AW: Vergangenheit..........
Ich fasse es nicht! So begriffsstutzig kann man doch nicht sein! Hast Du noch nie etwas von suggestiver Berichterstattung gehört? Es kommt nicht nur darauf an, über was man berichtet, sondern auch wie und in welchem Kontext. Die Gesetzmäßigkeiten der Rhetorik gelten auch für Journalistik, nämlich wenn es darum geht, eine bestimmte Wirkung zu erzielen beim Leser durch die Auswahl der Dinge, über die man berichtet oder nicht berichtet, durch Betonung, Pointierung etc. Suggestiv ist eine Nachricht, welche den Bericht eines Einzelfalls so aufgeplustert: Seht mal, hier haben wir schon wieder ein Beispiel dafür, wie gefährlich Flüchtlinge sind! Da geht es eben nicht nur um einen Tatsachenbericht, sondern gezielt darum, den Leser durch die Art der Berichterstattung zu beeinflussen, ihm sozusagen "Nahrung" für seine Vorurteile zu bieten und so diese weiter zu verbreiten. So etwas nennt man Populismus. Das ist ein Konstruktivismus, wenn man so will. Nicht die Fakten werden erfunden, sondern die Erfindung besteht darin, die Darstellung der Fakten so aussehen zu lassen, als könne man sie nur auf die eine und einzige Weise deuten, also eine Eindeutigkeit zu suggerieren, nämlich: Weil es vereinzelte Straftaten von Migranten gibt, ist die Gruppe der Migranten als solche eine Gefahr für die Gesellschaft. Diese Schlussfolgerung ist aber rein suggestiv - und man muss schon ziemlich naiv und blauäugig sein, um das nicht zu sehen. Natürlich wird die Zielgruppe, welche für solche suggestiven Berichte anfällig ist, weil sie das Vorurteil teilt, diese Berichte für rein "objektiv" und für nichts als die Wahrheit und reine Wahrheit halten. Für diese Gruppe werden die Berichte ja auch geschrieben. Sowas nennt die Medienwissenschaft eine "Filterblase". Sie besteht in der Rekursivitätsschleife, dass das Vorurteil immer nur bestätigt werden, eine Art Zirkel, aus dem man nicht mehr rauskommt, denn das, was das Vorurteil nicht bestätigt, wird entweder gar nicht mehr wahrgenommen oder als irrelevant für die Bestätigung der eigenen Vormeinung gewertet. Dafür hast Du selbst ein schönes Beispiel gegeben. Wenn man Dir nämlich ein Gegenbeispiel bringt, wie den Anschlag hier in Münster, dann wertest Du diesen Fall völlig willkürlich, aber eben im Sinne Deiner Filterblase, welche wertend die Dinge selektiert, als "Ausnahme", welche auch wieder nur die "Regel" ("solche Anschläge werden immer nur von "Ausländern" begangen") bestätigt. Hier darf man mal frei Sir Karl Popper zitieren: Meinungen, die nur verifizierbar und nicht falsifizierbar sind, sind nicht rational, sondern irrational. Und das heißt: Hier besteht Aufklärungsbedarf!
Schöne Grüße
Holger
Zitat von David
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Holger
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