musiker selbst bestellt hätte, würde ich sie jetzt kaufen.

                Bei Spotify gibt es immerhin die auch nicht schlechte Einspielung von Robert Barto

                http://open.spotify.com/artist/2CnMgd69h3tuIxd875biVF

                Viele Grüße Bernd

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