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12.6.2010 Rafal Blechacz in Dortmund

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    12.6.2010 Rafal Blechacz in Dortmund

    Gerade habe ich die Karten gekauft:


    SA. 12.06.2010, 20:00 UHR
    Rafał Blechacz

    Klavier-Festival Ruhr 2010

    Mitwirkende: Rafał Blechacz (Klavier)


    Hier das Programm

    Johann Sebastian Bach
    Partita Nr. 1 B-Dur BWV 825

    Wolfgang Amadeus Mozart
    Sonate für Klavier Nr. 17 B-Dur KV 570

    Claude Debussy
    Suite »Pour le Piano«

    Frédéric Chopin
    Ballade Nr. 3 As-Dur op. 47

    Frédéric Chopin
    Scherzo Nr. 1 h-moll op. 20

    Frédéric Chopin
    Drei Mazurken op. 50

    Frédéric Chopin
    Polonaise-Fantaisie As-Dur op. 61
    Blechcz ist ein junger Ausnahmepianist, der sich als Chopin-Interpret einen Namen gemacht hat.

    Viele Grüße,

    Bernd

    #2
    Hallo Bernd,

    spannendes Programm von Blechacz, den ich wirklich gerne im Konzert hören möchte - da würde ich gerne kommen, bin aber leider verhindert!

    Beste Grüße
    Holger
    Zuletzt geändert von Gast; 10.03.2010, 21:47.

    Kommentar


      #3
      Sternstunde

      Was war das für ein Konzert gestern abend !

      Blechacz - Jahrgang 1985 - erwarb sich erste größere Aufmerksamkeit im Jahre 2005 als er den renommierten Chopin-Wettbewerb als zweiter Pole nach Kristyan Zimerman gewann und zwar so souverän und überragend, dass die Jury keinen Preis für den zweiten Platz vergab, um den deutlichen Abstand aufzuzeigen. Dieser phänomenale Erfolg und die nachfolgende Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit scheint ihn aber nicht übermäßig berührt zu haben. Er gibt ca. 40 Konzerte pro Jahr, seine Aufnahmetätigkeit hält sich auch eher in Grenzen (soweit ich weiß bisher erst drei CDs).

      Das Konzert war eine wirklich Sternstunde im Dortmunder Konzerthaus. Das fing schon mit der phänomenalen Bach Partita an, die Blechacz schnell, sehr schnell spielte. Vor allem im zweiten und dritten Satz legte er ein ungewöhnlich schnelles Tempo vor, verlor aber nie die Übersicht sondern betonte die Strukturen der Komposition. Dabei zeigt sich schon sein einzigartiges Gespür für den richtigen Anschlag. Jede Wiederholung variierte er gefühlvoll und machte daraus etwas Einzigartiges. Bei anschließenden Mozartsonate setzt sich sein fast schon ungestümes aber gleichzeitig sensibles Spiel fort. Das klang weniger wie eine Komposition, so frisch und lebendig habe ich es noch nie gehört. Da schien eine weitere Steigerung kaum noch möglich, aber dann kam die "Sonate" von Debussy, die auch pianistisch höchste Anforderungen stellt. Blechacz meisterte auch die schwierigsten Passagen mit einer unglaublichen Sicherheit und Leichtigkeit. Nie ein falscher Ton, kein falscher Anschlag und mit einer sagenhaften Präzision. Die Pause war dringend nötig, damit man die Eindrücke verarbeiten konnte. Danach kam das eigentliche Meisterstück des Abends: Chopin in wie ich finde absoluter Vollendung. Besser kann man ihn eigentlich nicht spielen. Blechacz fand genau das richtige Maß zwischen Virtuosität und Gefühl, vor allem in dem Scherzo und der höllisch schwierigen Polonaise-Fantasie. Das war Chopin in seiner ganzen Zwiespältigkeit, Salonvirtuose einerseits, melancholisch-gefühlvoller Klang-Poet andererseits. Mir fehlen mal wieder die genauen musiktheoretischen Kenntnisse, um seine Interpretation genau beschreiben zu können. Aber es war einfach nur grandios. Das sah auch das Publikum so, dass, kaum war der letzte Ton verklungen wie ein Mann aufstand und ihn mit stehenden Ovationen feierte ! Er gab dann noch zwei Zugaben, eine Stück von Chopin, ich glaube es war auch ein Scherzo, und ein weiteres Stück, dass ich leider nicht kenne; für mich klang es aber nach Wiener Klassik (hoffentlich blamiere ich mich jetzt nicht). Dabei blieb Blechacz in seinem Auftreten immer bescheiden und zurückhaltend. Nicht so unbewegt wie Berezovsky, der auch bei den tempramentvollsten Passagen eines Tschaikovsky-Konzertes dasitzt, als würde ihn das alles gar nichts angehen, aber auch bei weitem nicht so affektiert wie ein David Frey oder Lang-Lang, die meinen. Dazu kommt noch, dass seine technischen Fähigkeiten keine Grenzen zu kennen scheinen.

      Also wenn ich mal eine Voraussage wagen darf: wenn er es schafft, dieses unglaubliche Niveau nicht nur zu halten, sondern mit zunehmender Lebens- und Konzerterfahrung noch auszubauen, dann wird er ein Pianist, wie es ihn vielleicht alle fünfzig Jahre mal gibt, vergleichbar mit den ganz großen, wie Arrau, Richter oder ABM.

      Wer kennt den Film "Diva" von Jean-Jacques Beinex ? Darin nimmt ein junger Postbote seine verehrte Opernsängerin heimlich bei einem Konzert auf und wir anschließend von finsteren Gestalten verfolgt, die diese Aufnahme verwerten wollen, weil sich die Diva grundsätzlich weigert, Tonaufnahmen zu machen. Ich habe es bedauert, kein Nagra dabei gehabt zu haben, um dieses Konzert aufzeichnen zu können !

      Wer sich für weitere Informationen über Blechacz interessiert, hier ein paar links:

      http://www.blechacz.net/?nodeid=home&lang=EN

      http://de.wikipedia.org/wiki/Rafa%C5%82_Blechacz

      Und noch ein recht treffender Artikel aus der crescendo:

      http://www.crescendo.de/blog/?p=729

      Empfehlenswert ist in jedem Fall seine CD mit den Chopin Klavierkonzerten. Die anderen kenne ich - noch - nicht.

      Viele Grüße, Bernd

      Kommentar


        #4
        Zitat von zatopek Beitrag anzeigen
        Was war das für ein Konzert gestern abend !

        Das Konzert war eine wirklich Sternstunde im Dortmunder Konzerthaus.

        Da schien eine weitere Steigerung kaum noch möglich, aber dann kam die "Sonate" von Debussy, die auch pianistisch höchste Anforderungen stellt. Blechacz meisterte auch die schwierigsten Passagen mit einer unglaublichen Sicherheit und Leichtigkeit. Nie ein falscher Ton, kein falscher Anschlag und mit einer sagenhaften Präzision.

        Wer kennt den Film "Diva" von Jean-Jacques Beinex ? Darin nimmt ein junger Postbote seine verehrte Opernsängerin heimlich bei einem Konzert auf und wir anschließend von finsteren Gestalten verfolgt, die diese Aufnahme verwerten wollen, weil sich die Diva grundsätzlich weigert, Tonaufnahmen zu machen. Ich habe es bedauert, kein Nagra dabei gehabt zu haben, um dieses Konzert aufzeichnen zu können !
        Lieber Bernd,

        das ist ein wunderbar-enthusiastischer Bericht! Da wäre ich natürlich zu gerne dabei gesehen - an dem Tag war ich aber auf einem ganz anderen Kontinent, bei der "Convocation"-Zeremonie der "University of Chicago", wo alle diesjährigen Absolventen in Robe anwesend waren - mein Sohn in rot für die "Graduats"! Teile von dem Programm, das Blechacz gespielt hat, sind in einem Film zu sehen, der vor einiger Zeit auf Arte lief. Dort spielt er u.a. auch die Polonaise-Fantasie. Ich hoffe doch, sie haben das komplette Programm aufgenommen! Was hat er denn von Debussy gespielt? Eine Sonate für Klavier-Solo gibt es von ihm nicht (wohl für Violine und Klavier, ein Spätwerk) - oder meinst Du etwa die Sonatine von Ravel?

        Ich bin auch sehr gespannt auf die Entwicklung von Blechacz - und halte sehr viel von ihm! Er hat übrigens auch Philosophie - Phänomenologie sogar! - studiert. Seine Platte mit Mozart, Haydn und Beethoven habe ich zuletzt im Thread "Junge Musiker..." besprochen. Das wäre jetzt die Gelegenheit, das noch einmal zu lesen. Da habe ich auch versprochen, seine Platte mit den Chopin-Preludes zu besprechen. Die liegt bei mir noch ungehört... Bericht wird so bald wie möglich folgen, das ist fest versprochen!

        Den Film >Diva< kenne ich leider nicht - so einen Film hätte man auch über Maestro Celibidache machen können...

        Beste Grüße
        Holger

        Kommentar


          #5
          Hallo Holger,

          Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
          Was hat er denn von Debussy gespielt? Eine Sonate für Klavier-Solo gibt es von ihm nicht (wohl für Violine und Klavier, ein Spätwerk) - oder meinst Du etwa die Sonatine von Ravel?
          Nein, das Stück heißt im Original "Suite Pour le piano". Ich hatte "Sonate" mit "Suite" verwechselt, sorry. Es ist ein hinreissendes Stück ! Ich sollte mich wirklich häufiger mit Debussy beschäftigen, aber momentan höre ich mich durch eine Neuerwerbung aus Anlass des 200. Geburtstages von Robert Schumann durch eine Sammlung seiner Kompositionen durch.

          Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
          Den Film >Diva< kenne ich leider nicht - so einen Film hätte man auch über Maestro Celibidache machen können...
          Ich glaube nicht, dass Celibidache so attraktiv war, wie die amerikanische Sopranistin Wilhelmina Fernandez, die in dem Film die Rolle der Cynthia Hawkins spielt.

          Viele Grüße, Bernd

          Kommentar


            #6
            Zitat von zatopek Beitrag anzeigen
            Nein, das Stück heißt im Original "Suite Pour le piano". Ich hatte "Sonate" mit "Suite" verwechselt, sorry. Es ist ein hinreissendes Stück ! Ich sollte mich wirklich häufiger mit Debussy beschäftigen, aber momentan höre ich mich durch eine Neuerwerbung aus Anlass des 200. Geburtstages von Robert Schumann durch eine Sammlung seiner Kompositionen durch.
            Hallo Bernd,

            sich in einen Komponisten auf diese Weise einzuhören ist eine sehr gute Methode! Ich habe von Schumann auch noch die DGG-Box mit Klavierwerken von Wilhelm Kempff hier liegen...

            In der Notentext-Ausgabe heißt der Zyklus von Debussy einfach "Pour le piano" (Prelude, Sarabande, Toccata), erschienen 1901. Daß Debussy sich an Vorbildern aus dem 18. Jahrhundert orientiert hat und seinem Suiten-Geist, ist natürlich klar - ähnlich wie Ravel in "Le Tombeau de Couperin". Das entspringt seinem Antiwagnerianismus. Aber die Stücke sind nicht gleichzeitig - also auch nicht als Suite - komponiert worden. Die wunderbare "Sarabande" erschien früher als die anderen beiden Stücke schon 1896 (1894 komponiert) und gehörte ursprünglich zu einer Folge von Stücken unter dem Titel "Images", die posthum (1978) als "Images oubliees" veröffentlicht wurden (also nicht zu verwechseln mit den beiden Heften der "Images"). Von "Pour le piano" gibt es eine wunderschöne Konzertaufnahme von Emil Gilels, die er kurz vor seinem Tod im September 1984 in Lugano machte (zusammen mit Scarlatti-Sonaten und den "Symphonischen Etüden" von Schumann), Label Aura. Den Bachschen Geist in der Toccata spürt man nirgendwo so deutlich wie bei der großartigen Monique Haas, einer frühen Aufnahme von ihr aus den 40igern in der DGG-Box.

            Beste Grüße
            Holger

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