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Was war vor Vinyl ?

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    Was war vor Vinyl ?

    Schellack !
    Gerade ist vom nahenden Ende der CD die Rede - Vinyl erlebt eine Renaissance, aber was war vorher ? Wenn ein Medium und seine Abspielgeräte alle Eventualitäten überstehen könnten dann sind es Schellackplatten und Sprechmaschinen - auch Grammophon genannt. Weder Netz noch Batterien, keine Elektrik - nur unverwüstliche massive Mechanik. Leider sind Schellacks audiotechnisch weit überholt und - sie sind sehr zerbrechlich. Mein Erbstück, ein Odeon Koffergrammophon war immer im Familienbesitz wie auch viele Schellacks. Das genaue Alter konnte ich nicht feststellen - Kaufbeleg gibt es leider keinen mehr. Ich weiß nur dass das Grammophon bei Helene Stepanek am Stubenring in Wien gekauft wurde. Mein Großvater war nach seinen Aussagen ein kleiner Bub und das Geschäft bestand zwischen 1905 und 1918. So könnte ich das Kaufdatum rund um 1910...15 schätzen - 100 Jahre und funktioniert noch immer ! Noch dazu derart laut dass man im Wohnraum ein geballtes Tuch in die Schallöffnung stopfen muss um nicht taub zu werden. Mit ''laut'' geschnittenen Platten sind in einem Meter Entfernung bis zu 95 dBc möglich ....





    Man könnte natürlich ''leise'' Nadeln verwenden ... wann begann die Sache mit Voodoo ? Ja, es gibt tatsächlich laute, mittelllaute und leise Grammophonnadeln. Sie unterscheiden sich in Materialhärte und Dicke. Dünne Nadeln sollen nachgiebiger sein und dadurch höhere Frequenzen schlechter auf die Schalldose übertragen. Wirklich leiser wird die Wiedergabe dadurch nicht ....



    Schön zu sehen sind die Rillen mit den Auslenkungen - hier kann man Musik selbst mit dem freien Auge sehen - in der Vergrößerung auch den Schmutz. Die Rille ist in einem guten Zustand. Wenn man davon ausgeht dass das Auflagegewicht im Fall meines Grammophons bei gemessenen 200 Gramm liegt - fast unglaublich.



    Zum Abschluss ein bekanntes Label - man beachte den Musiktitel ....



    Ich habe ein höchst interessantes Dokument zur Thematik der frühen Musikindustrie gefunden (http://archiv.phonomuseum.at/) und zwar http://archiv.phonomuseum.at/include...aloppi_ght.pdf Es ist zwar sehr viel zu lesen aber geschichtlich höchst interessant und in dieser Form wohl einzigartig. Was besonders auffällt: Die ''Szene'' war damals schon versaut ....

    Bilder: Dezibär & Olympus OM-D E-M1

    LG, dB
    don't
    panic

    #2
    singt

    in einem kleinen cafe in hernals, spüt mit leisem ton ein grammophon an english walz ...
    ALSregel: besser man kann mehr, als man macht, als man macht mehr, als man kann. (brecht)

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      #3
      Hallo...:E

      als Kinder

      vor 50 und mehr Jahren

      haben wir einige dieser (vom Dachboden) Dinger zerstört...:J

      mfG.:E
      Andreas

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        #4
        Zitat von Dezibel Beitrag anzeigen
        So könnte ich das Kaufdatum rund um 1910...15 schätzen - 100 Jahre und funktioniert noch immer !
        Ein sehr schönes Koffergrammophon – vor allem in dem Zustand. Das Alter kommt aber meines Erachtens nicht hin. So (nämlich schon recht einfach und zweckmäßig gestaltet) sahen Koffergrammophone kurz vor und nach dem zweiten Weltkrieg aus. Mein Tip wäre – ja, da hat es noch Koffergrammophone gegeben - frühe Fünfziger. Dafür spricht auch die gezeigte Schelllackplatte mit "BIEM"-Kennzeichung (das BIEM wurde 1929 gegründet) und "Made in Austria (also vor 1938 oder nach 1945).

        Gruß

        Thomas

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          #5
          Alles sehr interessant und schön dokumentiert von Erwin!
          Gruß
          David


          WEBSEITE HiFiAKTIV: Klick mich
          Einen "Audio-Laien" erkennt man daran, dass er sich viel mehr mit Audiokomponenten beschäftigt als mit Raumakustik, LS-Aufstellung und Hörplatzwahl.
          Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
          Meine Auffassung von seriösen Vergleichstests: Klick mich - Die bisherigen Testergebnisse: Klick mich - Private Anlage: Klick mich - Wann gefällt mir ein Musikstück? - Klick mich
          Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
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            #6
            Mit dem Alter bin ich auch unsicher. Das gute Aussehen, der Zustand erklärt sich daraus, dass meine Ur- und Großeltern sehr pfleglich mit Allem umgegangen sind. Die einfache, kantige Bauform und die technische Ausgereiftheit würde aus meiner Sicht auch besser in spätere Zeiten passen - wenn da nicht das Firmenschild wäre und die Firmendatierung durch das Grammophonmuseum das den Bestand zwischen 1905 und 1918 angibt. Ein Patentstreit betreffend Koffergrammophon ist rund um 1920 dokumentiert ... alles sehr vage. Die Erinnerungen an meinen Großvater liegen auch schon weit, weit zurück. Die gezeigte Platte hat nicht zwangsläufig etwas mit dem Grammophon zu tun. Ich hatte da noch viel ältere (20 cm) Platten und einseitig bespieltes Material - das hatten meine kleinen Brüder seinerzeit leider spielerisch entsorgt um mich zu ärgern .... egal wie alt - ich mag mein Grammophon, es ist ein Stück Familiengeschichte und hat sicher über manch magere Zeit hinweggetröstet ....

            LG, dB
            don't
            panic

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              #7
              AW: Was war vor Vinyl ?

              Super Gerät, schöne Bilder :-)

              Bei der LP wurde bereits mehrfach geschrieben, dass sie Probleme bei hohen Frequenzen hat, weil die Drehgeschwindigkeit zu gering sei. Nun haben diese Platten mit 78 ja mehr als doppeltsoviel, aber ich glaube nicht, dass deren Höhenfrequenzgang auch nur halb so gut ist. Liege ich da richtig? Diese Frage wollte ich eigentlich schon immer mal stellen, bin durch Zufall auf diesen Thread gekommen, weil ich gesehen habe, dass sich ein Gast dafür interessiert.

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                #8
                AW: Was war vor Vinyl ?

                Vielleicht hilft das weiter (Google hilft!):

                http://grammophon-platten.de/page.php?534

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                  #9
                  AW: Was war vor Vinyl ?

                  Es gibt Plattenspieler mit 78upm Drehzahl und spezielle Dynamische Tondosen für Schellacks. Ich hatte sowas einmal. Die Qualität ist je nach Alter unterschiedlich da sich die Schneidkennlinien alle paar Jahre geändert hat - der technische Fortschritt ? In den USA waren die Kennlinien auch noch anders als in Europa ... der Klang über dynamische Tondosen überrascht dennoch. Die Bandbreite schwankt erheblich. Unter 100 Hz ist nichts, und oberhalb etwa 3.500 ... 6.000 Hz auch nicht. Es empfehlen sich entsprechende Filter oberhalb der jeweiligen max. Übertragungsfrequenz um das erheblich starke Rauschen einigermaßen zu unterdrücken ....

                  LG, dB
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                    #10
                    AW: Was war vor Vinyl ?

                    Dann waren diese unterschiedlichen Tondosen also der mechanische Vorläufer der Verstärker? Und die unterschiedlichen Nadeln - jetzt haben wir auch den Ursprung des noch heute verwendeten Begriffes - die Vorläufer der heutigen TA Systeme? Ich möchte Deinen Thread, Dezibel, nicht kaputtschreiben, aber diese Technik und "Wissenschaft" von damals interessiert mich. Bitte gib Bescheid, wenn es des Guten zuviel damit ist, ich schreibe auch gerne weiter in einem speziellen Thread wenn es ihn gibt, Danke nochmals für Deinen Hinweis zu dem zusätzlichen Fotothread. Ich nehme an, dass der Antrieb Deines Sammlerstückes eine Spiralfeder ist. Gab es damals auch noch Upgrademöglichkeiten mit einem größeren Exponentialtrichter? Ein solcher wurde wahrscheinlich mit einem Rechenschieber berechnet.

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                      #11
                      AW: Was war vor Vinyl ?

                      Hallo!
                      Der Schubertring hieß bis 1928 Kolowratring!
                      Also gabs diese Firma noch später!
                      lg und viel Spaß mit dem schönen Erbe!

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                        #12
                        AW: Was war vor Vinyl ?

                        Ja das Teil läuft über eine Spiralfeder und statt Quarz gibt es Fliehkraftregler. Tuningmöglichkeiten gibt es ein geknülltes Tuch in die Trichteröffnung stopfen - sonst ist das Ding viel zu laut - oder die Nadel mehr oder weniger lang einspannen. Das verändert geringfügig den Klang - aber - zu kurz eingespannt leidet die Rille wegen zu wenig Nachgiebigkeit. Früher hatten wir viele Schellacks in der Familie - leider verwendeten die Kinder viele davon als Frisbee - mit verheerenden Folgen ... ich konnte gerade mal zwei Dutzend retten ... Es gab Grammophone mit Riesentrichter und Pressluft getriebene Tondosen für Großbeschallung und ja, austauschbare Trichter mit verschiedenen Richtwirkungen ....
                        Viel mehr weiß ich über Grammophone auch nicht, aber das WWW ist da sehr auskunftswillig ....

                        LG, dB
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                          #13
                          AW: Was war vor Vinyl ?

                          na was wird gwesen sein

                          Pola NegriWenn die Sonne Hinter den Dächern Versinkt 1937..Born in Poland..."made" in Germany....stolen by Hollywood..

                          Brunswick A 9983, Matr. 6588 1/2 GR 8."These foolish things".Greta Keller mit dem Scala-Orchester, Berlin.Dirigent: Otto Stenzel

                          Greta Keller with piano & guitar – Thanks For The Memory, from “The Big Broadcast of 1938” (Robin /Rainger), Decca 1938 (UK)NOTE: It’s another song which I d...
                          ALSregel: besser man kann mehr, als man macht, als man macht mehr, als man kann. (brecht)

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                            #14
                            AW: Was war vor Vinyl ?

                            Ja, so muss das - Zischlaute waren damals kein Problem ... dafür hammse alle geduscht beim Musizieren

                            LG, dB
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                              #15
                              AW: Was war vor Vinyl ?

                              Zitat von Dezibel Beitrag anzeigen
                              und Pressluft getriebene Tondosen für Großbeschallung
                              Also das ist schon extrem, was man sich damals vor den elektrischen Verstärkern alles hat einfallen lassen mit der damaligen Ingenieurskunst, sozusagen damaliges High-End bzw. PA :-)

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