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500 Jahren Unterdrückung überlebt: Samul Nori

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    500 Jahren Unterdrückung überlebt: Samul Nori

    Liebe MitgliederInnen!

    Dieser Thread ist durch eine Diskussion in einem nur Mitglieder-zugänglichen Thread entstanden.
    SEX mit Engel, dokumentiert!

    Der Initiator vom heutigen Thread war/ist @Micha L.
    Ich hoffe, dass er bald eine Fortsetzung hier schreibt.

    eine sehr übertriebene Parodie, basierend auf einer tatsächlich berühmten Schrift
    Ein Gespenst geht um die Welt – das Gespenst des SAMUL NORIs. Viele Jazz-Freunde des alten Europa haben sich zu einem heiligen Zuhören dieses Gespenst verbündet, Benedikt XVI und Merkel, Schüssel und Chirac - sogar Radikale und Polizisten in der neuen Welt…
    Habt Ihr erkannt, um welche berühmte Schrift es sich handelt?:D

    Wenn ich übers SAMUL NORI denke, empfinde ich einen großen Respekt im Herzen, vor den Koreanischen Künstlern,
    die 500 Jahren lang die Unterdrückung trotzten und… schließendlich, nach 500 Jahren, ihre Blüte erleben.


    Ein japanischer CD-Cover vom SAMUL NORI

    Warum die 500 Jahren Unterdrückung?

    Als der Oberkommandeur der koreanischen Expeditionscorps nach Mandschurei, der Generaloberst YI, im Jahr 1393 gegen die eigene KORYO-Dynastie putschte und die Macht an sich riss, sammelten sich die junge koreanischen Sozialphilosophen um ihn. Sie forderten umfassende Reformen des feudalen Staates.

    Viele ihre Forderungen waren gut gemeint. Zum Beispiel, die Abschaffung des feudalistischen Blau-Blut-Adel-System. So wurden ein zentralistischer Staat mit einem Bürokratie-System und ein Beamten-Adel-System eingeführt. Theoretisch war die Eliten-Rekrutierung egalitär, da jeder Staatsbürger berechtigt war, an die Staats-Examen für (hohe) Beamten teilzunehmen

    Ein großer Fehler dieser Sozialphilosophen war ihr Vorurteil gegenüber der damaligen Unterhaltungsmusik. Sie empfanden diese UnterhaltunsMusik zu vulgär und entließen Heute auf Morgen alle Hofmusikanten, die die damalige Unterhaltungsmusik praktizierten.

    Diese Hofmusikanten wurden Wander-Künstler um zu überleben.
    Im Lauf der Zeit wurden diese Künstler in Zwei Arten geteilt: Männlichen und Weiblichen,
    weil die prüde Machthabende diese Wander-KünstlerInnen als unmoralische LandstreicherInnen zu abstempeln versuchte.

    So gingen die männliche und weibliche Gruppe getrennt Wander-Performance.
    NAM-SA-DANG: die männlichen Wanderkünstler-MusikGruppen
    YIO-SA-DANG: die weiblichen Wanderkünstler-MusikGruppen

    Ironie der Geschichte war, dadurch viele Homosexuelle und Lesben in den Gruppen entstanden waren. Die meisten dieser Wanderkünstler waren jedoch bisexuell und bildeten im Überwinterungsquartier eine normale Familie.

    So aufbewahrten sie ihre Musik, 500 Jahre lang!
    In dieser Zeit haben sie natürlich viele Einflüsse anderer koreanischen Musik übernommen.
    Zum Beispiel, von der Bauernmusik (PUNG-MUL), von der Musik von Schamanistischen Zeremonie, und auch von der buddhistischen Musik.


    Copyright Foto Circus

    Copyright Foto Circus

    Copyright Foto Circus

    Die prüde koreanische Dynastie ging zwar im Jahr 1905 zugrunde, aber Japaner annektierte Korea und unterdrückte weiter diese Gattung von Musik.
    Nachdem Südkorea im Jahr 1948 unabhängig wurde, hat es sich nicht viel geändert.

    Eine starke Akulturations-Welle überrollte Südkorea: Alles was Westliches galt als die Fortschrittliche und Alles was ur-koreanisches galt als rückständig. Noch dazu, der brutale Koreakrieg (1950 – 1953) dezimierte die Zahl dieser Wander-Musikern sehr stark.

    In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts interessierte sich kaum ein Koreaner für diese Musik.

    Ein Nachkommen dieser Wander-Musiker, Duk-Soo KIM, war jedoch anderer Meinung.
    (Sein Vater war ein ehemaliges Mitglied einer NAM-SA-DANG, der männlichen Wander-Musiker-Gruppe)


    Copyright PR-KOREA

    Duk-Soo KIM sammelte jahrelang die mündlich-überlieferten Noten der koreanischen Wanderkünstler-MusikGruppen und gründete selber eine Musik-Gruppe namens SA-MUL-NORI.
    Den Name hat er von der koreanischen Bauernmusik (PUNG-MUL) inspirieren lasen.
    PUNG-MUL bedeutet Verschiedene(PUNG) Gegenstände(MUL, hier Musikinstrumenten gemeint).

    Von der traditionellen Wander-Musiker-Gruppe übernahm er Vier Schlagzeug-Instrumente für seine Gruppe und benannte seinen Band, SA-MUL NORI:

    SA = Vier
    MUL = Gegenstände (hier Musikinstrumenten gemeint)
    NORI = Spiel

    SA-MUL-NORI = Vier Instrumenten-Spiel (sinngemäß, ein Schlagzeug-Quartett vielleicht?)

    Original von WIKIPEDIA
    Diese Gruppe wurde, unter der Leitung von Duk-Soo KIM, dem legendären Samulnori-Künstler in Korea, als Teil einer größeren Bewegung zur Wiederherstellung und Bewahrung der traditionellen darstellenden Künste und anderer unantastbarer Kulturgüter in (Süd)Korea gegründet. Sie hat die traditionellen Rhythmus- und Instrumentationselemente aus dem Zeremoniellen herausgelöst und sie für die modernen Bühnen aufgearbeitet, weiterentwickelt und angepasst. Diese Gruppe nannte sich "SAMUL-NORI" und war in Korea, aber auch in aller Welt sehr erfolgreich, woraufhin dieses neue, unabhängige Genre entstand und den Namen der Gruppe erhielt.
    mehr über SAMUL-NORI, die Formation und Repatoir:


    In den USA gibt es viele Hobby-Musiker, die SAMUL NORI lernen und praktizieren.

    In Deutschland:
    http://www.samulnori.de/index.php

    In Europa ist das SAMUL NORI vor allem unter den Jazzmusikern bekannt und beliebt.
    Interessant beim SAMUL NORI ist es, dass man eine gewisse Melodie empfindet, obwohl nur Schlagzeug-Instrumente dabei sind.


    Duk-Soo KIM bei einem SAMUL-NORI Konzert.

    Einer der bekanntesten, Deutschsprachigen Jazz-Musiker, der mit Duk-Soo KIM zusamen arbeitet, ist der Ösi, Wolfgang Puschnig, den ich einmal in einem koreanischen Restaurant Wiens zufällig traf.
    Über seine Musik kann aber @Micha L sicher mehr erzählen. Ich besitze nämlich noch keine Scheibe von Herrn Puschnig.

    Nach 500 Jahren Unterdrückung ernten die traditionellen Wander-Musikkünstler Koreas, die einst die Hofmusikanten waren, endlich die Anerkennung nicht nur in Korea sondern auch im Westen.
    :S
    LG Ahura

    #2
    Lieber Ahura,

    ich ersuche Dich dringends die den Fotos zugehörigen © nachzutragen, da ersichtlich ist dass diese nicht bei Dir liegen.

    Um nicht der Gefahr einer Abgemahnung ausgesetzt zu werden, muss die Forenleitung diese sonst leider löschen.

    Mit freundlichem Gruß
    Jürgen
    ++MOD++

    Kommentar


      #3
      Hallo Jürgen!

      Schon geschen!
      Das werde ich beherzigen!
      :S
      LG Ahura

      Kommentar


        #4
        Dies ist ein Guter Überblick in die Geschichte zu dieser Musik und den Musikern, die ich (noch) nicht kenne.


        Das Copyright will ich natürlich auch nicht verletzen, wenn ich in anderen Threads Bilder verlinke, z.bsp. zu Amazon. Eines der letzten Bilder das ich verlinkt habe, ist aber auch sicher nicht im Besitz des Betreibers der Site, auf der es zu sehen ist und zu der ich verlinkt habe. O.K. ich bin da dann auch in Zukunft Vorsichtig und setze immer einen Hinweis zu den Eigentumsrechten.

        Die letzte Abbildung die ich hier in einem anderen Thread veröffentlicht habe, ist ein Bild von mir selbst.



        Last.fm Was ich zuletzt gehört habe ...

        Kommentar


          #5
          RE: 500 Jahren Unterdrückung überlebt: Samul Nori

          Ein traditionelles koreanisches Orchester nach der Hof-Formation.

          Der Dirigent steht ganz rechts. Das ist sein Platz zu dirigieren. (Copyright KBS)

          Kommentar


            #6
            Hallo Ahura & all,

            ich bin überrascht. Diese sehr ungewöhnlichen Hintergründe kannte ich nicht.
            Daß ursprüngliche, ideologiefreie Volksmusik von der eigenen Elite verboten wurde, ist sicherlich einmalig.
            Meist haben die Herrschenden sie "nur" verachtet und sich selbst überlassen, oder ihre Poularität wurde geschickt genutzt (z. B. in Vietnam) indem man sie mit politischen Texten versah.

            Bisher kannte ich die Zusammenarbeit von Samul Nori mit dem Jazzer Wolfgang Puschnig.
            Die entsprechende CD des Labels ECM (Then Comes The White Tiger) ist meines Wissens nicht mehr im Programm. Ob es bei Amazon oder woanders gebrauchte gibt, weiß ich nicht.
            Jedenfalls ist die Aufnahme sehr empfehlenswert. Oberflächliches Weltmusikgedudel darf man nicht erwarten. Es erwies sich wieder, daß verschiedene improvisierte Musikstile sich gut vertragen. (Verbindungen mit Asien gibts da ja schon seit Coltrane.)

            Hier die musikalische Besetzung:

            Red Sun (die Gruppe von Puschnig; nenne ich zuerst, wie auf der Platte):

            W. Puschnig: sax, flute
            Linda Sharrok: voc
            Rick Iannacone: e-g
            Jamaaladeen Tacuma: e-b

            Samul Nori
            Kim Duk Soo: changgo, piri, hojok, ching
            Lee Kwan Soo: k´keaengwari, voc, ching
            Kang Min Seok: buk, ching
            Kim Woon Tae: buk, ching, bara

            Die (für eine Frau) rauhe Stimme der Sharroh paßt gut zu dem noch rauheren Gesang von Lee. Jeder trägt in seiner Muttersprache vor, in einem aufregendem Wechselgesang. Dazu spielen die koreanischen Perkussionisten und der Funky-E-Bass des Tacuma (wurde mal E-Bassist der 21. Jh. genannt). Der ab und zu einsetzende Chorgesang dürfte Europäer an Schlachtengesänge in Fußballstadien erinnern.

            Gruß

            Micha

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              #7
              RE: 500 Jahren Unterdrückung überlebt: Samul Nori

              Hallo Micha L und @ALL

              [Nachtrag]
              Vielleicht muss ich die Umstände, warum die Hofmusikanten für Unterhaltungsmusik im 15. Jhd. in Korea entlassen wurden, ein Bisschen näher erläutern.

              Der Hintergrund war Kampf zw. den feudalistischen Hoch-Adel und den Rang-Niedern-Adel.
              Nachdem die Reformer siegreich an die Macht gingen, veranstalteten sie ein großes Campagin gegen die Hoch-Adel und die Alt-Dynastie KORYO. Damit wollten sie ihre Machtübernahme legitimieren und den Widerstand im Keim ersticken.

              Die Hoch-Adel wurden unfähig und korrupt dargestellt - was die Hoch-Adel liebten auch!
              So wurde der Buddhismus, der die Staatsreligion von der KORYO-Dynastie war, unterdrückt.
              In den Zügen des Kultur-Campaigns gegen den Hoch-Adel fiel die Unterhaltungsmusik für Hof und Hoch-Adel auch zum Opfer.
              Ob diese Unterhaltungsmsik mit der damaligen Volksmusik identisch war, ist nicht ganz klar.

              :R
              Übrigens hat der Buddhismus in Südkorea von damaligem Schlag nie wirklich sich erholt.
              Laut der offiziellen Statistik im Jahr 2005 bilden die Christen die relative Mehrheit in Südkorea:
              Christen = 29,2 % (Protestanten = 18,3 % und Katholiken = 10,9 %)
              Buddhisten = 23,1 %

              Wie sind die Katholiken in Vietnam?

              LG Ahura

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                #8
                Hallo Ahura,

                richtig, Du sprachst von höfischer Unterhaltungsmusik. Die war vielleicht volkstümlich derb.

                -------------------

                In Vietnam gliedert sich die religiöse Zugehörigkeit wiefolgt:

                Buddhisten 55%
                Christen 7%
                Muslime 1%
                Sonstige 37%

                Quelle: http://www.vietnam-freunde.net/html/...ubersicht.html

                Die Christen sind meist Katholiken.
                Bei der Teilung des Landes 1954 flüchteten viele Katholiken wegen der Kommunisten nach Süden.
                Dort unterdrückte der katholische Diktator Diem die Buddhisten, wurde aber gestürzt.

                Gruß

                Micha

                Kommentar

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