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Chopins Klaviersonate op. 35 - Werk und Interpretationsgeschichte

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    #61
    Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
    Hallo Karl,

    schade natürlich - da werde ich dann wohl weiter forschen müssen!

    Wozu ein Forum doch gut ist - da hast Du so ein Sammlerstück und mich richtig neugierig gemacht!

    Beste Grüße
    Holger

    Holger, du bräuchtest eigentlich einen Plattenspieler. Solche "Raritäten" gibts in der Bucht ständig, meistens um 1€, wenn man Glück hat, bekommt man ganze Sammlungen für ein paar Euro
    Ist ein spannendes Hobby, fast so eine Art musikalische Archäologie. Man weiß nie, was man findet und (mit-)erwirbt.

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      #62
      Zitat von carlinhos Beitrag anzeigen
      Holger, du bräuchtest eigentlich einen Plattenspieler. Solche "Raritäten" gibts in der Bucht ständig, meistens um 1€, wenn man Glück hat, bekommt man ganze Sammlungen für ein paar Euro
      Ist ein spannendes Hobby, fast so eine Art musikalische Archäologie. Man weiß nie, was man findet und (mit-)erwirbt.
      Hallo Karl,

      ich war auch sehr angetan, als ich zuletzt nach langer Zeit wieder LP hören konnte! Ich habe zwar noch ein Dutzend LPs (aus Nostalgie! ), aber sonst fehlen mir dafür die Voraussetzungen. Da müßte ich ganz schön aufrüsten - mit Vorverstärker, Phonoverstärker, dazu den der Plattendreher. Wenn ich eine Sammlung von hundert LPs und mehr hätte - aber so frage ich mich dann doch, ob sich der große Aufwand lohnt. Aber ich erinnere mich gerne an die LP-Zeit zurück. Das war doch eine andere Ästhetik - diese Mechanik des Plattenspielers - und ein eigenes Lebensgefühl. :M

      Beste Grüße
      Holger

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        #63
        Hallo

        Karl hat schon recht. Es gibt viele schätze zu bergen.

        Gerade gefunden:

        Artur Rubinstein, Los Angeles Philharmonic Orchestra unter Alfred Wallenstein
        Chopin Klavierkonzert Nr. 1
        Noch mono, also irgendwann 1950er

        LG
        Babak
        Grüße
        :S

        Babak

        ------------------------------
        "Alles was wir hören ist eine Meinung, nicht ein Faktum.

        Alles was wir sehen ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit!"


        Marcus Aurelius

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          #64
          Ich lese hier gespannt mit. Es sind schon viele bekannte und weniger bekannte Interpreten genannt worden. Einer fehlt mir noch: van Cliburn.
          Von dem habe ich einige sehr schöne Aufnahmen von Rachmaniov-Klavierkonzerten, aber auch von Chopin, aber leider nicht die Sonate op. 35. Ich weiß nicht, ob er die je aufgenommen hat.

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            #65
            Zitat von carlinhos Beitrag anzeigen
            Ich lese hier gespannt mit. Es sind schon viele bekannte und weniger bekannte Interpreten genannt worden. Einer fehlt mir noch: van Cliburn.
            Von dem habe ich einige sehr schöne Aufnahmen von Rachmaniov-Klavierkonzerten, aber auch von Chopin, aber leider nicht die Sonate op. 35. Ich weiß nicht, ob er die je aufgenommen hat.
            Hallo Karl,

            ja. Van Cliburn hätte ich auch zu gerne dabei gehabt - nur gibt es von ihm wohl keine Aufnahme der b-moll Sonate. Sensationell gewann er den 1. Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau - mitten im "Kalten Krieg" gewinnt ein Amerikaner! Aber in der Jury saßen u.a. Emil Gilels und Svjatoslav Richter - und die waren politisch unbestechlich. Bemerkenswert! Cliburn hat sich seitdem sehr für die Verständigung von Russen und Amerikanern eingesetzt. Sein Erfolg damals kam aber nicht von ganz ungefähr. Seine Lehrer in den USA waren Rosina und Josef Lhevinne - also quasi russische Pianistenschule im Exil. Josef Lhevinne war einer der begnadetsten Pianisten aller Zeiten (mit seiner Frau Rosina bildete er ein sehr erfolgreiches Klavierduo) - er studierte in derselben Klavierklasse mit Rachmaninow und Scriabin. Beim Wettbewerb verwies er gleich beide auf die Plätze! Er war ein absoluter "Gentleman" - sein unglaublich virtuoses Spiel (bei der Terzen-Etüde von Chopin kippt man vom Stuhl!) ist von großer Feinheit und Eleganz. Das merkt man auch bei Cliburn. Ich entdecke gerade diese DVD (die muß ich mir unbedingt besorgen !), da erklärt und spielt der junge Cliburn Chopin. Das 3. Scherzo nehmen die meisten hochdramatisch, bei Cliburn ist das federleicht und elegant - die Lhevinne-Schule! Finde ich ganz toll (den Arrau mit Beethoven natürlich auch!), man kann bei jpc reinschauen in das Video (Ausschnitte):



            Für mich ist seine Aufnahme des 1. Tschaikowsky-Klavierkonzerts eine der schönsten überhaupt - von einer entwaffnenden Natürlichkeit. Und die Orchester-Begleitung von Kyrill Kondrashin ist kongenial. Ich habe diese Platte doppelt - als Hybrid-SACD und als XRCD. Die XRCD ist wirklich klanglich deutlich besser - klar und sauber, die SACD wirkt dagegen diffus. Leider ist die wohl z. Zt. vergriffen. Ich finde sie nicht mehr.

            Die SACD. Leider hat beim Rachmaninow-Konzert Fritz Reiner wohl einen schlechten Tag. So toll die Harmonie mit Kondrashin ist - Reiner spielt mit seinem Orchester eher nebenher, als mit dem Solisten zusammen. Sehr merkwürdig, ist man von dem vorzüglichen Reiner sonst gar nicht gewohnt! Welche Aufnahmen hast Du eigentlich - ich nehme an, auch das 3. Konzert?



            Beste Grüße
            Holger

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              #66
              Hallo Holger,

              ja es ist das 3. Klavierkonzert von Rachmaninow:


              Eine Mono-Aufnahme aus 1958. Leider ist die LP ziemlich hinüber, habe ich irgendwo mal auf einem Flohmarkt mitgenommen. Aber interpretatorisch ein absolutes Highlight! So tief emotional habe ich dieses Konzert noch von keinem anderen gehört.


              Mit Cliburn / Chopin habe ich diese:
              View credits, reviews, tracks and shop for the 1979 Vinyl release of "Van Cliburn Plays Chopin" on Discogs.

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                #67
                Zitat von carlinhos Beitrag anzeigen
                ich habe diese:


                Eine Mono-Aufnahme aus 1958. Leider ist die LP ziemlich hinüber, habe ich irgendwo mal auf einem Flohmarkt mitgenommen. Aber interpretatorisch ein absolutes Highlight! So tief emotional habe ich das Klavierkonzert Nr. 3 von Rachmaninow noch von keinem anderen gehört.


                Mit Cliburn / Chopin habe ich diese:
                http://www.discogs.com/Van-Cliburn-P...elease/3736083
                Hallo Karl,

                besten Dank für Deine Hinweise. Ich sehe, diese Cliburn-Aufnahmen muß ich mir unbedingt besorgen! :M Einen schönen Abend noch wünscht

                Holger

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                  #68
                  Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                  Hallo Karl,

                  besten Dank für Deine Hinweise. Ich sehe, diese Cliburn-Aufnahmen muß ich mir unbedingt besorgen! :M Einen schönen Abend noch wünscht

                  Holger

                  Dann bin ich gespannt, ob sie dir auch so gut gefallen! :H:

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                    #69
                    Chopins Sonate Nr. 2 op. 35 von Angela Hewitt (DVD 2003/2005) mit Etudes op. 10 (F. Kempf) und Préludes op. 28 (A. Perl):



                    Gruß

                    Kommentar


                      #70
                      Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                      Chopins Sonate Nr. 2 op. 35 von Angela Hewitt (DVD 2003/2005) mit Etudes op. 10 (F. Kempf) und Préludes op. 28 (A. Perl):



                      Gruß
                      Besten Dank für den Hinweis! Die DVD hatte ich auch schon gesehen - Angela Hewitt muß natürlich auch in die Sammlung!

                      Beste Grüße
                      Holger

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                        #71
                        Heute habe ich den Kilenyi bekommen:


                        Ich bin hocherfreut! Ein wirklich sehr gutes Booklet, mit viel Liebe gemacht, in drei Sprachen, mit hoch aufschlußreicher Biographie und Äußerung von Kilenyi selbst über die abenteuerlichen Aufnahmebedingungen damals. Dabei neben Chopin ist die erste Aufnahme von Liszts "Totentanz", die je gemacht wurde, für die er damals den "Grand Prix du Disque" bekam. Sein Vater war übrigens Komponist und Lehrer u.a. von George Gershwin. Ich bin jedenfalls gespannt!

                        Beste Grüße
                        Holger

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                          #72
                          So, nun habe ich nach zwei Jahren wieder angefangen, mein Projekt weiterzuführen - die inzwischen angesammelten Aufnahmen gilt es "abzuarbeiten". Sehr glücklich bin ich, einen Rundfunkmitschnitt von Krystian Zimerman bekommen zu haben - von den Salzburger Festspielen 1984. Begonnen habe ich mit 4 Aufnahmen: Zimerman, Buniatishvili, Ushida, Ax.

                          Eine Vorbemerkung zur neuen Platte von Khatia Buniatishvili. Das haut mich nicht vom Stuhl - vom Pianistentyp her gehört sie zur Kategorie Anna Gourari: Lyrismen, Musik eher aus dem Bauch heraus gespielt. Der direkte Vergleich mit der von Emanuel Ax vorzüglich interpretierten, sehr schwierigen weil komplexen 4. Ballade macht deutlich: Da fehlt ein interpretatorisches Gesamtkonzept, virtuose Effekte hier und lyrische Sensibilität da - an der großen Aufgabe, das Ganze als eine musikalische Einheit darzustellen, ist sie letztlich gescheitert. Das Klavierkonzert habe ich noch nicht gehört.

                          Meine Kurzbewertungen:

                          Krystian Zimerman (Salzburg 1984): Die Zweifel angesichts einer missglückten Grave-Einleitung verfliegen schnell: Das ist ganz große Interpretationskunst des damals 28jährigen Zimerman, pianistische Unfehlbarkeit zudem garantiert. Die Dynamik des Flügels wird bis an seine Grenzen ausgeschöpft in ungemein präzise kalkulierten Abstufungen, immer vorbildlich durchdacht und inspiriert zugleich, höchst kultiviert im Anschlag und ungemein perspektivenreich; musikalische Intelligenz und emotionale Einfühlsamkeit, die mit dem Füllhorn ausgeschüttet wird. Es endet mit einem hypervirtuosen Presto-Finale, das einem den Atem verschlägt! Mit einem Wort: Olympisch.
                          Wertung: 6 Sterne (Referenz)



                          Emanuel Ax (RCA 1990): Die Programmgestaltung bei Ax bekommt Sinn: Die B-moll-Sonate wird im Verein mit den 4 Balladen zur Ballade in Sonatenform. In Ax´ immer schlüssig durchdachter, geschlossener Darstellung geht es weniger um die Gegenüberstellung der Charaktere als den überall durchdringenden, kontinuitätsstiftenden dramatischen Impuls. Aufwühlend mit großem emotionalen Engagement gespielt singt, summt und spricht Ax hörbar mit. Eine rundum gelungene Einspielung, die man sich gerne anhört. Wertung: 4 Sterne



                          Khatia Buniatishvili (Sony 2012): Nur der Kopfsatz mit vielversprechenden Ansätzen. Das Scherzo zum Überhören – ein musikalischer Totalausfall. Der Trauermarsch Durchschnitt – mit dem lyrischen Intermezzo weiß sie nichts anzufangen. Im Presto-Finale fliegt sie über die Tasten – das ist pianistisch ausgezeichnet. Fazit: Es fehlt die interpretatorische Reife. Virtuosität und Lyrismus allein sind einfach zu wenig, um Chopins komplexem musikalischen Drama gerecht zu werden. Die Aufnahmetechnik ist hervorragend, ein schöner, sinnlich farbiger Klavierton. Wertung: 2-3 Sterne



                          Mitsuko Ushida (Denon, Aufnahmedatum nicht eruierbar): Eine Einspielung, dem man besser dem Orkus des Vergessens anheimgibt. Hart, knallig, undifferenziert und überhastet, keine dynamischen Abstufungen. Der Trauermarsch und das Presto-Finale: Mechanisches Klavierspiel, Musik, die abläuft wie ein Uhrwerk. Dazu kommt eine hallige und bisweilen klirrende Aufnahmetechnik. Wertung: 2 Sterne


                          Beste Grüße
                          Holger

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                            #73
                            Die Wertung der Ax-Aufnahme habe ich geändert: 3-4 Sterne, in eine Reihe mit Kissin und Godowsky, die beiden kann man halt nicht schlechter einstufen. Deswegen mag ich diese Wertungen nicht und nehme sie nicht allzu ernst...

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                              #74
                              Maurizio Pollinis Aufnahme vom Chopin-Wettbewerb, März 1960



                              Manche Aufnahmen rücken die Maßstäbe zurecht. Viele der jungen aufstrebenden Pianistensternchen von heute glauben ernsthaft, sich ausgerechnet mit Chopins monumentaler b-moll Sonate profilieren zu können. Die Tokaravs, Trpceskis, Wangs und Buniatishvilis heimsen dafür manchmal sogar Preise ein. Das immer wieder enttäuschende Ergebnis ist eine Mischung aus Routine, (klavier-)wettbewerblichem Sport und Lyrismen ohne dramatischem Tiefgang. Da kommt man nicht umhin altklug festzustellen: Solch jugendlicher Unbedarftheit fehlt einfach die nötige Reife. Beim damals nur 18jährigen Maurizio Pollini ist das völlig anders: Da tritt ein „fertiger“ Musiker auf – eine wahrlich kaum glaubliche (Früh-)Reife. Es zeigt sich eine staunenswert souveräne interpretatorische und pianistische Gestaltung, der man in jeder Hinsicht „Überlegenheit“ bescheinigen kann. Und das alles im Stress der Wettbewerbssituation! An dieser Aufnahme in ihrer Geschlossenheit – wofür das Wort „Vollendung“ nicht zu schade ist – gibt es einfach nichts zu bekriteln. Das wäre schlicht beckmesserisch. Maßstabsetzend darf man sie nennen, weil sie in exemplarischer Weise einen neuen Interpretationsstil für Chopin etabliert – die „Neue Sachlichkeit“ – in einer wahrlich überzeugend-einnehmenden Weise, nämlich ohne jemals fade zu wirken.

                              Fazit: Da kann man vor dem jungen Meisterpianisten auch nach so vielen Jahren nur den Hut ziehen! Was man hier beglückend verspürt ist den kairos des Einmalig-Unwiederbringlichen, des ersten ganz großen „Wurfs“ – den die späteren Aufnahmen trotz all ihrer unbestreitbaren Vorzüge dann doch nicht mehr besitzen.

                              Deshalb nehme ich diese erste Pollini-Aufnahme auch ohne zu Zögern in meine Referenzen auf. Wertung: 6 Sterne (Referenz).


                              P.S. Das 2. Chopin-Klavierkonzert mit Khatia Buniatishvili ist eine Enttäuschung. Zu diesem undisziplinierten und unausgegorenen Spiel paßt das, was Daniel Barenboim mal zur ganz jungen Martha Argerich sagte: "Dein Spiel ist wie ein Bild ohne Rahmen." Auch die Mazurka als Zugabe überzeugt mich nicht.


                              Beste Grüße
                              Holger
                              Zuletzt geändert von Gast; 25.10.2012, 19:50.

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                                #75


                                Kurzbewertung:

                                Daniel Barenboim (Aufn. Warschau 28.2.2010, EMI 1974): Zwischen Barenboims Studioeinspielung und dem bewegenden Mitschnitt aus Warschau liegen fast 40 Jahre. Die Aufnahme des jungen Barenboim ist wohldurchdacht und kraftvoll, entbehrt in ihrer untadeligen Gediegenheit jedoch jeglicher erotischer Ausstrahlung. Ganz anders das Warschauer Konzert: Das ist lebendiges Musizieren aus der Inspiration des Moments, kein aristokratisch zurückhaltender Chopin, sondern versetzt auf eine große Opernbühne, ohne jedoch jemals theatralisch zu wirken. Barenboim zieht alle Register eines souveränen Dirigenten am Klavier: Chopin tonmalerisch und monumental-kraftvoll, in atmosphärischen Stimmungsbildern, immer besonnen und klug durchdacht, dabei psychologisch sehr einfühlsam und emotional reichhaltig gestaltet – Richard Wagner ist nicht weit. Gegenüber der Studioaufnahme ein Quantensprung. Nachhaltig beeindruckend. Wertung: 4 Sterne (Warschau 2010), 3 Sterne (EMI 1974)


                                Beste Grüße
                                Holger
                                Zuletzt geändert von Gast; 01.11.2012, 19:12.

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                                Lädt...
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