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Wer hat Angst vor neuer Musik?

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    #16
    Zitat von Markus Berzborn Beitrag anzeigen
    Ich muss leider gerade dringend einen fertig gestellten Artikel in die endgültige Form bringen, in dem es ebenfalls um Neue Musik geht, daher kann ich hier vorerst nicht ausführlich antworten. Zu Stockhausen müsste ich nämlich einiges sagen und auch richtigstellen - kommt also noch.
    Zudem fahre ich morgen früh nach Paris - zu einem Konzert des Musique concrète-Pioniers Pierre Henry. Auch dazu werden dann also ganz frische Infos folgen. ;)
    Wir warten also gespannt! Beste Wünsche für eine erlebnisreiche musikalische Paris-Reise!

    Beste Grüße
    Holger

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      #17
      Zitat von koelle Beitrag anzeigen
      Zu Stockhausen und Co. kann ich (noch) nix sagen, da habe ich mich bisher nicht rangetraut.
      Hallo Kölle,

      das finde ich den richtigen Weg, sich Zeit zu lassen und nicht alles auf einmal in sich aufnehmen wollen, mit Gewalt sozusagen. Das geht auch meistens schief! Die Gelegenheit wird bestimmt kommen! Und Minimal-Music ist ja schon einmal eine gute Einübung in eine andere Art, Musik zu hören!

      Bemerkenswert finde ich, daß bisher keiner einen Draht zu den >Klassikern< der neuen Musik, Arnold Schönberg und Anton Webern, zu haben scheint! Da kann ich nur die unglaublichen Aphorismen von Webern empfehlen, Orchesterstücke von unter 1 Minute, die alles sagen, wozu andere eine ganze Symphonie brauchen. Diese ungeure Verdichtung ist einfach unglaublich, hinterläßt unvergeßliche Eindrücke. Plattenempfehlung: Webern: Orcherstücke, Schönberg "Ein Überlebender aus Warschau" (Schönbers Auseinandersetzung mit dem Holocoast, das geht unter die Haut!): Claudio Abbado, Wiener Philharmoniker.

      Beste Grüße
      Holger

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        #18
        hallo


        weil ich nicht genau weiß, was ich zu neuer Musik schreiben könnte, habe ich mir mal diese Scheibe hier jetzt aufgelegt. Die besitze ich seit 30 Jahren und habe sie nur ab und zu mal angehört.



        wenn hier unten auf dem Bild nicht 'clavecin' stünde, wäre ich der Meinung ein Cembalo zu hören. Sehr agressiv finde ich die Musik nicht. Vieleicht verspielt, aus meiner Unkenntnis die Musik genauer zuordnen zu können im Glauben, dies ist seriell, halt ein Sound der da entsteht, wenn man gerne diese Cembalo oder auch 'clavecin' Klänge mag, als eine mal 'andere' musikalische Begleitung im Raum, eben nicht dieses immer gleiche, immer ähnliche Gedudel. Da sitzt ein Musiker an seinem Instrument und lässt mit flinken Fingern ungewöhnlich scheinende Töne erklingen, eher hell und wie drahtig, silbrig irgendwie, wenn ich mal so sagen darf. Nicht elegant, nicht aufdringlich, die im Titel angedeutete Agression, bis jetzt ist davon noch nix zu hören. Könnte natürlich sein, daß ein Liebhaber traditioneller Cembalo Klänge hier Wut und Verzweiflung empfindet? Mir ist sowas aber ab und zu lieb und wert im Hintergrund als Begleitung haben zu können, weil es mich darin bestärken kann, meine Aufmerksamkeit beim Malen in aller Zuversicht und voller Absicht nicht durch die Wünsche derjenigen breitklopfen zu lassen, die Bilder sehen wollen, 'wo auch was zu erkennen ist'. Denn, meiner Meinung nach ist hier auch was zu hören, genau so wie auch immer was zu sehen ist, selbst wenn ich die Farbe ganz weglassen sollte.
        Diese Clavecin Musik spielt meiner Meinung nach aber nicht sehr mit dem leeren Raum oder der Stille zwischen den Tönen. Jetzt klopft der Musiker gar sanft aber bestimmt auf das Holz des Instrumentes und drückt dazu immer wieder auf die gleiche Taste. Dem so kurzzeitig entstehenden Rythmus folgt er aber nicht. Er wird jetzt ein wenig energischer und scheint aufgeregter in die Tasten zu hauen, aber mit Maß, fast andächtig.
        Dieses Cembalo -Clavecin eignet sich wohl nicht, lautstark aufmerksamkeit zu erregen, Alain Louvier erinnert mich in kurzen Passagen an Cecil Taylor, dabei verfällt er aber in keinen regelmässigen Rythmus oder ich erkenne den nicht, weil es halt überhaupt nicht swingt.

        Jetzt ist die Seite der LP vorüber. Keine Agressionen, oder sehr gezügelt und mit an dieses Instrument angepasster Kraftentfaltung gespielt. Wahrscheinlich will dieses Clavecin gut behandelt sein, damit es auf seine Weise dieser hell und drahtig tönenden Musik Gestalt verleihen kann.

        .
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          #19
          Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
          Hallo Kölle,

          Und Minimal-Music ist ja schon einmal eine gute Einübung in eine andere Art, Musik zu hören!


          Beste Grüße
          Holger
          Das ist genau die Formulierung, die ich eben beim Verfassen meines Beitrags gesucht habe, um meine Motivation für das Hören dieser Musikrichtung zu beschreiben. Es ist einfach eine tolle Erfahrung, <bewusst> und <konzentriert> solche Kompositionen zu erforschen und sich auf diese Musik einzulassen.

          An die Klassiker habe ich mich unter anderem auch noch nicht darum herangewagt, weil die Wiedergabe von klassischen Besetzungen (sei es "leichte" oder "schwere" Klassik) über meine Anlage keinen Spaß macht. Streicher etc. werden da viel zu verfärbt wiedergegeben. Ich empfinde das Klangbild als viel zu nervig und tue mich schwer damit, konzentriert zuzuhören (liegt vermutlich an den Lautsprechern und an der Raumakustik).

          Gruss, Kölle

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            #20
            Kann mir mal jemand bei der Definition von "neuer Musik" helfen?

            "Zeitgenössisch" deckt das wohl nicht ab, denn Dieter Bohlen ist auch zeitgenössisch.

            Ich verbinde mit den Ausdruck alles was schräg, unmelodiös und nicht zu alt ist. Aber das deckt vielleicht nur eine Teilmenge ab.

            Grüße,

            Uwe

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              #21
              Zitat von Höhlenmaler Beitrag anzeigen
              wenn hier unten auf dem Bild nicht 'clavecin' stünde, wäre ich der Meinung ein Cembalo zu hören.
              Hallo Ingo,

              "Clavecin" ist einfach das französische Wort für "Cembalo".

              Ich habe diese Platte auch, aber ewig nicht mehr gehört.

              Dafür höre ich gerade - weil ich darüber etwas schreibe - "Clavecin 2000" mit Elisabeth Chojnacka, ebenfalls auf Philips. Das ist wirklich eine tolle Platte, sehr interessant und abwechslungsreich.

              Gruß,
              Markus

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                #22
                so, jetzt noch



                Markus kennt die Scheibe.
                Diese Musik zu beschreiben ist schwierig. Da ist elektronisches zu Hören, erinnert mich auch an Kurzwellen. Aber auch Saiten werden kurz angeschlagen, die nicht nachklingen. Ein halliger Ton wie von einem Besen scheint zu atmen. Wie aus weiter Ferne der Ton eines überdimensionierten elektrischen Rasierapparates. Auch wassergefüllte Schalen klingen, wieder elektronisches im Hintergrund und schwere Metallplatten...
                Aber, was sagt schon der Hinweis oder die Erwähnung einer Violine über die Musik, die damit gespielt werden kann. So ist das auch mit dieser Musik.
                Jetzt aber Rock'n Roll und Strassen Verkehr, Gitarrenriffs die anklingen, kurze rythmisch auftauchende Fragmente, von dunkler Elektronik überlagert. So eine Mischung wie ein Bild vom Weg im Abendverkehr hin zum Konzert und dazwischen immer wieder als ein Fragment die Vorausschau auf ein liebgewonnenes Rock'n Roll Riff. Das Stück ist Spitzenklasse. Von Françoise Bayle.


                .
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                  #23
                  Zitat von UweM Beitrag anzeigen
                  Kann mir mal jemand bei der Definition von "neuer Musik" helfen?
                  Im Allgemeinen versteht man darunter Musik nach dem 2. Weltkrieg, die - zunächst meist ausgehend von einer Erweiterung der Schönbergschen tonhöhenbezogenen Reihentechnik auf weitere Parameter - für sich in Anspruch nimmt, durch radikale Infragestellung von Konventionen die musikalische Komposition und ihre Implikationen von Grund auf neu zu überdenken.

                  Gruß,
                  Markus

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                    #24
                    Zitat von Markus Berzborn Beitrag anzeigen
                    Hallo Ingo,
                    "Clavecin" ist einfach das französische Wort für "Cembalo".
                    Ich habe diese Platte auch, aber ewig nicht mehr gehört.
                    Dafür höre ich gerade - weil ich darüber etwas schreibe - "Clavecin 2000" mit Elisabeth Chojnacka, ebenfalls auf Philips. Das ist wirklich eine tolle Platte, sehr interessant und abwechslungsreich.
                    Gruß, Markus
                    Dieser Thread ist die gute Gelegenheit, wenigstens mal wieder die paar Scheiben anzuhören, die in meiner Sammlung selten gehört im Regal stehen. Irgendwoanders hatten wir uns darüber schonmal kurz unterhalten, über diese 4 roten Philips Scheiben. Du hast die wohl auch. Eine der 4, die mit der japanischen Abteilung, ist mir abhanden gekommen. Das silberne Präge Cover, diese edle Verpackung habe ich auch nicht mehr.

                    Dann habe ich wenigstens richtig gehört, wenn ich das Clavecin als Cembalo erkennen konnte.


                    gute Reise !


                    .
                    Last.fm Was ich zuletzt gehört habe ...

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                      #25
                      Zitat von UweM Beitrag anzeigen
                      Ich verbinde mit den Ausdruck alles was .... nicht zu alt ist.
                      Mittlerweile ist das nach dem 2. Weltkrieg entstandene längst von gestern, der Begriff "neu" im Grunde überholt, nach einem halben Jahrhundert eine andere Kategorie angebracht.
                      Gewöhnlich kommt als nächstes Post- (z. B. Postmoderne) und dann Neo-.
                      Gibt es für das Aktuelle dieses Musikzweigs eine entsprechende Bezeichnung?

                      Mein Eindruck ist, daß die Bedeutung der Komponisten von Generation zu Generation geringer wird.

                      Gruß

                      Micha
                      Zuletzt geändert von Micha L; 18.03.2008, 20:25.

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                        #26
                        Hallo Höhlenmaler,

                        ich kenne diese Platte von Louvier nicht! Da wird bestimmt Markus, der als professioneller Pianist >vom Fach< ist, Auskunft geben können! Ich nehme aber an, daß der Titel so gemeint ist, daß es darum geht, die Aggression und die Aggresseure zu beschwichtigen. Das paßt ja auch zu den zarten Klängen des Cembalo, die ja völlig ungewaltsam sind!

                        Beste Grüße
                        Holger

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                          #27
                          Was die Definition von >neuer Musik< angeht: Da kommt man um Theodor W. Adorno nicht herum, der das klassische Werk >Philosophie der neuen Musik< geschrieben hat. >Neue Musik< ist demnach die Musik, die auf Arnold Schönbergs Erfindung der Zwöltonmusik zurückgeht - >neue Musik< also im Prinzip gleichbedeutend mit Zwöltonmusik, >serieller< Musik! Strawinsky - den Adorno sehr kritisiert - gehört demnach nicht zur >neuen Musik<.

                          Neuere, an Adorno anschließende Definitionen, die sie gleichzeitig erweitern, betonen den Bruch mit dem Sprachcharakter der Musik (ein Gedanke, der sich auch schon bei Adorno findet!): Die traditionelle Musik bildet insofern eine Kontinuität, als sie sich an der>musikalischen Rhetorik< orientiert. Die Artikulation wird nach dem Modell der Wortartikulation verstanden. Die Melodie hat entsprechend Phrasen, Zäsuren usw. wie die gesprochene Sprache auch. Man kann belegen durch Analyse, daß dieses Modell vom Mittelalter bis zu Strawinsky im Prinzip durch alle Wandlungen hindurch erhalten bleibt. Bei Ligeti z.B. ist es aber nicht mehr möglich, die musikalische Artikulation so >sprachanalog< zu verstehen und zu deuten. Hier liegt also ein Bruch mit der Tradition vor.

                          Das erklärt auch die Rezeptionsschwierigkeiten der >neuen Musik<, weil diese Art der Artikulation etwas völlig Unvertrautes ist, weswegen sie dann oft als unartikuliertes Geräusch abgelehnt wurde! Dieser Weg einer möglichen Definition scheint mir immer noch der einleuchtendste! Man soll ja auch nicht mit Gewalt alles unter diesen Begriff subsumieren. Nicht alle zeitgenössische Musik ist in diesem Sinne neue Musik und nicht jeder Komponist von heute möchte als ein Vertreter dieser Richtung angesehen werden! Deswegen sollte man bei den von Adorno festgezurrten Konturen bleiben - jedenfalls im Prinzip.

                          Beste Grüße
                          Holger

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                            #28
                            Neues, im Sinne von gerade entstehend, bietet z. B. die "Plastic Art Foundation":

                            Vorstoss in eine neue musikalische Dimension: Plastic Art Foundation! Carlo Crameri setzt ein Zeichen im Bereich experimenteller und avantgardistischer Musik.

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                              #29
                              Zitat von Micha L Beitrag anzeigen
                              Mein Eindruck ist, daß die Bedeutung der Komponisten von Generation zu Generation geringer wird.
                              Was meinst Du mit "Bedeutung"?

                              Gruß,
                              Markus

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                                #30
                                Bezüglich der Etüden von Louvier habe ich eben mal nachgesehen: die 16 "agresseurs" sind die Körperteile, mit denen die Tastatur "in Angriff zu nehmen" ist: zehn Finger, zwei Handflächen, zwei Unterarme, zwei Fäuste.

                                Markus, der als professioneller Pianist
                                Ich bin kein professioneller Pianist, da ich nicht von der Musik lebe.

                                Gruß,
                                Markus

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