Ich hatte vor einigen Wochen in einem anderen Forum mal etwas zusammengeschrieben, was ich bei dem momentan friedlichen Umgang auch hier zur Diskussion stellen möchte:
Es geht um die Grenzen der Intepretation von Hörbarkeit basierend auf Sinustönen
Ich versuche mal meine Argumentation von der technischen Seite her aufzubauen, denn ganz klar ist, daß wir einen Sinuston sehr gut messen und beurteilen können (technisch). Dieser Ton hat an einem definierten Ort eine Informationseinheit bezüglich Frequenz und Lautstärke, betrachten wir das einfach einmal als 2 Informationseinheiten. Rechnet man jetzt noch die Hüllkurve und Dauer von akustischen Sinustönen dazu, dann kommt man auf sagen wir vielleicht max. 10 Informationseinheiten (Einsatz, Anstieg, Abfall, Verlauf, etc.).
Einigermaßen handlich und praxisgerecht stellen wir dem mal die einfachsten musikalischen Töne gegenüber, beispielsweise ein angeschlagener Ton auf einem Klavier oder ein Flötenton etc. Insgesamt würde ich hier schon eine Informationsfülle von insgesamt bis zu 100 Einheiten vermuten, die unsere Wahrnehmung dabei verarbeitet (das sind die Obertöne und deren Verhältnis sowie spezifische Hüllkurven etc.)
Wenn ich jetzt auf beispielsweise einzelne gesungene Worte erweitere, dann habe ich sicherlich schon eine Gesamtinformationsfülle von ca. 1000 oder mehr. Das alles spielt sich aber sicherlich noch im Bereich um eine bis wenige Sekunden Dauer ab und wir haben alles Externe, Störende und Begleitende mal außen vor gelassen ..
In der Praxis werden wir jedoch ständig mit tausenden und zigtausenden akustischen Informationseinheiten bombardiert - Bestellte und Unerwartete, Laute und Leise, Gewollte und Ungewollte, Entfernte und Nahe, Reflexionen und Überlagerungen, etc. pp. ..
Wir wissen aus der Praxis, wie wichtig das Gehör für unsere täglichen Verrichtungen ist und daß wir in der Lage sind, aus dem ständigen Umgebungsgeräuschteppich für uns relevante Muster zu extrahieren, zu vergleichen und wiederzuerkennen. Wir erkennen also beispielsweise den angeschlagenen Ton an einem Klavier auch dann relativ sicher wieder, wenn der Sitznachbar hüstelt, ein Zug vorbeifährt und/oder unzählige Kombinationen anderer Geräusche mit anderem Ursprung sich dazu mischen.
Wir folgen dem Gespräch und den Worten eines spezifischen Gegenübers während andere im Raum ebenfalls quasseln. Wir nehmen dabei sogar sehr empfindlich spezifische Stimmungen und Umstände des Sprechers wahr, während wir gleichzeitig aus den Geräuschen die wörtliche Bedeutung extrahieren. Bevor unsere Wahrnehmung also überhaupt diese wenigen tausend Informationseinheiten pro Sekunde verarbeitet, werden diese aus zigtausenden herausgefiltert ..
Tatsächlich halte ich es für äußerst fraglich anzunehmen, daß unsere Wahrnehmung gleich reagiert, wenn wir im Labor bestimmte Reize ausschalten und damit die normalerweise ständig benötigten Wahrnehmungsfilter nicht beschäftigen, wie das für den Test von Sinustönen beispielsweise technisch erforderlich ist.
Es gibt sicherlich für das Verständnis der Einzelfunktionen wichtige Tests der Wahrnehmung mit Sinustönen, aber deren Ergebnisse lassen sich in meinen Augen nur äußerst vorsichtig auf realistische Gegebenheiten übertragen - zumal wir um die individuell unterschiedliche, adaptive und von Situation und Gemütszustand abhängige Verarbeitung von Geräuschen wissen.
Meine empirischen Beobachtungen lassen häufig sogar wesentlich spezifischere Fähigkeiten aufscheinen, als in einem Labortest mit wenigen 100 Informationseinheiten überhaupt darstellbar sind - dazu kommt, daß durch den geringen Informationsgehalt meine Wahrnehmung keinerlei gerichtete Aufmerksamkeit aufbringt. Jeder weiß beispielsweise, daß ein immer gleicher Ton oder ein immer gleichförmiges Geräusch irgendwann vollständig aus der Wahrnehmung herausgefiltert werden kann, weil es offensichtlich von derselben als irrelevant erkannt wird. Technisch eindeutige Unterschiede von Testsequenzen, die auch wahrgenommen werden können, verschwinden nach einer gewissen Häufigkeit im Laborversuch - da weiß ich allerdings noch nicht ob das hauptsächlich der Müdigkeit oder unbewußten Filtereigenschaften geschuldet ist.
Insgesamt erscheint es mir sehr fraglich, was ich also aus der Untersuchung "Erinnerungsfähigkeit" lesen kann und was davon in der Praxis dann überhaupt noch relevant übrig bleibt. Denn, auch das weiß ich empirisch, schon nur geringe "technische" Änderungen in beispielsweise der Stimmlage einer Person oder ihrem Sprechrythmus können meine spezifische Aufmerksamkeit auf deren Aussage um mehrere Potenzen erhöhen - und zwar schlagartig innerhalb weniger Millisekunden eine ganze Batterie von Transmittern in meinem Nervenzentrum aktivieren, bevor ich überhaupt bewußt wahrgenommen habe, daß da etwas im Gange ist.
Gruß Thorsten
Es geht um die Grenzen der Intepretation von Hörbarkeit basierend auf Sinustönen
Ich versuche mal meine Argumentation von der technischen Seite her aufzubauen, denn ganz klar ist, daß wir einen Sinuston sehr gut messen und beurteilen können (technisch). Dieser Ton hat an einem definierten Ort eine Informationseinheit bezüglich Frequenz und Lautstärke, betrachten wir das einfach einmal als 2 Informationseinheiten. Rechnet man jetzt noch die Hüllkurve und Dauer von akustischen Sinustönen dazu, dann kommt man auf sagen wir vielleicht max. 10 Informationseinheiten (Einsatz, Anstieg, Abfall, Verlauf, etc.).
Einigermaßen handlich und praxisgerecht stellen wir dem mal die einfachsten musikalischen Töne gegenüber, beispielsweise ein angeschlagener Ton auf einem Klavier oder ein Flötenton etc. Insgesamt würde ich hier schon eine Informationsfülle von insgesamt bis zu 100 Einheiten vermuten, die unsere Wahrnehmung dabei verarbeitet (das sind die Obertöne und deren Verhältnis sowie spezifische Hüllkurven etc.)
Wenn ich jetzt auf beispielsweise einzelne gesungene Worte erweitere, dann habe ich sicherlich schon eine Gesamtinformationsfülle von ca. 1000 oder mehr. Das alles spielt sich aber sicherlich noch im Bereich um eine bis wenige Sekunden Dauer ab und wir haben alles Externe, Störende und Begleitende mal außen vor gelassen ..
In der Praxis werden wir jedoch ständig mit tausenden und zigtausenden akustischen Informationseinheiten bombardiert - Bestellte und Unerwartete, Laute und Leise, Gewollte und Ungewollte, Entfernte und Nahe, Reflexionen und Überlagerungen, etc. pp. ..
Wir wissen aus der Praxis, wie wichtig das Gehör für unsere täglichen Verrichtungen ist und daß wir in der Lage sind, aus dem ständigen Umgebungsgeräuschteppich für uns relevante Muster zu extrahieren, zu vergleichen und wiederzuerkennen. Wir erkennen also beispielsweise den angeschlagenen Ton an einem Klavier auch dann relativ sicher wieder, wenn der Sitznachbar hüstelt, ein Zug vorbeifährt und/oder unzählige Kombinationen anderer Geräusche mit anderem Ursprung sich dazu mischen.
Wir folgen dem Gespräch und den Worten eines spezifischen Gegenübers während andere im Raum ebenfalls quasseln. Wir nehmen dabei sogar sehr empfindlich spezifische Stimmungen und Umstände des Sprechers wahr, während wir gleichzeitig aus den Geräuschen die wörtliche Bedeutung extrahieren. Bevor unsere Wahrnehmung also überhaupt diese wenigen tausend Informationseinheiten pro Sekunde verarbeitet, werden diese aus zigtausenden herausgefiltert ..
Tatsächlich halte ich es für äußerst fraglich anzunehmen, daß unsere Wahrnehmung gleich reagiert, wenn wir im Labor bestimmte Reize ausschalten und damit die normalerweise ständig benötigten Wahrnehmungsfilter nicht beschäftigen, wie das für den Test von Sinustönen beispielsweise technisch erforderlich ist.
Es gibt sicherlich für das Verständnis der Einzelfunktionen wichtige Tests der Wahrnehmung mit Sinustönen, aber deren Ergebnisse lassen sich in meinen Augen nur äußerst vorsichtig auf realistische Gegebenheiten übertragen - zumal wir um die individuell unterschiedliche, adaptive und von Situation und Gemütszustand abhängige Verarbeitung von Geräuschen wissen.
Meine empirischen Beobachtungen lassen häufig sogar wesentlich spezifischere Fähigkeiten aufscheinen, als in einem Labortest mit wenigen 100 Informationseinheiten überhaupt darstellbar sind - dazu kommt, daß durch den geringen Informationsgehalt meine Wahrnehmung keinerlei gerichtete Aufmerksamkeit aufbringt. Jeder weiß beispielsweise, daß ein immer gleicher Ton oder ein immer gleichförmiges Geräusch irgendwann vollständig aus der Wahrnehmung herausgefiltert werden kann, weil es offensichtlich von derselben als irrelevant erkannt wird. Technisch eindeutige Unterschiede von Testsequenzen, die auch wahrgenommen werden können, verschwinden nach einer gewissen Häufigkeit im Laborversuch - da weiß ich allerdings noch nicht ob das hauptsächlich der Müdigkeit oder unbewußten Filtereigenschaften geschuldet ist.
Insgesamt erscheint es mir sehr fraglich, was ich also aus der Untersuchung "Erinnerungsfähigkeit" lesen kann und was davon in der Praxis dann überhaupt noch relevant übrig bleibt. Denn, auch das weiß ich empirisch, schon nur geringe "technische" Änderungen in beispielsweise der Stimmlage einer Person oder ihrem Sprechrythmus können meine spezifische Aufmerksamkeit auf deren Aussage um mehrere Potenzen erhöhen - und zwar schlagartig innerhalb weniger Millisekunden eine ganze Batterie von Transmittern in meinem Nervenzentrum aktivieren, bevor ich überhaupt bewußt wahrgenommen habe, daß da etwas im Gange ist.
Gruß Thorsten
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