AW: Was ist ein Highender?
@DIN-HiFi
Zum Thema Mondprogramm:
Das war sicher eine 'flapsige' Antwort eines Astronauten, es würde mich interessieren, von wem sie stammen soll ...
An vielen Teilen wurde beim Apollo Programm natürlich unter hohem Aufwand entwickelt und getestet, bis sie die funktionalen Anforderungen erfüllten. Daher ist die o.g. Antwort m.E. so nicht ganz ernst zu nehmen und war sicher auch nicht ganz ernst gemeint.
Dazu Beispiele:
Aus Sicht der Zeit war also vieles beim Apollo Programm eindeutig "High End".
Im Vergleich dazu jedoch im HiFi Bereich:
Im Bereich Musikwiedergabe sehe ich vieles (nicht pauschal alles ...) im sog. "High End" Bereich als Synonym für "doof" oder lediglich als "High End Look" nicht jedoch als High End im Sinne einer Funktion, es tut mir wirklich leid.
Das Problem: Echtes - d.h. funktionales (!) oder zumindest eindeutig erkennbar funktional motiviertes ... - High End würde der Kunde meist gar nicht erkennen oder verstehen (mithin vielleicht auch nicht bezahlen wollen ...), deshalb gibt es im HiFi Bereich gern ein (oft typisches) "Repräsentations High End", welches technisch und klanglich nicht selten keinen nachvollziehbaren Hintergrund hat.
Auch dazu wieder Beispiele, ohne dabei in's Detail zu gehen:
Ein häufiges Problem bei einem (wirklichen ?) "Geld spielt keine Rolle" Ansatz ist daher die Versuchung, das Geld "sichtbar" anstatt "funktional" zu investieren:
"Verpassen wir den Tieftönern eine spezielle Politur der Körbe (technisch/klanglich irrelevant ...) oder investieren wir eine schwingungsdämpfende Montage der Tieftöner im Gehäuse (etwa durch dämpfende Einlagen, Puffer etc. was technisch/klanglich durchaus relevant sein kann ... ) ?"
Bei vielen Produkten macht man sich solche Gedanken erst gar nicht und fängt lieber an, irgendwas zu polieren oder anderweitig aufzuhübschen. Am Ende fallen dann gern Überlegungen unter den Tisch, die funktional durchaus relevant gewesen wären.
Wieviele "High End" Lautsprechertypen verfügen z.B. im Tiefton bis in den unteren Mittelton über eine nennenswerte Richtwirkung ?
Es sind anteilig im "High End" m.E. kaum mehr als in der gehobenen Mittelklasse oder in der gewöhnlichen Oberklasse, obwohl ein gehobenes Budget tatsächlich eine Eintrittskarte in eine entsprechende Technik darstellen könnte.
Am Ende bekommt der Kunde also auch im "High End" nichts geschenkt.
Sieht man auf das Verhältnis von Anspruch und Wirklichkeit mal (ausnahmsweise ... ;)) durch eine Brille technisch-funktionaler und vor allem klanglicher Relevanz, dann wundert es bei vielen Erscheinungen nicht, daß "High End" im Bereich der Musikwiedergabe auf dem Weg dahin ist, zu einer Art Synonym für "lächerlich" zu werden, was m.E. schade ist.
Anmerkung in eigener Sache:
Dieser Post könnte - wieder einmal - "engagierte" Posts vor allem außerhalb dieses Forums anziehen, die sich z.B. als Besitzer irgendwelcher Produkte angesprochen oder sogar persönlich gekränkt fühlen.
Daher dies gleich vorab: In meinem Post geht es nicht um konkrete Produkte, sondern um allg. feststellbare Erscheinungen innerhalb einer Branche. Ich werde daher auch auf derartige Posts - sollten sie kommen - hier nicht mehr weiter eingehen, denn sie wären inhaltlich ohnehin vollkommen überflüssig.
______________
(*) Sind analoge Plattenspieler mit elektromechanischen Tonabnehmern aus heutiger Sicht - mal ganz unabhängig von der jeweiligen Bauart oder Preisklasse gefragt - "High End" Geräte ?
Vgl. hierzu auch das Thema
"Neutralität bei Lautsprechern und analogen Quellen (hier: Analog Nadelton)"
Zitat von DIN-HiFi
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@DIN-HiFi
Zum Thema Mondprogramm:
Das war sicher eine 'flapsige' Antwort eines Astronauten, es würde mich interessieren, von wem sie stammen soll ...
An vielen Teilen wurde beim Apollo Programm natürlich unter hohem Aufwand entwickelt und getestet, bis sie die funktionalen Anforderungen erfüllten. Daher ist die o.g. Antwort m.E. so nicht ganz ernst zu nehmen und war sicher auch nicht ganz ernst gemeint.
Dazu Beispiele:
- Die Controllcomputer sowohl der Kommandokapsel als auch des Landemoduls hatten ein Multitasking Betriebsssystem, in dem die Prozesse nach einer Prioritätsliste abgearbeitet wurden. Das war damals eine Neuentwicklung und ermöglichte es während der ersten Mondlandung diese durchzuführen, obwohl offenbar fehlerhaft zusätzliche Prozesse gestartet wurden, welche für die Landung nicht benötigt wurden ... Ohne das "Prioritätsscheduling" wäre der Computer mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der Mondlandung von Apollo 11 "abgesoffen".Allein in Qualität und Ausfallsicherheit von Software und Hardware der Computer hat man damals viel investiert.
- An vielen Stellen mussten Schweißtechniken neu entwickelt werden, weil z.B. Materialien unterschiedlicher Dicke oder schlicht ungewöhnliche Materialien/Materialkombinationen miteinander verschweißt werden mussten.
- Um in der 2. Stufe der Saturn V Gewicht (auch durch Verminderung Bauhöhe) zu sparen hat man Treibstoff- und Oxidatortank mit einer gemeinsamen gewölbten Trennwand versehen. Dazu musste man neuartige Verarbeitungstechniken von Bienenwaben Kompositen lernen, weil auf beiden Seiten der Trennwand erhebliche Temperaturunterschiede herrschten ...
- ... etc.
Aus Sicht der Zeit war also vieles beim Apollo Programm eindeutig "High End".
Im Vergleich dazu jedoch im HiFi Bereich:
Im Bereich Musikwiedergabe sehe ich vieles (nicht pauschal alles ...) im sog. "High End" Bereich als Synonym für "doof" oder lediglich als "High End Look" nicht jedoch als High End im Sinne einer Funktion, es tut mir wirklich leid.
Das Problem: Echtes - d.h. funktionales (!) oder zumindest eindeutig erkennbar funktional motiviertes ... - High End würde der Kunde meist gar nicht erkennen oder verstehen (mithin vielleicht auch nicht bezahlen wollen ...), deshalb gibt es im HiFi Bereich gern ein (oft typisches) "Repräsentations High End", welches technisch und klanglich nicht selten keinen nachvollziehbaren Hintergrund hat.
Auch dazu wieder Beispiele, ohne dabei in's Detail zu gehen:
- Man muss ganz klar sehen, daß bestimmte Anforderungen (der Käufer ?) an eine High End Optik z.B. einen Lautsprecher nicht besser machen. So wären z.B. schallabsorbierende Verkleidungen der Schallwand aus Filz - wie sie bei manchen LS in der Vergangenheit eingesetzt wurden - als "High End" Optik undenkbar. Die dort jedoch von manchen gern eingesetzten schallharten und oftmals auch rel. scharfkantig zu den Seiten abgeschlossenen Flächen mit Hochglanz oder repräsentativen Metallteilen sind zumindest im Hochtonbereich oftmals ausgesprochen ungünstig.
- Auch bei den (End-) Verstärkern findet man oftmals solche Modelle mit "ausgefallenen" technischen Eigenschaften - u.a. niedrige Dämpfungsfaktoren kommen durchaus vor - recht gern bei Exoten aus dem "High End" Bereich.
- Bei einem analogen Plattenspieler(*) mit einem repräsentativen Plattenteller im Gewichtsbereich von Tonnen (nur Scherz ...) ändert sich meist nichts daran, daß die LP oft "mit Höhenschlag" und "eiernd" teilweise hohl auf dem Teller aufliegt, so daß man den Zwischenraum nicht selten mit einer Taschenlampe bequem ausleuchten kann ... d.h. viele Systeme investieren in einen repräsentativen Plattenteller, bieten jedoch keinerlei Lösungen für diese bekannten Alltagsprobleme bei der LP Wiedergabe, die dazu führen, daß das Tonabnehmersystem nicht optimal arbeiten kann.
- Liste beliebig fotsetzbar ...
Ein häufiges Problem bei einem (wirklichen ?) "Geld spielt keine Rolle" Ansatz ist daher die Versuchung, das Geld "sichtbar" anstatt "funktional" zu investieren:
"Verpassen wir den Tieftönern eine spezielle Politur der Körbe (technisch/klanglich irrelevant ...) oder investieren wir eine schwingungsdämpfende Montage der Tieftöner im Gehäuse (etwa durch dämpfende Einlagen, Puffer etc. was technisch/klanglich durchaus relevant sein kann ... ) ?"
Bei vielen Produkten macht man sich solche Gedanken erst gar nicht und fängt lieber an, irgendwas zu polieren oder anderweitig aufzuhübschen. Am Ende fallen dann gern Überlegungen unter den Tisch, die funktional durchaus relevant gewesen wären.
Wieviele "High End" Lautsprechertypen verfügen z.B. im Tiefton bis in den unteren Mittelton über eine nennenswerte Richtwirkung ?
Es sind anteilig im "High End" m.E. kaum mehr als in der gehobenen Mittelklasse oder in der gewöhnlichen Oberklasse, obwohl ein gehobenes Budget tatsächlich eine Eintrittskarte in eine entsprechende Technik darstellen könnte.
Am Ende bekommt der Kunde also auch im "High End" nichts geschenkt.
Sieht man auf das Verhältnis von Anspruch und Wirklichkeit mal (ausnahmsweise ... ;)) durch eine Brille technisch-funktionaler und vor allem klanglicher Relevanz, dann wundert es bei vielen Erscheinungen nicht, daß "High End" im Bereich der Musikwiedergabe auf dem Weg dahin ist, zu einer Art Synonym für "lächerlich" zu werden, was m.E. schade ist.
Anmerkung in eigener Sache:
Dieser Post könnte - wieder einmal - "engagierte" Posts vor allem außerhalb dieses Forums anziehen, die sich z.B. als Besitzer irgendwelcher Produkte angesprochen oder sogar persönlich gekränkt fühlen.
Daher dies gleich vorab: In meinem Post geht es nicht um konkrete Produkte, sondern um allg. feststellbare Erscheinungen innerhalb einer Branche. Ich werde daher auch auf derartige Posts - sollten sie kommen - hier nicht mehr weiter eingehen, denn sie wären inhaltlich ohnehin vollkommen überflüssig.
______________
(*) Sind analoge Plattenspieler mit elektromechanischen Tonabnehmern aus heutiger Sicht - mal ganz unabhängig von der jeweiligen Bauart oder Preisklasse gefragt - "High End" Geräte ?
Vgl. hierzu auch das Thema
"Neutralität bei Lautsprechern und analogen Quellen (hier: Analog Nadelton)"
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