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Digitale Reproduktionstechnik als Metaphysik?

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    Digitale Reproduktionstechnik als Metaphysik?

    Zitat von Karsten Beitrag anzeigen
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    passt
    Oh Mensch! Gib acht!
    Was spricht die Tiefe Mitternacht?
    Ich schlief!
    Aus tiefem Traum bin ich erwacht!
    Die Welt ist tief!
    Und tiefer als der Tag gedacht!
    Tief ist ihr Weh!
    Lust tiefer noch als Herzeleid!
    Weh sprich: Vergeh!
    Doch alle Lust will Ewigkeit –
    Will tiefe, tiefe Ewigkeit!

    Oh Mensch gib acht! – die Metaphysik, der Gott der Metaphysik – mag tot sein, aber nicht das metaphische Bedürfnis des Menschen, die Grenzen seiner Endlichkeit und Sterblichkeit überwinden zu wollen. Das ist sozusagen unausrottbar, in seiner Natur verankert. Und Friedrich Nietzsche – von dem dieses Gedicht stammt, das Gustav Mahler in seiner 3. Symphonie vertonte – schafft dafür gleich eine neue Metaphysik. Die Ewigkeit, von der da gesprochen wird – das Gedicht heißt eigentlich Das andere Tanzlied und stammt aus dem Zarathustra – ist natürlich der Gedanke einer ewigen Wiederkehr des Gleichen. Vielleicht hätte sich Nietzsche also über die Digitaltechnik gefreut. Ist sie nicht der Beweis, dass die ewige Wiederkehr des Gleichen mehr ist als nur eine philosophische Spekulation, sondern schlicht die Realität des Funktionierens von Technik?

    Gestern abend entwickelte sich hier der folgende nicht ganz ernst gemeinte, aber doch ernst zu nehmende Diskurs:

    Zitat von MusikistTrumpf Beitrag anzeigen
    ich hatte das Cover des Originals in der gleichen Fassung wie in der von Dir eingestellten. Nach Download habe ich es erst von Rechner 1 auf einen USB Stick kopiert, danach auf Rechner 2, von dort auf das NAS, vom NAS auf eine externe Festplatte und von dieser wieder auf Rechner 1. Danach habe ich die Datei eingestellt.
    Parodiert wird damit die Vorstellung, technische Reproduktion könne irgend etwas verändern. Nein, so ist es nicht! Das Kopieren von Kopien kann bis in alle Ewigkeit so weiter gehen, und kein einziges lächerliches Bit geht verloren. Wer das glaubt, der ist selber lächerlich.

    Besonders interessant und aufschlußreich dann dieses Posting:

    Zitat von ruedi01 Beitrag anzeigen

    Erstens, Du weißt, dass es sich entweder um das Original oder die Kopie handelt und Dein Unterbewustsein (das noch in der analogen Welt gebildet worden ist, wo dieser Grundsatz - s.o. - uneingeschränkt galt) sagt Dir, die Kopie muss schlechter sein als das Original...
    Demnach spielt mir also das Unterbewusstsein einen Streich. Ich glaube halt, dass es keine identischen Kopien gibt und entsprechend keine Selbigkeit von Kopie und Original. Das wird mir also zum Verhängnis. „Falsch“ an meiner Vormeinung ist demnach, dass ein solches Bewusstsein nicht wahrhaben will, dass es in der technischen Reproduktion eben nichts gibt als reine Identität und absolute Unveränderlichkeit. Genau dieses Verständnis von Reproduktion aber, was hier als vorurteilsfrei hingestellt wird, ist zutiefst metaphysisch. Denn komischer Weise war es das antimetaphysisch und positivistisch eingestellte 19. Jahrhundert, welches glaubte, dieses metaphysische Verständnis von identischer Reproduktion endgültig ad acta gelegt, als eine Illusion unaufgeklärten metaphysischen Bewusstseins durchschaut zu haben. Erinnern wir uns also ein wenig an die Geschichte der Metaphysik:

    Das Göttliche ist das Wunder des Unvergänglichen und Ewigen, wovon das irdische Leben mit seiner Vergänglichkeit leider ausgeschlossen bleibt. Aber die Natur weiß sich schließlich zu helfen: Die sterblichen Individuen, sie kommen und gehen, aber sie pflanzen sich fort, sie reproduzieren sich. Dies ist die Form von Unsterblichkeit, welcher auch vergängliche Wesen teilhaftig werden können: Sie reproduzieren sich identisch in der Erhaltung ihrer Gattung! Individuen sind sterblich, die Gattung ist ewig. Genau das wird nun im 19. Jahrhundert erschüttert, einmal durch die Psychologie und zum anderen Charles Darwin. Die mechanistische Psychologie sagt: Reproduktion von Vorstellungen gibt es nie ohne Veränderung, alles ist im Fluss. Die „identische Reproduktion“ ist folglich pure Illusion. Und Darwin entdeckt die natürliche Auslese: Biologische Reproduktion gibt es nicht ohne Mutation, d.h. die Vorstellung, dass Original und Kopie gleich sind, widerspricht einfach der Natur. Die Vorstellung der Artenkonstanz war ja der Rest Metaphysik, der in der Biologie noch steckte, indem sie die Annahme einer identischen, unveränderlichen Reproduktion zur Bedingung hat.

    Eine Science-Fiction-Serie wie „Raumschiff Enterprise“ ist sich dieser Tatsache noch bewusst: Da gibt es dieses „Beamen“, das Wunder, dass ein Mensch transportiert wird von A nach B, indem eine identische Kopie von ihm entsteht, die vom Original nicht mehr zu unterscheiden ist: Erst wird der Körper verflüchtigt, in seine Atome zerlegt und hinterher perfekt wieder zusammengesetzt, so, als wäre nichts geschehen. Das ist faszinierendes Science Fiction – ein Spiel mit der Faszination, gerade weil es in der Natur so etwas nicht gibt. Aber wirklich? Inzwischen ist die Digitaltechnik auf der Weltbühne aufgetreten: Man zerlegt ein analoges Signal in Bits und Bytes und setzt es hinterher wieder scheinbar perfekt zusammen. Und der Datenstrom reproduziert sich und reproduziert sich dabei, ohne von irgendeinem „Werden“ gestört zu werden. Bezeichnend ist das Klonschaf Dolly der Held unseres Digitalzeitalters: Die Kopie ist das Original: Darwin ist passé, es lebe die unendliche, identische Reproduktion!

    Heraus kommt Metaphysik als Technik und technische Metaphysik:

    Zitat von carlinhos Beitrag anzeigen
    Nein, Bits kann ich auch nicht direkt hören, aber ich kann sie am Monitor sichtbar machen und da sind komischerweise immer gleich viele Nullen und Einsen auf der Kopie wie auf dem Original, und das sogar in exakt der gleichen Reihenfolge.
    Nun kommt gerade bei der Technik leider der Faktor Mensch und damit das Unperfekte ins Spiel. Hier ist es wiederum das wirksame metaphysische Bedürfnis in technischer Rationalität, welches dafür sorgt, dass es das Funktionieren der digitalen, identischen Reproduktion von allen Einflüssen, welche die Selbstgenügsamkeit dieses ewigen Reproduktionskreislaufs stören könnten, frei hält. Die metaphysischen Eigenschaften göttlichen Seins, sie sind wie sie überliefert sind: Unveränderlichkeit und Ewigkeit, Vollkommenheit und Irrtumsfreiheit, was die Erkenntnis dieses göttlichen Seins angeht. Gott ist das „ens perfectissimum“ – das allervollkommenste Seiende. Genau das gilt offenbar auch für die technische Reproduktion.
    Zuletzt geändert von Gast; 13.11.2012, 14:52.

    #2
    Es entsteht allerdings das komische Missverhältnis, dass der Mensch, welcher mit dieser Digitaltechnik umgeht, zunächst einmal wenig von dieser Vollkommenheit spürt. Es ist gerade das Unvollkommene und nicht Perfekte, was auffällt: Die CD-R ist eben nicht gleich dem Original. Aber damit wird das metaphysische Bedürfnis schließlich leicht fertig:

    Zitat von carlinhos Beitrag anzeigen
    vielleicht kannst du ja hier auch was in Bezug auf Technik dazulernen, sozusagen als Ausgleich für die vielen schönen Dinge, die wir von dir in Sachen Musik gelernt haben?

    Du musst offensichtlich ein extrem unwahrscheinliches Pech mit deinen CD-Kopien haben, weil mir passiert es nur äußerst selten, dass Inhalte beim Kopieren verändert würden. Ich habe seit den 90er-Jahren wahrscheinlich weit über 1000 CDs und DVDs gebrannt, und mir ist eigentlich nie ein Bit abhanden gekommen.
    Pech gehabt also – ich bin die kläglich-bedauernswerte Ausnahme, wenn ich von diesem Wunder technischer Perfektion nicht profitieren kann. Und noch in anderer Hinsicht bin ich zu bedauern: Mir fehlt von diesen digitalen ens perfectissimum nur die rechte Erkenntnis! Auch diese Argumentationsschiene ist ein uralter Trick der Metaphysik. Die Himmelskörper wurden schon in der Antike bewundert – das ewige Kreisen der Gestirne zum Gegenentwurf zur Vergänglichkeit, die wir auf der Erde erleben, dem miesesten Platz im Kosmos. Wer nun entdeckte, dass sich die Himmelskörper doch nicht ganz so perfekt gleichförmig bewegen, dem wurde gesagt: Du darfst eben nicht auf Deine unvollkommene Wahrnehmung vertrauen. Die Kreisbahnen erscheinen nur deshalb nicht rund, weil sich diese Vollkommenheit letztlich nur dem Denken und nicht der Wahrnehmung erschließt. Heute tritt an die Stelle des „Nous“ dann der technische Verstand der sagt: Die Wahrnehmung ist sowieso gefangen in Illusion und Suggestion. Erklärungen bitteschön sind das Einzige, was wirklich zählt und worauf man sich absolut verlassen kann.

    Nun weiß natürlich auch die technische Metaphysik, dass Technik nicht ganz fehlerlos ist. Aber auch hier funktioniert es prima, die Vollkommenheit technischen Funktionierens zu behaupten, indem man die Ursache der Unvollkommenheit wiederum nicht in der Technik, sondern nur im fehlbaren und fehlerhaften Umgang mit ihr sucht:

    Zitat von seufert Beitrag anzeigen
    Das ist bedauerlich. Dann hast Du sicher einen der schlechtesten CD Player aller Zeiten. Vielleicht am Wochenende mal zum Media Markt pilgern und Upgraden
    Der Grund, dass meine Wahrnehmung leider Gottes der göttlichen Vollkommenheit digitaler Reproduktionstechnik nicht teilhaftig wird und nur die Abweichung der Kopie vom Original erfasst, liegt also daran, dass der Techniker – also ein Mensch – in diesem Fall unsachgemäß mit der Technik umgeht und ein „fehlerhaftes“ Gerät produziert. (Was natürlich faktisch eine absurde Behauptung ist – natürlich sind meine CDPs alles andere als schlecht.) Auch wenn die Reproduktion faktisch keineswegs identisch ist, so ist sie es eben idealer Weise doch: Die Bits und Bytes kümmert das alles nicht, was um sie herum passiert, sie kreisen und kreisen als ein geschlossener Datenstrom nur immer in sich selbst wie der selbstgenügsame aristotelische Gott, der unberührt von der Welt immer nur sich selber denkt. Der Techniker macht die Fehler, nicht die Technik. Damit ist die technische Metaphysik auch angesichts der Fehlerhaftigkeit von Technik „gerettet“.

    Diese ganze technische Metaphysik hat aber leider – wahrlich komisch – einen entscheidenden Konstruktionsfehler, welches dieses wunderbare Posting enthüllt, dessen tiefe Ironie bezeichnend völlig unbemerkt blieb:

    Zitat von KSTR Beitrag anzeigen
    Auch das ist richtig, bezieht sich aber nur auf die logische Beschaffenheit des Datenstroms am DAC-Chip, als Verletzung der Bitidentität im Fehlerfall. Hier geht es aber um das, was dennoch an Dreck dazukommen kann, auf quasi rein analogem Wege, also dort und in dem Moment wo aus der Information die tatsächlichen Audiosignale erzeugt werden... wenn sich die Hardware-Betriebsbedingungen am DAC-Chip ändern schlägt das direkt durch, was ja auch offensichtlich ist. Die Frage ist nur, wieviel und wie und ob es reichen kann, eine Änderung zu hören...
    Die digitale Selbsterhaltungsschleife mag so geschlossen sein wie sie will, unser menschliche Ohr hört nun mal nicht digital, sondern lediglich analog. Folglich bedarf es einer Übersetzung, die perfekte Bitreproduktion in eine der menschlichen Wahrnehmung überhaupt zugängliche Form zu bringen. Und dabei – oh Schreck! – verliert sie leider ganz praktisch ihre „theoretische“ Perfektion! Die technische Metaphysik bestätigt damit die alte Weisheit, dass das metaphysische Sein nicht „empirisch“ ist sondern transzendent und transzendental, sich deshalb nur dem reinen Denken und nicht der Wahrnehmung erschließt. Wenn Technik aber in den Dienst der Wahrnehmung tritt als deren Mittel zum Zweck, dann verliert sie ihre metaphysische Dignität, was nichts anderes heißt: sie scheitert! Oder anders ausgedrückt: Das „Beamen“, wonach Captain Kirk und Mister Spock erst in unsichtbare Atome zerlegt werden, um dann wieder aufzuerstehen mit einem sichtbaren, leibhaften Antlitz, ist und bleibt ein metaphysisches Kino-Wunder, eben Science-Fiction und nicht Realität.

    Der technischen Metaphysik bleibt da freilich noch eine Hintertür – auch hier greift sie wiederum in die Trickkiste des metaphysischen Rationalismus, der Annahme einer „List der Vernunft“. Ich erinnere mich an die Euphorie der beginnenden Digitalära, der auch ich zu Anfang nur allzu gerne erlegen bin. Man glaubte an den perfekten Klang des CD-Players: Der Plattenspieler wurde schließlich verkauft – er hatte ausgedient als unperfekte Kopie mit Rumpeln und Rauschen. Doch dann kam bei mir das böse Erwachen gleich bei der ersten gekauften CD. Die Celli klangen eben nicht perfekt, sondern weich und schwammig. Ein Schock! Diesen „Fehler“ machte die vermeintlich technisch überholte Schallplatte nicht! Und dann kam der „Jitter“ und mit ihm das Bewusstsein, dass auch Digitaltechnik keineswegs die Perfektion besitzt, die man ihr so gerne andichtet. Der Schock der Enttäuschung griff um sich. Digital verursachte Verzerrungen, das darf es doch eigentlich nicht geben! Aber inzwischen ist auch dieser Zweifel an der digitalen Metaphysik scheinbar verflogen – das metaphysische Bedürfnis hat sich gerettet, wie der Lügenbaron Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf des zweifelnden Bewusstseins gezogen. Man sagt nämlich schlicht: Der Jitter ist ein Übersetzungsproblem von digital nach analog – aber wenn alles nur richtig funktioniert gar nicht wahrnehmbar! Die Übersetzung ist damit gelungen und wir werden demnach uneingeschränkt des Wunders der bitidentischen Reproduktion teilhaftig. Das ist wahrlich eine grandiose List technischer Vernunft – wodurch sich die technische Metaphysik, ihr Glaube an die „Ewigkeit“ von digitalen Reproduktionskreisläufen endgültig gerettet zu haben scheint.

    Fragt sich nur, für wie lange. Karl Marx sagte mal, die Wunder der Industrie machen die Wunder der Religion überflüssig. Das „Wunder“ der Technik hat sich offenbar an die Stelle der Religion gesetzt – wird wie diese vorbehaltlos geglaubt: Tod und Wiederauferstehung einer Wahrnehmung durch perfekte Analyse und Synthese von Bits und Bytes. Ist das nun aber wirklich ein neuer Gott oder doch vielleicht nur ein Götzenbild der Säkularisierung unstillbaren metaphysischer Bedürfnisses nach unzerstörbarer Perfektion und Dauerhaftigkeit?


    Beste Grüße
    Holger

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      #3
      Selbst in der 'Opernversion' wird's nicht besser ....

      LG, dB
      don't
      panic

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        #4
        Hallo Holger,

        ein sehr nachdenkenswerter Beitrag, danke dafür.:M

        Gruß
        Franz

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          #5
          Hallo Holger,


          ein interessanter Beitrag, den ich erst mal in Ruhe lesen und durchdenken muss. Nur ein erster Gedanke: Wenn man mit Frege zwischen Sinn und Bedeutung des digitalen Codes unterscheidet, löst sich das Problem m.E. einfach auf. Es mag durchaus möglich sein, die Bedeutung (also den Code) unendlich zu kopieren. Sein Sinn (also das Kunstwerk) ist von der Rezeption nicht zu trennen und damit immer im Wandel. Es könnte ja auch sein, dass die Menschen irgendwann einfach das Interesse verlieren, den Code zu kopieren. Wie Oswald Spengler geschrieben hat: "Irgendwann wird auch die letzte Note von Beethoven verklungen sein."

          lg
          reno

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            #6
            Zitat von Reno Barth Beitrag anzeigen
            ein interessanter Beitrag, den ich erst mal in Ruhe lesen und durchdenken muss. Nur ein erster Gedanke: Wenn man mit Frege zwischen Sinn und Bedeutung des digitalen Codes unterscheidet, löst sich das Problem m.E. einfach auf. Es mag durchaus möglich sein, die Bedeutung (also den Code) unendlich zu kopieren. Sein Sinn (also das Kunstwerk) ist von der Rezeption nicht zu trennen und damit immer im Wandel. Es könnte ja auch sein, dass die Menschen irgendwann einfach das Interesse verlieren, den Code zu kopieren. Wie Oswald Spengler geschrieben hat: "Irgendwann wird auch die letzte Note von Beethoven verklungen sein."
            Hallo Reno,

            die Unterscheidung von Sinn und Bedeutung ist natürlich eine sprachanalytische Unterscheidung. Da entsteht dann die methodische Frage: Kann man die überhaupt auf digitale Codes anwenden? Was haben die denn mit Sprache zu tun - insbesondere sprachliche Benennungen? Die Alternative wäre der Strukturalismus - der diese Unterscheidung so nicht macht, weil (Saussure!) Sprache nicht primär von der Benennung her verstanden wird, sondern als Signifikantenkette in einem System. Ich verstehe die Bedeutung Vater nicht, weil ich damit einen Gegenstand benenne, der Vater heißt, sondern indem ich "Vater" von "Mutter" unterscheide. Bedeutung ist also eine Form der Bildung von Differenzen. Paßt dieses Modell nicht viel besser zum Digitalen als Frege? In der (Instrumantal-)Musik geht das mit Frege sowieso nicht, weil sie keine Gegenstände benennt. Das hatte Hanslick schon treffend erkannt - den Unterschied von Sinn und Bedeutung kann man da gar nicht machen. Das habe ich dieses Thema in meinem aktuellen Musikbuch ausführlich behandelt, das ist nun fertig!

            Beste Grüße
            Holger

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              #7
              Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen

              Nun kommt gerade bei der Technik leider der Faktor Mensch und damit das Unperfekte ins Spiel. Hier ist es wiederum das wirksame metaphysische Bedürfnis in technischer Rationalität, welches dafür sorgt, dass es das Funktionieren der digitalen, identischen Reproduktion von allen Einflüssen, welche die Selbstgenügsamkeit dieses ewigen Reproduktionskreislaufs stören könnten, frei hält. Die metaphysischen Eigenschaften göttlichen Seins, sie sind wie sie überliefert sind: Unveränderlichkeit und Ewigkeit, Vollkommenheit und Irrtumsfreiheit, was die Erkenntnis dieses göttlichen Seins angeht. Gott ist das „ens perfectissimum“ – das allervollkommenste Seiende. Genau das gilt offenbar auch für die technische Reproduktion.
              Ähm, auch bei Deinen Betrachtungen kommt der Faktor Mensch ins Spiel :-)

              "Gerade bei der Technik" finde ich da obsolet.

              Die Bitidentität des Original (was immer das auch ist) und z.B. 100er Kopie (natürlich wenn die Bitidentität durch ein vom Menschen geschriebens Programm nach jedem Kopiervorgang sichergestellt wird) könnte durch visuelle Kontrolle überprüft werden (nur das macht eine Maschine die der Mensch erfunden hat oder einen Menschen selbst, der/die dann wahrscheinlich neue Brillen brauchen wird).

              Wir schwurbeln hier noch ewig so weiter.

              Nur weil Du davon ausgehst, dass es keine bitidenten Kopien gibt gehe ich jetzt mal einfach vom Gegenteil aus :-)

              lG

              Armin

              Kommentar


                #8
                ...was soll man dazu noch sagen?!?

                Da ist wirklich nichts mehr zu machen...aus und vorbei....:X

                Dabei ist das alles nur 'simple' Mathematik und zuverlässig funktionierende physische Technik. Milliarden fach erprobt, jeden Tag...Da ist nichts aber auch gar nichts mystisches - also metaphysisches - dran...gar nichts...

                Gruß

                RD

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                  #9
                  Das erinnert mich irgendwie schwer an Peter Sloterdijk: Mit verquaster und unnötig komplizierter Sprache etwas auszudrücken, was an Aussagekraft irgendwo zwischen Allgemeinplatz und "Nichts" liegt.

                  Fassen wir also zusammen:
                  • Die Digitaltechnik ist nicht perfekt
                  • Holger stört sich an der fehlerhaften Technik der CD Wiedergabe (ein kaputter Lautsprecher hingegen ist ok)


                  Lg
                  Christoph

                  Kommentar


                    #10
                    Ich glaube (und das meine ich nicht polemisch), dass Philosophen irgendwie "andere" Menschen sind. Wir können deren Gedankengänge nicht nachvollziehen, sie sind uns zu abstrakt. Fast bin ich geneigt zu sagen, sie denken in Dimensionen, zu denen wir keinen Zutritt haben.

                    Wenn so ein "abgehobener Mensch" (positiv gemeint!) plötzlich mit der Digitaltechnik konfrontiert wird und noch dazu mit der Logik dahinter (völlig konträres Fachgebiet!), dann kann das unmöglich gut gehen. Denn da passt so gut wie gar nichts zusammen.

                    Für mich ist Holger wie ein Buch mit sieben Siegeln.
                    Mir genügt das was ich über ihn weiß.
                    Für mich gehört er zu den Guten.:I
                    Gruß
                    David


                    WEBSEITE HiFiAKTIV: Klick mich
                    Einen "Audio-Laien" erkennt man daran, dass er sich viel mehr mit Audiokomponenten beschäftigt als mit Raumakustik, LS-Aufstellung und Hörplatzwahl.
                    Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
                    Meine Auffassung von seriösen Vergleichstests: Klick mich - Die bisherigen Testergebnisse: Klick mich - Private Anlage: Klick mich - Wann gefällt mir ein Musikstück? - Klick mich
                    Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
                    Eine Bitte an Alle: nicht ganze (noch dazu große) Beiträge zitieren und darunter einen kurzen Kommentar schreiben! Besser (beispielsweise): "Volle Zustimmung zu Beitrag 37".
                    Wichtig: zumindest versuchen, beim Thema bleiben!

                    Kommentar


                      #11
                      Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
                      Ich glaube (und das meine ich nicht polemisch), dass Philosophen irgendwie "andere" Menschen sind. Wir können deren Gedankengänge nicht nachvollziehen, sie sind uns zu abstrakt. Fast bin ich geneigt zu sagen, sie denken in Dimensionen, zu denen wir keinen Zutritt haben.

                      Wenn so ein "abgehobener Mensch" (positiv gemeint!) plötzlich mit der Digitaltechnik konfrontiert wird und noch dazu mit der Logik dahinter (völlig konträres Fachgebiet!), dann kann das unmöglich gut gehen. Denn da passt so gut wie gar nichts zusammen.

                      Für mich ist Holger wie ein Buch mit sieben Siegeln.
                      Mir genügt das was ich über ihn weiß.
                      Für mich gehört er zu den Guten.:I
                      Ueber den von mir mit Holger verglichenen Philosophen hat Hendryk M. Broder im Spiegel geschrieben:
                      er schafft es, zu jedem Anlass und zu jedem Thema eine Suada zu produzieren, die schon deshalb Eindruck macht, weil sich niemand traut zuzugeben, dass er nicht weiß, worüber der Philosoph redet
                      Deine Reaktion bestaerkt diese These.

                      Lg
                      Christoph

                      Kommentar


                        #12
                        Zitat von armin75 Beitrag anzeigen
                        Nur weil Du davon ausgehst, dass es keine bitidenten Kopien gibt gehe ich jetzt mal einfach vom Gegenteil aus :-)
                        Wo habe ich das denn gesagt, Armin? Das ist doch völlig falsch. Lese doch einfach mal genau.

                        Beste Grüße
                        Holger

                        Kommentar


                          #13
                          Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
                          Ich glaube (und das meine ich nicht polemisch), dass Philosophen irgendwie "andere" Menschen sind. Wir können deren Gedankengänge nicht nachvollziehen, sie sind uns zu abstrakt. Fast bin ich geneigt zu sagen, sie denken in Dimensionen, zu denen wir keinen Zutritt haben.
                          Hallo David,

                          das könnte so sein - aber beruht dann wohl auf Gegenseitigkeit. Für mich wiederum sind diese technischen Betrachtungen viel zu abstrakt - abstrakt im Sinne von einseitig = nicht konkret! Philosophen entdecken halt mit ihren besonderen Augen, wieviel verborgene Metaphysik im Alltag steckt. Das gibt es nicht nur in der Technik, sondern geht hinein bis in die Werbung: "Ariel wäscht nicht sauber, sondern rein!"

                          Beste Grüße
                          Holger

                          Kommentar


                            #14
                            Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                            ...Philoophen entdecken halt mit ihren besonderen Augen, wieviel verborgene Metaphysik im Alltag steckt. Das gibt es nicht nur in der Technik, sondern geht hinein bis in die Werbung: "Ariel wäscht nicht sauber, sondern rein!"
                            ...und jetzt überrascht Du wieder mal mit einem Schenkelplopfer...:D

                            In einem dummen Werbespruch, der nur ein einziges Ziel verfolgt, willst Du verborgene Metaphysik entdeckt haben...ich hoffe nur, dass Du das jetzt nicht tatsächlich ernst gemeint hast...:J

                            Gruß

                            RD

                            Kommentar


                              #15
                              Zitat von ruedi01 Beitrag anzeigen
                              ...und jetzt überrascht Du wieder mal mit einem Schenkelplopfer...:D

                              In einem dummen Werbespruch, der nur ein einziges Ziel verfolgt, willst Du verborgene Metaphysik entdeckt haben...ich hoffe nur, dass Du das jetzt nicht tatsächlich ernst gemeint hast...:J
                              Das mag ein dummer Werbespruch sein, aber warum ist er denn dann wohl so erfolgreich? Weil er an tief im Unterbewußtsein des Menschen eingewurzelte Bedürfnisse appelliert.

                              Beste Grüße
                              Holger

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