Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Das Ende von Lang Lang? Konzert in Wien 28.2.2010

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    #61
    Tag,

    ach ja, Herr Harnoncourt hat mit Herrn Gulda musiziert; Herr Harnoncourt musiziert mit Herrn Lang Lang. Herr Harnoncourt ist ein Musiker; Herr Lang Lang wird von Herrn Harnoncourt musikalisch profitieren, sie sind ja doch gemeinsam auf der Bühne. - Die Karriere von Lang Lang ist noch lang nicht zu Ende. Vielleicht heißt es in wenigen Jahren: Herr Eschenbach hat Lang Lang gebracht, Herr Harnoncourt hat Lang Lang gemacht. Abwarten.

    Und, ja, das Musikleben wandelt sich, auch die Eintrittspreise.

    Freundlich
    Albus

    Kommentar


      #62
      Zitat von UweM Beitrag anzeigen
      wenn das alles so einfach wäre. Wer weiß schon wirklich wie genau sich ein Komponist sein Werk vorgestellt hat wenn er nicht präziseste Angaben notiert hat und das ist wohl kein Standard.
      Fragen kann man die meisten leider nicht mehr. Ravel hat Toscanini heftig kritisiert, weil dieser seinen Bolero "lächerlich schnell" gespielt habe, um dann später aber seinerseits eine relativ flotte Version aufzuführen. Streng genommen wäre er damit im Unrecht.
      Uwe, die Geschichte war so: Ida Rubinstein bestellte für ihr Tanzensemble bei Ravel ein Stück, das exakt 18 Minuten dauern sollte. Toscanini meinte mit der Arroganz des "Praktikers", das Stück käme beim Publikum nur an, wenn es doppelt so schnell gespielt würde. Ravel hätte keine Ahnung davon, wie man Musik aufführen müsse. Es gibt davon keine Aufnahme, aber er muß es also in ungefähr 9 Minuten heruntergespielt haben. Viele Dirigenten brauchen ungefähr 12 Minuten (etwa Pierre Boulez), Ravel als Dirigent (es existiert eine Aufnahme, die habe ich) immerhin 16 Minuten 40 Sekunden. Celibidache, der für seine langsamen Tempi berühmt ist, benötigt für den Bolero exakt 18 Minuten, erfüllt hier also genau Ida Rubinsteins Vorgabe. Er hat wohl recht: Wenn man seine grandiose Live-Aufnahme einmal gehört hat, erträgt man kaum noch eine andere!

      Das Tempo ist freilich eine Frage der Interpretation. So spielt Horowitz etwa den langsamen Satz aus Mozarts Klavierkonzert KV 488 sehr zügig und begründet das mit Mozarts Briefen. Rubinstein nimmt das erheblich langsamer. Beide Aufnahmen sich wunderschön! Man merkt sehr schnell, ob die Tempowahl "Sinn" hat oder ob da einer nur vordergründig Effekt erzielen will.

      Beste Grüße
      Holger

      Kommentar


        #63
        Zitat von UweM Beitrag anzeigen
        Dann kam der moderne Teil, dem ich skeptischer gegenüberstand. Musikalisch war das wie erwartet weniger mein Ding, aber was die Tänzer da veranstaltet haben, hat uns beide mit offenen Mündern da sitzen lassen. Wir reden heute noch fasziniert darüber, wie ungaublich sich Menschen bewegen können.
        Siehst Du, es hat sich also gelohnt, trotz Skepsis "standzuhalten"!

        Beste Grüße
        Holger

        Kommentar


          #64
          Zitat von Albus Beitrag anzeigen
          ach ja, Herr Harnoncourt hat mit Herrn Gulda musiziert; Herr Harnoncourt musiziert mit Herrn Lang Lang. Herr Harnoncourt ist ein Musiker; Herr Lang Lang wird von Herrn Harnoncourt musikalisch profitieren, sie sind ja doch gemeinsam auf der Bühne. - Die Karriere von Lang Lang ist noch lang nicht zu Ende. Vielleicht heißt es in wenigen Jahren: Herr Eschenbach hat Lang Lang gebracht, Herr Harnoncourt hat Lang Lang gemacht. Abwarten.

          Und, ja, das Musikleben wandelt sich, auch die Eintrittspreise.
          Ich sage ja auch nicht, daß alles, was Lang lang bisher gemacht hat, schlecht war. Ich habe von ihm einfach mehr erwartet. Statt dessen dieser Rückfall - das Wiener Konzert war einfach eine Katastrophe. Deswegen stimmt mich die Zukunft von ihm mehr als skeptisch.

          Beste Grüße
          Holger

          Kommentar


            #65
            Tag erneut,

            wie fand denn Herr Lang Lang sein Konzert in Wien? Es soll selbstkritische Musiker geben.
            Davon ist im (gern) ver-urteilenden Publikum nichts bekannt? - Na denn! Man soll nicht jeden Fliegenschiß für etwas Weltbewegendes halten (Eugen Jochum). Das nächste Konzert kommt bestimmt!

            Freundlich
            Albus

            Kommentar


              #66
              vorgestern lief auf arte der 10. Warschauer Klavierwettbewerb, alles Chopin; die 2 mit dem zweiten Preis Ausgezeichneten spielten Klassen besser als Chopin; und die mit dem ersten Preis Ausgezeichnete spielte das 1. Klavierkonzert von Chopin vielleicht nicht ganz fehlerfrei, aber Welten besser als das, was der Lang Lang davon übrig läßt.

              Ich selber sehe die "Aufgabe" von E-Musik überhaupt nicht "ernst", sondern ernsthaft - das ist für mich ein großer Unterschied. Die klassischen Komponisten waren auch Pop-Stars, zeitlich gesehen der Avantgarde oder derjenigen, die das zu sein für sich in Anspruch nahm. Man denke nur einmal an Mozart ..
              Musik war und ist schon immer politisch gewesen, Musik soll unterhaltsam sein; sie soll unseren Alltag erhellen und ausleuchten, erfüllen und vertiefen, erheitern und betroffen machen. Man lasse Beethoven mal erzählen ..
              Musik ist von Menschen für Menschen gemachte Kommunikation - Kommunikation auf einer Ebene, die bis in die Tiefen unseres Bewußtseins und weit tiefer ins Unbewußte vordringt .. Volksmusik kann genauso "ernst" oder "lustig" sein, wie klassische Musik die ganze Bandbreite von menschlichem Gefühl vermitteln kann; Pop-Musik kann politisch wie Rock auch trivial sein; ich habe überhaupt nichts gegen Popularität, gegen Witz und Schabernack in der Aufführung - sie "kann" das Salz in der Suppe sein .. erlaubt sei, was gefällt - aber die musikalische Botschaft muß auch ankommen.

              Bei Lang Lang geht meines Erachtens die Kritik in eine ganz andere Richtung; er entseelt die Musik, weil er sie nicht versteht. Er spielt nicht mit der Musik, sondern er spielt mit der Fingerfertigkeit. Er reduziert alles auf Effekt - es mag einmal erstaunenswert sein, was er zu "leisten" imstande ist. Aber es wird hohl und immer ärmlicher, wennn man feststellt, daß er die Idee der Musik nicht vermittelt. Ganz offensichtlich selber nicht versteht. Er kommuniziert nicht - er reproduziert. Er betrachtet des Komponisten Werk als eine Etüde noch größerer Schwierigkeit - er reduziert das organische auf die Bestandteilliste, die Botschaft kann man gar nicht mehr verstehen, sie entsteht erst garnicht.

              Das ist wie der fünhunderteinunddreißigste Aufguß eines Schmachtfetzens mit der Glaubwürdigkeit eines Hydranten, die mechanistische Aufführung eines Klaviaturbearbeiters. Es erklingen aus dem Kontext gerissene Töne anstatt eines musikalischen Klanges.

              Die Industrie, die Lang Lang von Hype zu Hype mit einer unkritischen und sich selbst verratenden Medienlandschaft führt, macht die Musik zu einer billigen Hure, sie nimmt ihr die Würde und den Stolz - sie ist dabei weder lustig noch unterhaltsam, sie ist nicht attraktiv sondern nur noch aufdringlich, nicht Erotik sondern nur Aufreizen, keine Leidenschaft sondern nur gespielte Empörung, keine Liebe - nur Heuchelei.
              Sie befriedigt nicht sondern frißt mit der Lust den Genuß - so bleibt nur eine Demonstration sinnentleerter Phrasen, Töne ohne Echo, Geilheit ohne Energie. Der Anschein von Lebendigkeit ohne Leben, die blitzende Hülle ohne Glanz, billigstes Plastik im Brilliantschliff, Seelenfetzenstöhnen ohne Zusammenhang, Berichte ohne Geschichte, Reime ohne Gedicht, Hüllen ohne Inhalt.

              Eigentlich war jedes meiner Worte hier zuviel der Aufmerksamkeit für denjenigen, der da der Öffentlichkeit vorgeführt wird. Ich habe es nur als Übung geschrieben, als Etüde für die Berichte, die ich mir zu schreiben vorgenommen habe. Er ist gut geeignet das Sprachzentrum warmzufahren - zu flach. Er bleibt ein billiges Plakat auf einer dreckigen Wand an einer vielbefahrenen Straße. In ein paar Wochen klebt da eine andere Fratze .. ohne Erinnerung. Nur grelles Neon, was im Verblassen die schmalspektrale Natur entblößt, Buchstaben aneinandergereiht ohne Bedeutung, schließlich zerfallend, erodierende Worte, ohne Zusammenhang. Kein Wiederklang.

              Kommentar


                #67
                Zitat von matadoerle Beitrag anzeigen
                Eigentlich war jedes meiner Worte hier zuviel der Aufmerksamkeit für denjenigen, der da der Öffentlichkeit vorgeführt wird. Ich habe es nur als Übung geschrieben, als Etüde für die Berichte, die ich mir zu schreiben vorgenommen habe.
                Das war aber eine sehr schöne, lesenwerte Übung! Wobei das Merkwürdige ist, daß Lang Lang eigentlich gar nicht der "Virtuosentyp" ist. Das sind etwa Arcadi Volodos oder Marc-Andre Hamelin. Die aber lassen sich nicht vereinnahmen vom Musikbetrieb, sondern prägen diesem umgekehrt ihren Stempel auf, machen ziemlich rücksichtlos auf den Kommerz, was sie wollen. Volodos bringt völlig unspektuläre Programme der "leisen Töne" und Hamelin pflegt das abseitige Repertoire - in letzter Zeit wendet er sich den Klassikern zu. Man muß eben bereit sein, sich verreinahmen zu lassen. Da fehlt Lang Lang einfach die Reife, daß er so was mit sich machen läßt!

                Beste Grüße
                Holger

                Kommentar


                  #68
                  Tag,

                  man gehe doch für eine Überlegung davon aus: der Herr Lang Lang (als ein moderner Charakter) weiß genau kalkulierend was er tut (Chinesen sind nicht dumm); sein Spiel mit Künstlertum und Showmanship ist kein Marionettendasein (vgl. Magazin der Süddeutschen Zeitung vom Freitag). Er hat in der europäischen Klassik Möglichkeiten entdeckt, die er nun auslebt.

                  Das Problem seines - unwürdigen? - Starruhms ist dann das zahlende Publikum. Wer den Performer verwirft, beschimpft das Publikum. Und wer ist das Publikum? - Eben! Am 31.10.2010 erneut in Berlin, Philharmonie, Chopin op. 11, mit dem Orchester Santa Cecilia Rom. Top Event einer neuen Klassikreihe in der Hauptstadt.

                  Freundlich
                  Albus
                  Zuletzt geändert von Gast; 23.10.2010, 22:41.

                  Kommentar


                    #69
                    Zitat von Albus Beitrag anzeigen
                    man gehe doch für eine Überlegung davon aus: der Herr Lang Lang (als ein moderner Charakter) weiß genau kalkulierend was er tut (Chinesen sind nicht dumm); sein Spiel mit Künstlertum und Showmanship ist kein Marionettendasein (vgl. Magazin der Süddeutschen Zeitung vom Freitag). Er hat in der europäischen Klassik Möglichkeiten entdeckt, die er nun auslebt.
                    Albus, das sind alles sehr allgemeine Aussagen. Wenn jemand den Mut hat, in der Meisterklasse von Barenboim aufzutauchen und sich dabei noch filmen zu lassen, wie er Anfängerfehler macht, dann hätte er sich sagen müssen: Warte noch ein bisschen mit dem Beethoven. Das wäre klug gewesen. Eine Vesselina Kasarowa, die den Ruf hat, die beste Mezzosopranistin der Welt zu sein, hat in ihrem Leben eine ganze Reihe lukrativer Angebote ausgeschlagen mit dem Argument: Ich und meine Stimme, wir sind für diese Rolle noch nicht reif. Und ebensowenig ist es klug, ein Konzert, das von der Presse in Wien zerrissen wurde, als Sensation vermarkten zu lassen. Dann zeigt man eben doch, daß man nur eine Marionette der Plattenfirmen ist. Die Medienkonzerne sind es doch, die jeden Pfurz ihrer Stars veröffentlichen wollen der puren Medienpräsenz wegen. Wenn man Charakter hat, dann kann man sich dem durchaus verweigern - siehe Maurizio Pollini oder Krystian Zimerman. Und nicht zu ihrem Nachteil. Die Plattenfirmen laufen doch gerade ihnen, die sich rar machen, um so mehr hinterher.

                    Zitat von Albus Beitrag anzeigen
                    Das Problem seines - unwürdigen? - Starruhms ist dann das zahlende Publikum. Wer den Performer verwirft, beschimpft das Publikum. Und wer ist das Publikum? - Eben! Am 31.10.2010 erneut in Berlin, Philharmonie, Chopin op. 11, mit dem Orchester Santa Cecilia Rom. Top Event einer neuen Klassikreihe in der Hauptstadt.
                    In Berlin treten doch alle aktuellen "Stars" nacheinander auf: Lang Lang, H. Grimaux, Kissin, Volodos usw. Immer ist das Haus voll. Das liegt einfach daran, daß die Orchester und Dirigenten ihre Plattenverträge haben und die Firmen wünschen, daß ihre Solisten mit Exklusivvertrag da auftreten. Eine Hand wäscht eben die andere. Aber in der sogenannten Klassik ist es so, daß letztlich Nachhaltigkeit zählt. Wenn Lang Lang so weiter macht, dann ist er in 10 Jahren eben nicht mehr "Top Event". Es gibt z. Zt. jede Menge junger begabter Musiker (auch aus China: Yuja Wang) die in diese Nische mit Macht hineindrängen, die Lang Lang (noch) besetzt hält. Und solche Konzert-Events sagen über die wirkliche Wertschätzung eines Interpreten wenig aus. Wenn man eine Umfange unter den Beifall klatschenden Zuhörern starten würde, wen man höher schätzt: Brendel oder Lang Lang? - dann käme natürlich mehrheitlich heraus: Brendel. Das Chopin-Konzert gehört übrigens zu Lang Langs überzeugendsten Leistungen. Das kann man sich anhören.

                    Beste Grüße
                    Holger

                    Kommentar


                      #70
                      Tag,

                      aber Holger, das Publkum zahlt nicht bereitwilligst € 35-135 für eine Karte, weil irgend Instrumentalisten, Dirigenten und Orchester Plattenverträge haben (scharf auf Medieneinnahmen sind, sonst wird der Dirigent weggeekelt). - Das Neue ist hier, dass immer sich ein großes Publikum findet, welches Gefallen am Chinesischen Maskenspiel neben der Klassikmusik hat. Dem Publikum als Publikum gefällt die Pantomime und die Comedy. Ja, auch Brendel gefällt, Grimassen kennt man auch von ihm, auch andere mit Gesten, Sprüngen, zersausten Haaren, etc. mach(t)en was für's Auge.

                      Wenn es um Lang Lang (plus die Dirigenten, die mit Lang Lang mitmachen, die Orchester) ein Problem gibt, dann das Publikum. Für den Moment gemeint, wahrscheinlich auch darüber hinaus.

                      Freundlich
                      Albus

                      Kommentar


                        #71
                        Hallo Albus,
                        der Konzertbesucher bezahlt seine Karte im Voraus - nicht hinterher nach Gefallen. Wer die Übertragung der Verleihung des Klassikpreises und den Vortrag von Lang Lang verfolgt hat, konnte im Publikum auch alles andere als begeisterte oder erfreute Besucher sehen - mir sind die quasi ins Gesicht gesprungen.

                        Es gibt einen Unterschied, einer ungewohnten Interpretation zu folgen, oder eben keiner Interpretation. Ich persönlich sehe Klassik und die ganze Szene recht kritisch, weil in meinen Augen da viel zu "ernst" diskutiert wird, so "ernst" waren die Komponisten meines Erachtens nach in der Regel nicht. Sie waren aber ernsthafter, leidenschaftlicher, inbrünstiger als das, was sehr häufig in der Pop-Szene produziert wird.

                        Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt, daß es kaum ein "richtig oder falsch" gibt, halte viele (nicht alle!) Kritiker-Ergüsse in dieser Hinsicht für überzogen. Mir reicht es, wenn der Interpret seine Sicht der Komposition zu erzählen vermag. Das Urteil über eine Darbietung kann zwischen verschiedenen Hörern also durchaus sehr konträr ausfallen, weil die einen anspricht, was andere ablehnen. Aber an der Aussage, daß Lang Lang von der Industrie gepuscht wird, ohne daß ich darin eine musikalische Auseinandersetzung mit dem Komponisten, dem Werk oder der Sprache der Gefühle zu verspüren vermag, halte ich fest.

                        Das ist es, was ich weiter oben mit billig bezeichnet habe, was man auch mit Beliebigkeit auszudrücken vermag. Gepaart mit Selbstgefälligkeit geht das in eine Richtung, die weder dem Publikum noch der Musik angemessen ist. Das geht mir gehörig gegen den Strich.
                        Gruß Thorsten

                        Kommentar


                          #72
                          Tag erneut,

                          Thorsten, es steht dem Publikum stets frei, den oder die Vortragenden in Äußerungen des Mißfallens gehörig untergehen zu lassen, es geschieht aber gängig nicht - vielmehr das Gegenteil. Das ist gar der Selbstsinn des Publikums, man spielt feste Festtompreten (Festspielatmosphäre überall). Bravo!!! Bravoooo!

                          Unbedarft ist der Konzertbesucher durchaus nicht, wer z.B. in diesen Tagen für die Elbphilharmonie im Februar 2011 (26.) Tickets ordert, Lang Lang mit - ja - wieder einmal Chopin 1. KK, Dirigent Pappano, derjenige ist vorausinformiert. Soweit das übliche Voraus, der Vorverkauf hat seinen Informationssinn.

                          Dann geht man eben nicht hin, wenn's einem nicht passt.


                          Freundlich
                          Albus

                          Kommentar


                            #73
                            Zitat von matadoerle Beitrag anzeigen
                            Es gibt einen Unterschied, einer ungewohnten Interpretation zu folgen, oder eben keiner Interpretation. Ich persönlich sehe Klassik und die ganze Szene recht kritisch, weil in meinen Augen da viel zu "ernst" diskutiert wird, so "ernst" waren die Komponisten meines Erachtens nach in der Regel nicht. Sie waren aber ernsthafter, leidenschaftlicher, inbrünstiger als das, was sehr häufig in der Pop-Szene produziert wird.

                            Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt, daß es kaum ein "richtig oder falsch" gibt, halte viele (nicht alle!) Kritiker-Ergüsse in dieser Hinsicht für überzogen. Mir reicht es, wenn der Interpret seine Sicht der Komposition zu erzählen vermag.
                            Wenn Du Dich mit Theaterleuten unterhältst, dann wirst Du auch sehr ernste, sogar kämpferische Diskussionen über Inszenierungen und Regie erleben. In der (Kunst-)Musik ist und war das nicht anders - siehe Schumann oder Chopin (Rezensionen und Briefe). Und für Interpretationen gibt es natürlich auch Kriterien - sicher nicht die simplen logischen natürlich. Interpretation ist eine hohe Kunst - zuständig dafür ist traditionell die sogenannte "Hermeneutik"!

                            P.S.: Interpreten, die wirklich etwas Gewichtiges zu sagen haben, das sind nur sehr wenige. Da darf man von einem jungen Musiker auch nicht zu viel verlangen. Peinlich ist nur die große Blase, zu der so was dann durch die Medien aufgeblasen wird. Ein Stich - und das Ganze platzt!

                            Beste Grüße
                            Holger

                            Kommentar


                              #74
                              Hallo..:E

                              Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                              Die Medienkonzerne sind es doch, die jeden Pfurz ihrer Stars veröffentlichen wollen der puren Medienpräsenz wegen.
                              da muss ich an die A - Klasse denken...:G:

                              mfG.:E
                              Andreas

                              Kommentar


                                #75
                                Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                                Wenn Du Dich mit Theaterleuten unterhältst, dann wirst Du auch sehr ernste, sogar kämpferische Diskussionen über Inszenierungen und Regie erleben.
                                Hallo Holger,
                                vielleicht habe ich meinen Unterschied zwischen "ernst" und ernsthaft nicht greifbar gemacht. "Ernst" verstehe ich im Sinne von humorlos, regularisch, wissenschaftlich mit dem Anspruch einer Wahrheit (was auch immer das in der Musik sein soll); also abgehoben von der Rezeption, dem Empfinden und der Verarbeitung des Dargebotenen beim Zuhörer. "Ernst" im Sinne von Arbeit, von Akkuratesse, von "Begründen müssen" und krampfhaft nach dem Sinne forschen, Elitär und Wertend.
                                Ernsthaft ist für mich jede leidenschaftliche, also kämpferische und gefühlsbetonte, hingebende Position bezüglich des Werkes, der Darbietung und Aufführung. Ernsthaft ist für mich jemand, der mit seinem ganzen Sein das verteidigt, was er als richtig empfindet. Aber ernsthaft ist nicht absolut in der Wertung, ist nicht dogmatisch von außen eingeordnet sondern von innen getragen und getrieben. Natürlich wird ein ernsthafter Künstler um seinen Standpunkt ringen, mit anderen Vorstellungen kämpfen; aber er kann das auf einer Ebene tun, die von der Person als Ganzes getragen wird.

                                Es gibt einen Unterschied zwischen der erlernten, ernsten Herangehensweise, wie sie beispielsweise an vielen Schulen zu den Werken deutscher Dichter gepflegt wurde - wo die armen Schüler zum Lernen von Passagen gezwungen wurden bevor sie hineintauchen dürfen, ohne Lust und Hauch und Variation, Witz und Protest erfahren zu dürfen. Wo man Regeln zu erarbeiten und nachzuvollziehen hat, bevor man sich dem Genuß hingeben darf.
                                Ein Clown kann ganz ernsthaft sein, ein Slapstick mit Herz und Liebe erarbeitet werden, die Blödelei mit Hingabe vorgetragen werden - aber bitte nicht "ernst" beurteilt, analytisch überfrachtet und dann auch noch intellektuell betont auseinandergenommen werden.

                                Mir als Zuhörer mag die eine Idee nachvollziehbar sein und eine andere nicht; aber wenn ich berührt werde, dann muß ich das nicht zwingend eloquent und fachmännisch erläutert bekommen - dann habe ich es bereits erfahren. Mich stört sehr häufig in der Beurteilung die meines Erachtens nach gekünstelte Echauffierung nach Traditionen, Schulen und musikgeschichtlicher Hintergründe, wenn es doch nur darum geht, daß ich als Mensch ein Werk nun entweder nachempfinden kann, eine Geschichte vernehme und diese Bilder in meiner Vorstellung produziert ODER ob ich mir vo irgendwem erklären lasse, daß dieses oder jenes der "Hohen Schule der Kunst" entspricht und entsprechend zu gefallen habe. Wenn ich etwas nicht verstehe, dann hat der Künstler sich mir nicht verständlich gemacht.

                                Ernst und anstrengend ist meine Arbeit - ernsthaft, mit Sinn und Genuß, ist ein Vergnügen und eine Leidenschaft.
                                Gruß Thorsten

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X
                                👍