AW: Wie klingt Elektronik?
Hallo Holger,
(nochmal im Ernst ...)
in Bezug auf die Interpretation eines Stücks glaube ich an solche Zusammenhänge sofort:
Es geht mir ebenso, daß mich der Vortrag eines Stücks während eines Konzerts durch Veränderungen in Rhythmik und Dynamik mehr oder weniger fesseln kann.
Ich mache das dann eher am Musiker fest und werde es beim Hören nicht bewusst analysieren, warum genau ich den Vortrag z.B. als spannend oder emotional berührend empfinde ...
Zur Wiedergabe ...
Obwohl ich jedoch quasi wöchentlich mit der Abstimmung irgendwelcher elektroakustischen Komponenten zu tun habe - auch an wechselnder Elektronik - sind Tempo und Rhythmus primär keine Ebenen, auf denen ich Unterschiede bei HiFi Komponenten wahrnehme, insbesondere nicht bei Verstärkern (*).
Bei (u.a. raumabhängig) mehr oder weniger "trockener" bzw. "ausgewogener" Tieftonwiedergabe gibt es für mich schon deutliche Unterschiede, was an rhythmischer Differenzierung und an Klangfarben der Instrumente wahrnehmbar ist:
Wenn z.B. ein gezupfter Kontrabass über eine Anlage in einem Raum keine differenzierbare Klangfarbe mehr hat und nur noch "wummert", dann fällt es mir natürgemäß auch schwer, rhythmische Strukturen und Details zu erfahren ... das hat mehrere Ursachen.
Davon daß sich dann ein "verdeckender Schleier" vom Tiefton her über die Musik legt und es dadurch auch schwer wird, z.B. einen sonoren warmen unteren Mittelton zu erfahren - selbst wenn er theoretisch da wäre - ganz zu schweigen: Das sind aber typische Effekte von ungünstiger LS-/Raum Interaktion vor allem im Tiefton.
Ein im Hörraum messbares Korrelat hierzu wäre etwa die Modulationstransferfunktion an einem bestimmten Platz im Raum. Mit der ermittelten Modulationstiefe kann man Aussagen über die zeitliche Differenzierbarkeit musikalischer oder sprachlicher Strukturen ("Sprachverständlichkeit") einer Anlage in einem konkreten Raum in verschiedenen Frequenzbereichen treffen.
Es gibt ebenso eine Auswahl an akustischen Kenngrößen, die üblicherweise in Konzertsälen ermittelt werden und auf Verhältnisbildung zw. "früh" und "spät" eintreffender Schallenregie am Messort basieren ("Clarity", "Definition").
Was subjektiv erfahrbare dynamische Differenzierung bei Wiedergabeanlagen betrifft, so dürften messtechnische Korrelate auch in den Bereichen
- Klirr
- Intermodulation
- Dynamikkompression
also bei den nichtlinearen Verzerrungen zu suchen sein, besonders wenn Hörschwellen dafür überschritten werden (**).
Auch oberhalb des Tiefton ist es wichtig, wie sich die Richtwirkung der LS und damit frühe Reflexionen und Nachhall im Raum breitbandig gestalten (nicht nur im Tiefton).
Bei Lautsprechern ist es tatsächlich wichtig, alle diese Ebenen - auch für einen gewissen Pegelbereich - im Blick zu behalten und darauf zu achten, daß z.B. Hörschwellen für Klirr im vorgesehenen Betrieb deutlich unterschritten werden.
Insbesondere Dynamikkompression lässt sich mit "vernünftig ausgewählter" und "vernünftig dimensionierter" Schallwandlertechnik für einen vorgesehenen Pegelbereich praktisch vollständig vermeiden. Das ist jedoch ebenso nicht primär ein Problem der eingesetzten Verstärker ...
@Holger
Wurde denn die von Dir verglichene Elektronik an denselben LS im selben Raum betrieben ?
Wieviel Zeit ist zwischen den "Hörsessions" etwa vergangen ?
Hast Du dazwischen andere Stücke gehört, als das zum Vergleich herangezogene ?
________________
(*) Mit Ausnahme eines Verstärkers mit ungewöhnlich niedrigem Dämpfungsfaktor, der für mich subjektiv im Tiefton zu "dick", "undifferenziert" und "breitbandig aufgedunsen" an den gegebenen Lautsprechern im selben Hörraum im Vergleich zu anderen versuchsweise angeschlossenen Verstärkern klang. Hier könnte ich evt. etwas wie "mangelnde Griffigkeit" auch rhythmisch verspürt haben (natürlich vom Repertoire abhängig), aber das war ein absoluter Ausnahmefall.
Hier ging es jedoch eher darum, daß etwas subjektiv "aufgedickt", "verschmiert" klang, Tempo und Rhythmus waren im engeren Sinne nicht betroffen.
(**) Hörschwellen für harmonische Verzerrungen hängen u.a. von
- der Ordnung der Harmonischen K2, K3, K4, ...
- der Frequenz
- dem Pegel
- dem gleichzeitigen Vorhandensein von Gruppenlaufzeitverzerrungen
- ...?
ab und sind daher differenziert zu betrachten. Grundsätzlich liegen die Hörschwellen für Harmonische höherer Ordnung niedriger. Elekroakustische Systeme haben jedoch die angenehme Eigenschaft, weitaus überwiegend nur Klirr niedriger Ordnung zu erzeugen (solange man sie nicht z.B. regelt ...)
Zitat von Holger Kaletha
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Hallo Holger,
(nochmal im Ernst ...)
in Bezug auf die Interpretation eines Stücks glaube ich an solche Zusammenhänge sofort:
Es geht mir ebenso, daß mich der Vortrag eines Stücks während eines Konzerts durch Veränderungen in Rhythmik und Dynamik mehr oder weniger fesseln kann.
Ich mache das dann eher am Musiker fest und werde es beim Hören nicht bewusst analysieren, warum genau ich den Vortrag z.B. als spannend oder emotional berührend empfinde ...
Zur Wiedergabe ...
Obwohl ich jedoch quasi wöchentlich mit der Abstimmung irgendwelcher elektroakustischen Komponenten zu tun habe - auch an wechselnder Elektronik - sind Tempo und Rhythmus primär keine Ebenen, auf denen ich Unterschiede bei HiFi Komponenten wahrnehme, insbesondere nicht bei Verstärkern (*).
Bei (u.a. raumabhängig) mehr oder weniger "trockener" bzw. "ausgewogener" Tieftonwiedergabe gibt es für mich schon deutliche Unterschiede, was an rhythmischer Differenzierung und an Klangfarben der Instrumente wahrnehmbar ist:
Wenn z.B. ein gezupfter Kontrabass über eine Anlage in einem Raum keine differenzierbare Klangfarbe mehr hat und nur noch "wummert", dann fällt es mir natürgemäß auch schwer, rhythmische Strukturen und Details zu erfahren ... das hat mehrere Ursachen.
Davon daß sich dann ein "verdeckender Schleier" vom Tiefton her über die Musik legt und es dadurch auch schwer wird, z.B. einen sonoren warmen unteren Mittelton zu erfahren - selbst wenn er theoretisch da wäre - ganz zu schweigen: Das sind aber typische Effekte von ungünstiger LS-/Raum Interaktion vor allem im Tiefton.
Ein im Hörraum messbares Korrelat hierzu wäre etwa die Modulationstransferfunktion an einem bestimmten Platz im Raum. Mit der ermittelten Modulationstiefe kann man Aussagen über die zeitliche Differenzierbarkeit musikalischer oder sprachlicher Strukturen ("Sprachverständlichkeit") einer Anlage in einem konkreten Raum in verschiedenen Frequenzbereichen treffen.
Es gibt ebenso eine Auswahl an akustischen Kenngrößen, die üblicherweise in Konzertsälen ermittelt werden und auf Verhältnisbildung zw. "früh" und "spät" eintreffender Schallenregie am Messort basieren ("Clarity", "Definition").
Was subjektiv erfahrbare dynamische Differenzierung bei Wiedergabeanlagen betrifft, so dürften messtechnische Korrelate auch in den Bereichen
- Klirr
- Intermodulation
- Dynamikkompression
also bei den nichtlinearen Verzerrungen zu suchen sein, besonders wenn Hörschwellen dafür überschritten werden (**).
Auch oberhalb des Tiefton ist es wichtig, wie sich die Richtwirkung der LS und damit frühe Reflexionen und Nachhall im Raum breitbandig gestalten (nicht nur im Tiefton).
Bei Lautsprechern ist es tatsächlich wichtig, alle diese Ebenen - auch für einen gewissen Pegelbereich - im Blick zu behalten und darauf zu achten, daß z.B. Hörschwellen für Klirr im vorgesehenen Betrieb deutlich unterschritten werden.
Insbesondere Dynamikkompression lässt sich mit "vernünftig ausgewählter" und "vernünftig dimensionierter" Schallwandlertechnik für einen vorgesehenen Pegelbereich praktisch vollständig vermeiden. Das ist jedoch ebenso nicht primär ein Problem der eingesetzten Verstärker ...
@Holger
Wurde denn die von Dir verglichene Elektronik an denselben LS im selben Raum betrieben ?
Wieviel Zeit ist zwischen den "Hörsessions" etwa vergangen ?
Hast Du dazwischen andere Stücke gehört, als das zum Vergleich herangezogene ?
________________
(*) Mit Ausnahme eines Verstärkers mit ungewöhnlich niedrigem Dämpfungsfaktor, der für mich subjektiv im Tiefton zu "dick", "undifferenziert" und "breitbandig aufgedunsen" an den gegebenen Lautsprechern im selben Hörraum im Vergleich zu anderen versuchsweise angeschlossenen Verstärkern klang. Hier könnte ich evt. etwas wie "mangelnde Griffigkeit" auch rhythmisch verspürt haben (natürlich vom Repertoire abhängig), aber das war ein absoluter Ausnahmefall.
Hier ging es jedoch eher darum, daß etwas subjektiv "aufgedickt", "verschmiert" klang, Tempo und Rhythmus waren im engeren Sinne nicht betroffen.
(**) Hörschwellen für harmonische Verzerrungen hängen u.a. von
- der Ordnung der Harmonischen K2, K3, K4, ...
- der Frequenz
- dem Pegel
- dem gleichzeitigen Vorhandensein von Gruppenlaufzeitverzerrungen
- ...?
ab und sind daher differenziert zu betrachten. Grundsätzlich liegen die Hörschwellen für Harmonische höherer Ordnung niedriger. Elekroakustische Systeme haben jedoch die angenehme Eigenschaft, weitaus überwiegend nur Klirr niedriger Ordnung zu erzeugen (solange man sie nicht z.B. regelt ...)
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