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Das Ende von Lang Lang? Konzert in Wien 28.2.2010

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    Hallo


    nun, schon immer zeigten Künstler (auch hochgejubelte) immer wieder eine gewisse Affektiertheit.

    Eine andere Interpretation kann schnell in eine reine Effekthascherei umschlagen.
    Auch bei sehr vergeistigten Musikern, die sich jeden Ton hineinfühlen, und das mit entsprechenden Gesten und Mimik begleiten.

    Das passiert(e) auch bei großen und respektierten Namen.

    Am Ende geht es eher um den Interpreten als um das Stück.

    Da gibt es eben die "ernsthaften", die von der intellektuellen Hörerschaft geschätzt werden, und die "Popstars", die auf weniger verkopfte Leute abzielen.

    Jeder hat halt einen anderen (nicht schlechteren oder geringeren) Anspruch an die Musik, die er hört.

    LG

    Babak
    Grüße
    :S

    Babak

    ------------------------------
    "Alles was wir hören ist eine Meinung, nicht ein Faktum.

    Alles was wir sehen ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit!"


    Marcus Aurelius

    Kommentar


      Zitat von Babak Beitrag anzeigen
      nun, schon immer zeigten Künstler (auch hochgejubelte) immer wieder eine gewisse Affektiertheit.

      (...)

      Eine andere Interpretation kann schnell in eine reine Effekthascherei umschlagen.
      Auch bei sehr vergeistigten Musikern, die sich jeden Ton hineinfühlen, und das mit entsprechenden Gesten und Mimik begleiten.

      Das passiert(e) auch bei großen und respektierten Namen.
      Die wußten aber immer genau - Beispiel Horowitz - wo sie Effekte machen durften und wo nicht. Horowitz hat sich so was bei der "Appassionata" nie erlaubt, immer einen sehr klassischen Beethoven gespielt ohne Übertreibungen. Lang Lang macht das überall - mangels interpretatorischer Substanz.

      Danke Dinko für die Kritik! Sehr treffend! :B

      Beste Grüße
      Holger

      Kommentar


        Hallo
        Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
        Die wußten aber immer genau - Beispiel Horowitz - wo sie Effekte machen durften und wo nicht. Horowitz hat sich so was bei der "Appassionata" nie erlaubt, immer einen sehr klassischen Beethoven gespielt ohne Übertreibungen. Lang Lang macht das überall - mangels interpretatorischer Substanz.
        Was ist ein "klassischer Beethoven"?
        Wer definiert, ab wann es nimmer klassisch ist, und wann das gut und wann das schlecht ist?

        Gould wurde für seine Veränderungen der Tempi oft kritisiert.

        Wenn man sich mit ihm beschäftigt hat, weiß man, dass er es eben nicht wegen den Effekten tat.

        Ein anderes Beispiel ist Nigel Kennedy.
        Ich habe ihn auch live gesehen.
        Der bürstet die "klassischen" Vorstellungen ordentlich gegen den Strich - sehr erfrischend. ;)


        Heutzutage wird ja jeder kritisiert, der sich wagt, eigenmächtig ein paar Töne anders zu spielen als notiert.

        Ich finde gerade die Klassikszene oftmals zu verkopft und konservativ.
        Da erstarrt die Musik in formellen Strukturen.

        Jeder wird gelobt, der sich an diese formellen Vorstellungen hält, wie man das zu spielen hat.
        Alles andere wird abgelehnt.
        Ein paar enfants terribles braucht man aber, die helfen, damit man sich wieder abgrenzen kann und sich auf seine "braven" und "ernsthaften" Künstler besinnen kann.


        Apropos erfrischend:

        Hat jemand gestern das Sommerkonzert der Wiener Philharmoniker unter Gustavo Dudamel in Schönbrunn gesehen?
        War ja auch im TV.

        Da hat man öfter hören können, wie bekannte Werke klingen, wenn sie abgestaubt werden.
        Dynamik und Spielfreude pur, auch bei "Wiener Blut", das die Philharmoniker schon hunderte Male gespielt haben

        Und:
        Bei der Frage, ob es eine Zugabe geben könnte oder nicht, meinte er "I need a Beer".

        Das würde sich keiner der "braven" Künstler trauen.
        Das ist nicht klassisch.

        Ich fand das sehr sympathisch.
        :S

        LG

        Babak
        Grüße
        :S

        Babak

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        Marcus Aurelius

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          Zitat von Babak Beitrag anzeigen
          Bei der Frage, ob es eine Zugabe geben könnte oder nicht, meinte er "I need a Beer". [...] Das ist nicht klassisch.
          Kommt darauf an. Schon Leopold Mozart äußerte sich über einen jüngeren Berufskollegen: "Wer meinst du wohl ist Organist bei der heil. Dreifaltigkeit geworden? - Hr. [Michael] Haydn! Alles lachte. Das ist ein theurer Organist; nach jeder Litaney säuft er ein Viertel Wein, zu den übrigen Diensten schickt er den Lipp, der will auch saufen."

          Bei Fernsehauftritten hat Haydn sich aber zurückgehalten, wie sein Nachruf bescheinigt: "Rausch und Spiele waren ferne von ihm."

          Kommentar


            Hallo

            "Klassisch" war eher so gemeint: Wie es heute so oft als "klassisch" postuliert wird.
            Eben wie der "klassische" Beethoven.
            Das ist immer eine Modeerscheinung, die nach dem jeweiligen Zeitgeist geht.

            Dass sich die aktuelle Klassikszene teilweise weit von dem entfernt hat, die die von ihnen so hochgeschätzten Komponisten entfernt haben, ist ja bekannt.

            Ich denke, dass es kaum einer der Barocken oder Klassischen Komponisten so eng sah wie es die heutigen Klassik-Experten. ;)

            LG

            Babak
            Grüße
            :S

            Babak

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            Marcus Aurelius

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              Zitat von Babak Beitrag anzeigen
              Was ist ein "klassischer Beethoven"?
              Wer definiert, ab wann es nimmer klassisch ist, und wann das gut und wann das schlecht ist?

              Gould wurde für seine Veränderungen der Tempi oft kritisiert.

              Wenn man sich mit ihm beschäftigt hat, weiß man, dass er es eben nicht wegen den Effekten tat.
              Richtig! Gould hatte eben sehr großen musikalischen Sachverstand. D.h. wenn er etwas anders macht, dann hat das - in den allermeisten Fällen - Sinn. Man bekommt neue Einblicke in das Werk, und das ist spannend. Bei Lang Lang fehlen einfach ganz elementare Dinge. Was er sich da zusammenspielt, ist purer Dilettantismus. Damit würde so mancher Konservatoriumsschüler einfach durchs Examen fallen. Natürlich kann man Beethoven sehr unterschiedlich interpretieren. Nur muß man sich darüber Gedanken machen, was hier "klassisch" heißt. Nur mit Virtuosität und manieristischer Wichtigtuerei kommt man nicht weit.

              Zitat von Babak Beitrag anzeigen
              Heutzutage wird ja jeder kritisiert, der sich wagt, eigenmächtig ein paar Töne anders zu spielen als notiert.
              Das ist längst nicht mehr so und war auch nicht immer so. Der "Neuen Sachlichkeit" der 60iger und 70iger Jahre war das ein Dorn im Auge, vorher wurde das gemacht und heute auch wieder (z.B. Arcadi Volodos).

              Zitat von Babak Beitrag anzeigen
              gerade die Klassikszene oftmals zu verkopft und konservativ.
              Da erstarrt die Musik in formellen Strukturen.

              Jeder wird gelobt, der sich an diese formellen Vorstellungen hält, wie man das zu spielen hat.
              Alles andere wird abgelehnt.
              Ein paar enfants terribles braucht man aber, die helfen, damit man sich wieder abgrenzen kann und sich auf seine "braven" und "ernsthaften" Künstler besinnen kann.
              Die "formellen Strukturen" gehören nun mal zur Musik. Es gibt Musik, die ist "formbetonter" und andere weniger. Für ein lyrisches Klavierstück von Grieg braucht man nicht viel formales Verständnis, für eine Brahms-Symphonie dagegen schon. Sonst gehts eben völlig daneben. Haydn ist ein schönes Beispiel: Wer kein formales Verständnis hat, der versteht seinen Humor nicht, der im Bruch mit solchen Konventionen besteht.

              Zitat von Babak Beitrag anzeigen
              Apropos erfrischend:

              Hat jemand gestern das Sommerkonzert der Wiener Philharmoniker unter Gustavo Dudamel in Schönbrunn gesehen?
              War ja auch im TV.

              Da hat man öfter hören können, wie bekannte Werke klingen, wenn sie abgestaubt werden.
              Dynamik und Spielfreude pur, auch bei "Wiener Blut", das die Philharmoniker schon hunderte Male gespielt haben

              Und:
              Bei der Frage, ob es eine Zugabe geben könnte oder nicht, meinte er "I need a Beer".

              Das würde sich keiner der "braven" Künstler trauen.
              Das ist nicht klassisch.

              Ich fand das sehr sympathisch.
              Habe ich leider nicht gehört! Klassische Musiker sind glaube ich nicht weniger locker als andere. Es gibt halt eben verschiedene Konzerte mit unterschiedlichem Charakter, da ist so was mal passend, mal weniger passend.

              Beste Grüße
              Holger

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                Zitat von Babak Beitrag anzeigen
                "Klassisch" war eher so gemeint: Wie es heute so oft als "klassisch" postuliert wird.
                Eben wie der "klassische" Beethoven.
                Das ist immer eine Modeerscheinung, die nach dem jeweiligen Zeitgeist geht.

                Dass sich die aktuelle Klassikszene teilweise weit von dem entfernt hat, die die von ihnen so hochgeschätzten Komponisten entfernt haben, ist ja bekannt.

                Ich denke, dass es kaum einer der Barocken oder Klassischen Komponisten so eng sah wie es die heutigen Klassik-Experten.
                Da muß man sich dann intensiv mit der Rezeptionsgeschichte beschäftigen. Wenn man den "Klassiker" Beethoven betont hat in den 60igern und 70igern, dann war das ein Protest gegen die bis dahin verbreitete Romantisierung dieser Musik. Für die Romantiker war Beethoven selbstverständlich Romantiker. Dahinter steht der Versuch, ihm historisch gerecht zu werden. "Mode" greift da zu kurz, da stecken ganz grundsätzliche - sehr komplexe - hermeneutische Fragen dahinter.

                Beste Grüße
                Holger

                Kommentar


                  Lang Lang hat Geburtstag ...

                  ... und alle feiern mit. Heute ab 19:30 Uhr auf arte:

                  http://liveweb.arte.tv/de/video/Happ...day_Lang_Lang/

                  Na ja, nicht alle ;)

                  Viele Grüße, Bernd

                  Kommentar


                    Zitat von B. Albert Beitrag anzeigen
                    ... und alle feiern mit. Heute ab 19:30 Uhr auf arte:



                    Na ja, nicht alle ;)
                    Au weia, so ein alberner Zirkus, selbst auf Arte. Ich habe eigentlich keine Lust, mir das anzutun und schaue wenn überhaupt wohl lieber Fußball!

                    Beste Grüße
                    Holger

                    Kommentar


                      Herbie Hancock ist sicher sehenswert ....

                      Grüße, dB
                      don't
                      panic

                      Kommentar


                        Hallo

                        Passt wohl hier auch:

                        Zitat von Babak Beitrag anzeigen
                        Hallo

                        ich komme gerade mit meiner Tochter von dem Künstlergespräch mit Martin Grubinger.


                        Er ist außerordentlich sympathisch und locker, und man kann sehr gut mit ihm reden und plaudern.
                        Sympathisch auch seine Aussage, er unterscheide nicht zwischen E- und U-Musik. Wichtig sei nur, ob die Musik mit Leidenschaft gespielt wird.
                        Und ich denke, viele der Leute konnten nciht zuordnen, als er davon sprach, dass er auch gerne z.B. LedZep oder Police hört (wegen der guten Schlagzeuger) ;)


                        Ein sehr feiner Abend ...

                        LG

                        Babak

                        P.S.: auch das Thema "Lang Lang" wurde angeschnitten., auch da hat er interessante Ansichten
                        Zitat von Gerhard Beitrag anzeigen
                        Hallo Babak!

                        Welche Ansichten hat Herr Grubinger zu Lang Lang?

                        Beste Grüsse

                        Gerhard
                        Zitat von Babak Beitrag anzeigen
                        Hallo,

                        kurz zugesammengefasst (zumindest mein Verständnis, davon, keine Garantie, ob er es auch so gemeint hat .. ;) )

                        Lang Lang hat ist in einer anderen Kultur groß geworden mit einem anderen Zugang zur Musik.
                        Aus dieser Sozialisation heraus interpretiert er sie anders, als sie unseren Hörgewöhnheiten, Erfahrungen und Erwartungen entspricht, teilweise stehen seine Interpretationen auch konträr dazu.

                        Er ist überzeugt, dass Lang Lang bei seinen Auftritten sein Bestes gibt.
                        Ob es dem Publikum gefällt, ist eine andere Sache.

                        Wie gesagt, das ist MEIN Verständnis von dem, was er gesagt hat.
                        Kann sein, dass ich ich auch falsch interpretiere und Inhalte falsch wiedergebe.

                        Also Kritik an diesen Aussagen nicht so sehr gegen Grubinger äußern, sondern an mich.
                        ;)


                        LG

                        Babak
                        Zitat von Gerhard Beitrag anzeigen
                        Hallo Babak!

                        Besten Dank für Deine Antwort

                        Eine wirklich Interessante Ansicht von Herrn Grubinger (so wie Du sie verstanden hast.).

                        Grüsse

                        Gerhard
                        Spannend auch:

                        Grubinger wird von "Kritikern" auch immer wieder vorgeworfen, einen "Zirkus" oder eine "Show" aufzuführen.

                        Das wurde auch recht intensiv diskutiert.



                        Meine Meinung:
                        Wem es nicht gefällt, soll es sich nicht ansehen oder anhören.
                        Abwertende Urteile kommen nicht gut.

                        LG
                        Babak
                        Grüße
                        :S

                        Babak

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                        Marcus Aurelius

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                          Um es nur noch einmal zu sagen: Die musikalische Sozialisation von Lang Lang fand nicht in China, sondern am Curtis Institut in Philadelphia statt. Schon 1997 - mit nur 15 (!) Jahren - bekam er dort ein Stipendium und blieb dort bis 2002, studierte bei Gary Graffman. Er ist also musikalisch ein "westliches" und nicht fernöstliches Produkt.

                          Beste Grüße
                          Holger

                          Kommentar


                            Hallo Holger,

                            Habe ich was von der musikalischen Sozialisation geschrieben?

                            Lies bitte genau.

                            Ich denke, du siehst manches zu eng.


                            LG

                            Babak
                            Grüße
                            :S

                            Babak

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                            Marcus Aurelius

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                              Zitat von Babak Beitrag anzeigen







                              Spannend auch:

                              Grubinger wird von "Kritikern" auch immer wieder vorgeworfen, einen "Zirkus" oder eine "Show" aufzuführen.

                              Das wurde auch recht intensiv diskutiert.


                              Ich finde, die visuelle Komponente wird auch im Bereich der klassischen Musik immer wichtiger. Und vor allem: Die gab es schon immer. Ein Franz Liszt wäre zu seiner Zeit wohl kein solcher Star gewesen, wenn er seine wohl stupende Technik nicht auch öffentlich gezeigt hätte.
                              Im Gegensatz zur Popmusik, in der es nach meiner Meinung viele Stümper gibt, wird man als Klassikinterpret nur zum Star, wenn man die nötige Technik mitbringt, den Rest erledigen Vitamin B und geschicktes Marketing.

                              Wem das nicht gefällt, der muss ja keine Livekonzerte besuchen.

                              Viele Grüße
                              Thomas
                              Viele Grüße
                              Thomas

                              www.forestpipes.de

                              Kommentar


                                Zitat von Babak Beitrag anzeigen
                                Habe ich was von der musikalischen Sozialisation geschrieben?

                                Lies bitte genau.

                                Ich denke, du siehst manches zu eng.
                                Babak , um die musikalische Sozialisation kann es letztlich doch nur gehen. Alles andere bleibt doch ziemlich vage. Damit kann ich konkret wenig anfangen.

                                Beste Grüße
                                Holger

                                Kommentar

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