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Jazz Tales ( Buch Tipp )

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    Jazz Tales ( Buch Tipp )



    Verlag edel classics GmbH, Hamburg
    128 Seiten / ca. € 35,00
    Musik ist zum Hören da, aber sie schreibt auch Geschichte. Ob die Sex Pistols mit „God shave the Queen“ oder Wagner mit dem Tristan Akkord. Aber Musik ist auch immer ein Zeichen der Zeit. Die Sex Pistols zeigten der Öffentlichkeit eine neue Mode und die aktuellen Casting Shows bringen austauschbare Musik an austauschbare Hörer. Musik ist also immer mehr als das reine Hören. Die Earbooks des edel Verlags bringen Musik, Bilder und Text zusammen. Das sieht manchmal einfach nur schön aus, bringt ein anderes Mal eine Menge Hintergrundinfos. „Jazz Tales“ ist anders. Schön ist das Buch auch, denn die vielen Porträtfotos der Künstler sind einfach angenehm anzuschauen. Aber das Buch ist mehr. Die vielen Interviews, aus dem der Textteil des Bandes besteht, zeichnen ein Bild von engagierten Musikern – oft ohne andere Perspektiven – wie sie gegen eine feindliche Welt ihr Leben und ihre Musik stellen. Das gibt dem Lächeln eines Tommy Flanagan eine anderen, tieferen Bedeutung, lässt die irgendwie auch erschöpft wirkende Ella Fitzgerald in nur einem Bild auf ihr Leben zurückblicken und lässt uns Betrachterin dem in seiner Musik entrückten Gesicht von Art Blakey die Musik als eine Zuflucht für wahrscheinlich sonderbare Menschen in einer absonderlichen Welt erkennen.

    „[Der Polizist] hatte noch nie einen schwarzen neben einem weißen Kerl in einem Auto sitzen gesehen“ „... ich wachte in einem Krankenhaus auf“. Jazz und Amerika lagen im Krieg. Die Schwarzen eroberten mit ihrer Musik eine Öffentlichkeit, die ihnen von der mit der Unterdrückung der Nigger gut lebenden Masse nicht gegönnt wurde. Plötzlich wurde dem White Trash die Schicht genommen, die sie von dem unteren Ende der Gesellschaft trennte.

    In Zeiten von farbigen Außenministern in Amerika kommen einem solche Geschichten wie
    Relikte aus einer unvorstellbar lange vergangenen Epoche vor – die Realität sieht lieder immer noch anders aus. Zurück zur Musik. Auf vier CDs bringt „Jazz Tales“ die passende Untermalung zu den Interviews. Dabei handelt es sich nicht um eine musikalische Bestandsaufnahme des Themas Jazz, sondern um musikalische Zitate zu den im Buch zu Worte kommenden Menschen. Und darin besteht der grundsätzliche Wert dieses Bandes: Musik, Leben und Bilder von besonderen Menschen zu präsentieren. Jetzt ist nicht jeder Jazzer gleich ein guter Mensch oder ein Weltverbesserer. Oft zeigen die Schilderungen, dass versucht wurde, einfach nur gut zu leben. Aber die Texte erzählen von besonderen Menschen in einer besonderen Zeit. Da können heutige Acts, die mit ihrer schweren Kindheit Kohle machen wollen, mal erfahren, wie man intelligente Musik trotz verheerender Lebensverhältnisse lebt.

    Wer sich auf dieses Buch einlässt, wird Jazz mit anderen Ohren hören. Der Jazz als reine Musik ist historisch wichtig und für viele die einzige Art, guter Musik. Aber nach diesen beeindruckenden Bildern und den bewegenden Geschichten der Musiker gewinnt der hier präsentierte Jazz eine so für manche neue Lebendigkeit.


    Macht aus einer Musikrichtung eine nachfühlbare Geschichtsstunde.

    quelle http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2363

    #3
    Meine Jazz-Odyssee. Die Autobiografie von Oscar Peterson mit Richard Palmer



    Von Ella Fitzgerald über Roy Eldridge bis zu Charlie Parker - Jazzpianist Oscar Peterson kennt sie alle, das "who-is-who" der internationalen Jazzlegenden, und beschreibt in seiner Autobiografie seine ganz persönliche Begegnung mit ihnen. Zusammen mit Co-Autor Richard Palmer lässt Oscar Peterson Jahrzehnte der Musikgeschichte wieder aufleben und erzählt gleichzeitig seinen unvergleichlichen Lebensweg, der von einigen Schwarzweißfotos untermalt wird.
    "Meine Jazz-Odyssee" ist entgegen seinem Titel nicht von Irrwegen gezeichnet, sondern liest sich wie eine erfolgreiche Lebensgeschichte in der einzigartigen Welt des Jazz. In vertraulichem Ton schildert Oscar Peterson seine Erlebnisse. Anekdoten werden ausgeplaudert, und man liest die Freude aus den Zeilen, die Oscar Peterson dabei hatte, in seinen Erinnerungen zu schwelgen. Den ausschließlich musikalischen allerdings. Privates, wie den Grund seiner gescheiterten Ehen, die Beziehung zu seinen Familienmitgliedern sowie das Ausmaß der Rassentrennung, der er als Schwarzer während seiner Tourneen ausgesetzt war, wird fast vollständig ausgeklammert - nur deswegen ein Stern Abzug.
    Lesenswert!

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      #4
      Zawinul. Ein Leben aus Jazz



      Jazz-Kenner schätzen und bewundern am Klavierspiel von Joe Zawinul die besondere Schwärze. Dabei ist Zawinul weder Farbiger noch US-Amerikaner, er stammt vielmehr aus Wien-Erdberg. Sein Weg nach Übersee in die Hochburgen des Jazz, sein rascher Erfolg in den Bands von Dinah Washington oder Cannonball Adderly ist Teil einer der ganz großen Musiker-Erfolgsstorys des 20. Jahrhunderts.

      Das großformatige Buch präsentiert Joe Zawinul in Gesprächen mit dem Journalisten Gunther Baumann, ergänzt durch zahlreiche Fotografien, vor allem aus dem beruflichen Leben des Musikers. Der Leser lernt einen selbstbewussten, niemals von Zweifeln geplagten Menschen kennen, der sich selbst und anderen stets kompromisslos höchste Qualität abverlangt.

      Zawinuls Weg aus der Wiener Nachkriegsarmut ins gelobte Land des Jazz war keineswegs der einzige Quantensprung seiner Biografie. Nicht minder erstaunlich ist die glänzende Karriere der von ihm gegründeten Fusion-Band Weather Report, die wirklich viel Geld verdiente, denn für Jazzmusiker ist dies die Ausnahme. Das Erfolgsrezept würde man heute mit dem Schlagwort "crossover" benennen: Auf der Basis von guter Jazzmusik gelang es, einen Stil zu entwickeln, der an das Rock-'n'-Roll-Idiom anknüpfte. So ließ sich die Jazz-Flaute der 70er-Jahre umschiffen.

      Bei Zawinuls ereignisreichem Leben gerät auch sein Umfeld und damit weitere bedeutende Musiker in den Blick des Lesers. Zum Beispiel der Pianist Friedrich Gulda, der sein Glück immer wieder im Jazz suchte, bis er schließlich auf schlüpfrigeres unterhaltungsmusikalisches Parkett geriet. Ein Konzertauftritt in Köln gemeinsam mit Zawinul samt anschließender Tournee platzte fast, denn Gulda wollte Zawinuls hohen Ansprüchen nicht genügen. Und solche Geschichten machen die Lektüre des recht umfangreichen Buches kurzweilig und spannend. Für Jazz-Fans ist der Band ein Muss. Bei Sympathisanten wird er Interesse wecken und einen guten Einstieg in die Welt von Jazz und Fusion bieten. --Michael Wersin

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        #5
        Liest

        sich sehr angenehm, ist sehr informativ und beschreibt viele "klassische" Aufnahmen ausführlich.

        Das große Buch vom Jazz von John Fordham




        Gruß Thomas

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          #6
          Das Jazzbuch.



          Kurzbeschreibung
          Konnte man bis in die 60er Jahre von einer geradlinigen Entwicklung des Jazz sprechen, die vom Ragtime über Dixieland und Bebop zum Free Jazz führte, so gilt für den Jazz der 80er Jahre, daß es Stil ist, alle stilistischen Grenzen zu überschreiten. Wenn man überhaupt noch von Spielarten sprechen kann, so sind das Klassizismus, Neoklassizismus, Free Funk, Weltmusik und No Wave, deren charakteristische Merkmale dargestellt und deren wichtigste Vertreter, so weit sie sich überhaupt einer bestimmten Stilrichtung zugehörig fühlen, vorgestellt werden. Wie in den bisherigen Ausgaben werden nicht alle Jazzmusiker, die inzwischen die Szene betreten haben, einfach aufgelistet; vielmehr werden - stellvertretend für viele - die Musiker ausführlich gewürdigt, die prägend für die Entwicklung der letzten Jahre waren. So werden David Murray und Wynton Marsalis als Vertreter des Klassizismus der 80er Jahre vorgestellt. In den verschiedenen Instrumentalkapiteln werden selbstverständlich ebenfalls stilbildende Musiker ergänzt; darüber hinaus wird auch über neue Entwicklungen im Instrumentalbereich selbst berichtet.
          Über den Autor
          Joachim-Ernst Berendt, 1922-2000, 1945 Mitbegründer des Südwestfunks und bis 1987 Leiter der Jazzredaktion, hatte sich nicht zuletzt mit seinem Jazzbuch internationales Renommee erworben.
          Günther Huesmann, Jahrgang 1957, Studium der Musikwissenschaft, Film und Fernsehen sowie Pädagogik; Autor von Jazzsendungen und Festival-Organisator, war bereits für die vorhergehende Überarbeitung in Absprache mit Berendt zuständig und ist Autor der Neuausgabe.

          quelle http://www.musica.at/musikbuecher/index2.htm

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            #7
            Hans-Jürgen Schaal Stan Getz
            Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten

            228 Seiten, 88 Abb., Hardcover
            € 24,80 / SFr 48,–
            ISBN 3-923657-44-7

            Ein plastisches Bild von Leben und Werk des
            Tenorsaxophonisten. Auffallend ist, wieder einmal, das
            für den jazzfreundlichen Oreos-Verlag typische hohe
            Niveau, auch was Sprache und editorische Sorgfalt angeht.



            »Stan gets the money« – Lester Youngs berühmtes Wortspiel bringt es auf den Punkt, was viele schwarze Musiker um 1950 empfanden. Aber mit den Jahren zeigte sich, daß Stan Getz, der Sohn jüdischer Immigranten aus der Bronx, mehr als nur einer von vielen Cool-Tenorsaxophonisten war, die die Früchte anderer ernteten. Er offenbarte sich als einer der großen Melodiker des neuen Jazz, und als ein Musiker, dem es gelang, sogar in die Pop-Hitparaden vorzustoßen, ohne seine künstlerischen Ideale zu korrumpieren.Hans-Jürgen Schaal zeichnet ein einfühlsames und konturenscharfes Porträt des sensiblen schwierigen Eigenbrötlers Stan Getz und unterzieht das riesige Schallplattenwerk des Saxophonisten mit dem legendären Ton einer kritischen Sichtung.

            quelle http://www.oreos.de/getz.htm

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              #8
              Jazz im New York der Wilden Zwanziger



              …so heißt ein Buch, das Anfang September im Gerstenberg Verlag erscheint. Freundlicherweise wurde mir vorab schon einmal das PDF der Publikation zur Verfügung gestellt. Es ist ein Bilderbuch in erster Linie, mit exquisiten Zeichnungen aus der Feder von Robert Nippoldt, begleitet von den Texten des Jazz-Publizisten Hans-Jürgen Schaal Stan Getz - der bei Enja tätig ist, für Jazzthing arbeitet und eine Biographie über geschrieben hat.
              Das Buch lebt auf den ersten Blick jedoch von Robert Nippolts exquisiten Zeichnungen, die mit ihren harten Kontrasten und der sparsam-eleganten Kolorierung dem Sujet und den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts verblüffend authentisch wirkt.
              Man kennt die alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Künstler aber wie jedem guten Künstler geling es Nippoldt die Essenz herauszuarbeiten und offensichtlich liegen ihm auch die Zwanziger Jahre - hat er doch im gleichen Verlag, in gleicher Ausstattung schon ein Buch über die Gangster in Chicago der Zwanziger Jahre gestaltet.
              Gute Illustrationen alleine sind es aber nicht, die dieses Buch zu etwas Besonderem machen, es ist die herausragend gelungene Typographie, die sich durchs ganze Werk zieht und die es voraussichtlich zum reinen Vergnügen macht, das fertige Buch zur Hand zu nehmen.
              Hans-Jürgen Schaals Texte sind kurz und prägnant. Die wichtigsten Lebensdaten werden angerissen und die ausgewählten Zitate werfen Schlaglichter auf die Persönlichkeit der ausgewählten Musiker.
              Es sind die großen der 20er Jahre: Big Beiderbecke, Bessie Smith, Louis Armstrong, Fats Waller, Duke Ellington und andere mehr - insgesamt werden 24 Musiker portraitiert , die auch auf der Begleit-CD des Buchs zu hören sind.

              quelle http://jazzblogger.de/index.php/jazz...den-zwanziger/

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                #9
                Michael H. Kater Gewagtes Spiel

                azz im Nationalsozialismus
                Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter. 453 S. Paperback, Deutscher Taschenbuch Verlag, DM 38,00



                Nach dem Ersten Weltkrieg strömte moderne Musik nach Deutschland ein, Tanz- und Konzertchören schossen aus dem Boden, international bekannte Künstler waren zu Gast. In der »arischen Kultur« des Nationalsozialismus dann hatte eine Kunst, die von Spontaneität, Improvisation und vor allem Individualität geprägt war, keinen Platz mehr, zumal viele der Protagonisten Farbige oder Juden waren. Doch blieben die Fronten uneindeutig: Jazzbegeisterung im »Dritten Reich« bedeutete nicht unbedingt Gegnerschaft zum Regime, andererseits wies der braune Kulturbetrieb verblüffende Widersprüche auf, und nicht selten verkehrten geschniegelte SS-Führer in den luxuriösen Swing-Bars Berlins, um von der »verbotenen Frucht« zu kosten. Der Historiker Michael H. Kater, selbst Jazzmusiker, legt auf der Basis gründlicher Recherche sowie Korrespondenz und Interviews mit Zeitzeugen eine Untergrundgeschichte des Jazz vor.

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                  #10
                  Wilde Musik in bewegter Zeit
                  Robert Nippoldt und Hans-Jürgen Schaal: "Jazz im New York der wilden Zwanziger". Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2007. 144 Seiten

                  Erfunden wurde der Jazz bekanntlich in New Orleans, aber quasi die Welthauptstadt des Jazz war New York in den 1920er Jahren. Dem Geist dieser Zeit spürt Robert Nippoldt mit exquisiten Zeichnungen nach. Der Jazz-Experte Hans-Jürgen Schaal ergänzt die Bilder um kenntnisreiche Texte, die Einblick gewähren in die Musikszene jener Jahre.

                  Die historische Wahrheit über die Geburt und das Aufwachsen des Musikgenres Jazz aufzuspüren , fällt nicht leicht. In New Orleans, der Geburtstadt des Jazz - wenigstens da ist man sich einig - trafen sich um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert ja keine Musiker, die präzise Angaben über ihre Spielweise hinterließen oder sorgfältige Besetzungslisten erstellten. Im Gegenteil: sie traten mit Vorliebe im Rotlichtviertel Storyville auf, das sich durch eine hohe Kriminalitätsrate "auszeichnete"; und von dem Kornettspieler Buddy Bolden, allgemein als eminent wichtiger und populärer Musiker dieser frühen Zeit bezeichnet, existiert keine einzige Musikaufnahme. Zu dem Wenigen, was man über ihn weiß, gehört hingegen, dass er lange Jahre seines Lebens in einer psychiatrischen Anstalt verbrachte.

                  Trotzdem ist die Lust am Fabulieren über den frühen Jazz ungebrochen. Der international bekannte Schriftsteller Michael Ondaatje tut es, sein Roman "Buddy Boldens Blues", erzählt die Geschichte eben dieses Jazz-Pioniers; und der englische Autor Geoff Dyer legte vor einigen Jahren mit "But Beautiful" eine vorzügliche fiktionale Untersuchung über eine Handvoll Jazzmusiker vor, als deren gemeinsames Problem sich die unbedingte Suche nach Kreativität herausstellte - auch auf Kosten des eigenen Lebens.

                  Der Design-Grafiker Robert Nippoldt und der Musik-Publizist Hans-Jürgen Schaal befinden sich also mit ihrem Buch "Jazz im New York der wilden Zwanziger" in bester Gesellschaft - und sie bewähren sich bravourös. Ihr hochformatiges Buch ist ein Leckerbissen geworden, und zwar sowohl für Jazzliebhaber als auch für Bücher-Narren. Nippoldts Zeichnungen mit Stahlfeder und Tusche sowie bräunlicher Kolorierung am Computer, also in den Farben Schwarz, Weiß und Braun gehalten, beziehen sich oft auf bekannte Fotos der Jazzgeschichte - etwa die Portraits der alle anderen auch körperlich überragenden Sängerin Bessie Smith oder der durch und durch eleganten Erscheinung des Pianisten und Bandleaders Duke Ellington.

                  Nippoldt sucht dabei ausgefallene Sichtweisen, er bevorzugt Draufsicht oder Untersicht, und wie bei einem Film-Close up sieht man zum Beispiel in einer extremen "Naheinstellung" nur die Hände und die Stöcke des Schlagzeugers Chick Webb, mit denen er das Becken bearbeitet, oder, leicht angeschnitten, so dass er eine Art Verbeugung vor uns macht, den King of Swing mit seiner Klarinette: Benny Goodman.

                  Über diese exquisiten Einzeldarstellungen hinaus hat der Verlagsleiter aber dem Designer offenkundig eine carte-blanche gegeben, so viele seiner Ideen wie nur möglich in den Text zu integrieren. So tauchen etwa fingernagel-große, oder besser fingernagel-kleine, Mini-Portraits im Text auf; Schallplatten-Etiketten aus der frühen Zeit werden nachgezeichnet, und mit Nippold werfen wir einen Blick in die großen Ballrooms von New York, in denen die Jazzorchester Programmpunkte aufwendig inszenierter Shows waren.

                  Dazu gibt es eine große Übersichtskarte von Manhattan mit Eintragungen aller bekannten Clubs, und schließlich zeichnet Robert Nippold ein auch Sonogramm auf, das die bildlich-graphische Umsetzung von Musikstücken ermöglicht oder prüft nach, wer von den Musikern im Mittelpunkt (oder eben eher am Rande) des Geflechts von Verbindungen und gemeinsamen Aufnahmesessions stand.

                  Am spannendsten unter diesen graphischen Einfällen aber ist die großformatige, zweiseitige Übersicht der Reiserouten des Klarinettisten (später Sopransaxophonisten) Sidney Bechet zwischen 1919 bis 1931. Sie nachzuverfolgen ist schier unglaublich. Bechet, in New Orleans geboren, blieb nicht lange in den USA. Er verließ New York, Boston und Washington, ging nach Paris, wurde in England in kriminelle Machenschaften verwickelt, verweilte einige Zeit in Deutschland, fühlte sich in Paris wie zu Hause, kannte Italien sehr gut, besuchte Algier, Tunis und Kairo; für ihn waren die Städte Belgrad, Sofia und Istanbul keine unbekannten Orte, er trat sogar erfolgreich in Osteuropa auf, war in Budapest, Kiew, Odessa, Charkow und Moskau. Auf einer dieser Tourneen traf er in Frankfurt am Main Elisabeth Ziegler, die er schließlich 1951 heiraten wird. Selten kann man die weltumspannende Macht der Jazzmusik eindringlicher sehen.

                  Die Texte von Hans-Jürgen Schaal wiederum, die kurzen historischen Einleitungen zu New Orleans, zu Chicago und über die Gründe, die New York in den zwanziger Jahren zur Jazz-Hauptstadt machten, geben einen skizzenhaften, aber präzisen Hintergrund ab. Die Kurzdarstellungen der Lebensläufe von knapp zwei Dutzend Musikern - darunter die weniger bekannten Orchesterleiter Nick LaRocca oder Jean Goldkette und natürlich die Porträts der Großen: Fats Waller, Bix Beiderbecke, Coleman Hawkins und Louis Armstrong - bieten vielleicht für Kenner der Jazz-Geschichte keine großen Enthüllungen, doch als "appetizer" und anekdotengetränkte kleine Vorstellungen bilden sie einen gelungenen Kontrast zu den Zeichnungen.

                  Sie sind vor allem auch deshalb als Hintergrund wichtig, weil die Bilder alleine suggerieren könnten, welch wunderbare Welthauptstadt der neuen Musik und des raffinierten Entertainments New York in den zwanziger Jahren war. Schaals Texte weisen jedoch auch auf die Schattenseiten hin, den Rassismus jener Jahre vor allem: Afro-Amerikaner fanden als Besucher, wenn sie denn den Eintritt hätten zahlen können, keinen Platz in den berühmten Clubs, sie waren dort nur als Bedienstete gern gesehen - und natürlich als Entertainer: Musiker, Tänzer, Sänger.

                  "Slumming" hieß das Zauberwort der Besucher aus Midtown und Downtown New York in jenen Jahren: Man vergnügte sich und hatte gleichzeitig ein Gefühl eines aufregenden Prickelns, denn nördlich der 125. Straße lebten nur Schwarze; was konnte hier alles passieren! Tatsächlich kam es oft zu filmreifen Szenen und Schießereien - die Mafia hatte, wie wohlbekannt war, ihre Finger auch im Musikgeschäft.

                  Mit einem großformatigen Bild knüpfen Nippoldt und Schaal einen feinen Faden in die späteren Jahre. 1958 bat die Zeitschrift "Esquire" alle berühmten New Yorker Jazzmusiker nach Harlem, um ein Gemeinschaftsphoto zu erstellen. Das eindringliche Porträt einer ganzen Musikergeneration entstand. Nippoldt und Schaal bedienen sich dieser Vorlage, füllen die Reihen allerdings mit ihren Helden - den Stars der 20er Jahre.

                  Als zusätzlichen Bonbon erhält der Leser von "Jazz im New York der wilden Zwanziger" eine CD mit zwanzig Originalsongs aus jenen "roaring 20s" - sie beginnt mit "Freakish" einem Stück von Jelly Roll Morton, der von sich behauptet hatte, eigenhändig den Jazz erfunden zu haben (er konnte sogar ein genaues Datum dafür angeben), und endet mit dem Showman Cab Calloway, der 1930 "Minnie The Moocher" intonierte und sein Publikum aufforderte, sich am offenkundig unsinnigen, dafür aber sehr rhythmischen Scatgesang zu beteiligen: "Hi De Hi Di Hidi Hi".

                  Rezensiert von Maximilian Preisler

                  Robert Nippoldt und Hans-Jürgen Schaal: Jazz im New York der wilden Zwanziger
                  Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2007
                  144 Seiten, 39,90 EUR

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                    #11
                    Ein kleines Meisterwerk

                    Der Fotograf Jimmy Katz und seine Musikerporträts


                    Eingeweihten wie aufmerksamen internationalen Jazz Magazin Lesern ist der Fotograf Jimmy Katz schon lange kein Unbekannter mehr. Im Rahmen seines Schaffens nutzt er sowohl die Gelegenheit in Jazz-Clubs als auch bei zahlreichen Aufnahme-Sessions in New Yorker Tonstudios oder für Reportagen im privaten Umfeld der Musiker zu fotografieren. Das alles wäre noch nichts Besonderes. Aber der Einblick, den uns Jimmy Katz in sein Archiv gewährt, ist überaus faszinierend. Seine Vorbilder wie Francis Wolff, Herman Leonard oder William Claxton sind unverkennbar. Stilistisch hat er in seinen Aufnahmen diese Meister absolut verinnerlicht. Allerdings ist er weit davon entfernt, formale Aspekte nur zu kopieren. In seinen Fotografien findet sich zwar der klassische Stil der S/W-Jazzfotografie wieder, allerdings ergänzt um ganz persönliche, kompositorische Elemente, die Jimmy Katz in seine Bilder einfließen lässt.
                    Das Vorwort verfasst ein zu Recht begeisterter Michael Cuscuna und man kann ihm wirklich nur beipflichten. Jimmy Katz ist einer der ganz großen Fotografen, die es geschafft haben, Atmosphäre und Intimität des Jazz mit dem klassischen Medium der Fotografie einzufangen. Jimmy Katz is a cat! Ergänzend kommt hinzu, dass es in den letzen Jahren keine herausragende Buch-Veröffentlichung gegeben hat, die eine derart umfassende Bestandsaufnahme der aktuellen Jazzszene präsentiert. So findet der Betrachter hier bisher weitgehend unveröffentlichte Aufnahmen von Musikern wie Ornette Coleman, Joe Lovano, Sonny Rollins, Herbie Hancock, Roy Haynes, Wynton Marsalis, Lee Konitz, Dave Brubeck, Cassandra Wilson oder Ray Charles. Besonders eindrucksvoll sind dabei Aufnahmen, die Katz bei Musikern im privaten Bereich hat aufnehmen können, wie etwa bei Jack DeJohnette oder Maestro Keith Jarrett. Außerordentlich ansprechend und erfreulich ist zudem die Gestaltung dieses feinen Buches: Präsentation der Bilder, Druck, Papierqualität und Layout (bis hin zum ausgewählten Schrifttyp) sind schon ein kleines Meisterwerk. Auch hier war wieder ein Könner seines Fachs am Werk: Ingo Wulff, allen wohl noch in bester Erinnerung mit dem Nieswand Verlag und seinen unglaublich liebevoll gestalteten Jazz-Publikationen. Einfach klasse, wenn an einem Werk alles stimmig ist.

                    „Jimmy ‚Kats‘ in New York“ – schon das Wortspiel im Titel begeistert – ist für den engagierten Verlag Jazzprezzo eine ebenso mutige wie großartige bibliophile Veröffentlichung. Da heißt es: am Ball bleiben - weitere hochkarätige Projekte der ambitionierten Macher sind bereits in Vorbereitung.

                    quelle http://www.jazzzeitung.de/jazz/2008/...ier-katz.shtml

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                      #12
                      Hallo Leute,

                      hier einige Bücher, die mindestens dem Titel nach mit Jazz bzw. Musik zu tun haben.

                      James Baldwin -Eine andere Welt, sehr gut geschrieben, berührt auch andere Kunstrichtungen und viele damalige Themen
                      der Black Community

                      Neil Blackmore - SoHo Blues, spielt in London, zeigt Schattenseiten

                      Janice Deaner - Als der Blues begann, Musik ist nicht das zentrale Thema

                      John Clellon Holmes - Der Saxophonist, am realistischsten, schildert wohl die Endphase des Lebens von Lester Young,
                      bedrückend detailliert.

                      Janosch (ja, DER Janosch) - Polski Blues, schildert die damalige Armut in Polen im Lichte zweier Musikerleben

                      Jackie Kay - Die Trompeterin, gute Schilderungen von Clubauftritten enthalten

                      Moody, Bill - Moulin Rouge, Las Vegas, es geht um den Mord an Wardell Gray
                      Moody, Bill - Solo Hand, Kriminalfall im Jazzmilieu
                      Moody, Bill - Bird lives! Person, die Bebop liebt, ermordet Smooth-Jazz-Saxer in Serie. Jazzpianist klärt die Morde auf.

                      Tony Morrison - Jazz, hat aber nichts mit Musik zu tun. Gute Schilderung des Lebens in Harlem um die 1920er.
                      Dafür Nobelpreis für Literatur.

                      Artie Shaw - The trouble with Cinderella, Psychokiste, aber wenigstens von einem Jazzer geschrieben.
                      Profunde Englischkenntnisse von Vorteil

                      Hoagy Carmichael - Autobiographien: The Stardust Road (1946) und Sometimes I Wonder (1965)

                      Boris Vian - Rundherum um Mitternacht und
                      Boris Vian - Stolz und Vorurteile - beide Bücher sind lustig

                      John A. Williams - Night Song, Charlie Parker bezogener Roman, kann ich sehr empfehlen

                      Viel Spaß bei der Lektüre!

                      Liebe Grüße, Tom

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