AW: Geschlossenes Gehäuse
Hallo Markus,
Ausgewogene Bedämpfung über alle Frequenzen
das ist ein wichtiger Punkt. Bei solchen Räumen, die nach der Anschauung mancher als "stark bedämpft" gelten, passen in Wahrheit oft die Nachhallzeiten und Abklingzeiten von Eigenmoden (bei Kleinraumakustik gibt es im Tiefton begrifflich streng genommen keinen "Nachhall") im Tiefton (z.B. < 300Hz, <200Hz, <100Hz) nicht mehr zum oberen Mittelton- und dem Hochtonbereich des Hörspektrums.
Das Erreichen allgemein anerkannter Betriebsschallpegelkurven ("Raumkurven", "Raumfrequenzgänge") ist dann an gegebenen Hörplätzen - mit Lautsprechern "ausgewogener" oder auch nur "üblicher" Auslegung lt. Energiefrequenzgang - immer schwerer möglich.
Dies gelingt dann oft nur noch um den Preis, den Direktschallfrequenzgang der LS im Hochton anzuheben, was fachlich falsch wäre und sowohl zu erheblichen Verfärbungen als auch zu unangenehmen Langzeit Höreigenschaften einer Musikanlage führt.
Eine zunehmende Hochtondämpfung im Raum ist oft die Folge beim zu großflächigen Einsatz unverkleideter poröser Absorber.
Ohne hinreichende Maßnahmen zur Diffusierung des Schallfeldes wird aber die "wirksame offene Fensterfläche" bestehender poröser Absorber für tiefere Frequenzen noch kleiner (*), als sie meist ohnehin schon ist ...
Kurzum: Bei hohen Frequenzen absorbieren kann jeder und es ist einfach. Dies als alleinige Maßnahme verschlechtert jedoch die Raumakustik eher, als daß sie für Musikwiedergabe verbessert würde.
Ich schließe hier vorerst mit dem Hinweis, daß es natürlich gerade bei den frühen Reflexionen auch auf Symmetrie, Pegel in Relation zum Direktschall, Verzögerung zum Direktschall, Einfallsrichtungen (hinreichend niedrige interaurale Korrelatiosmaße), ... ankommt. Aber das ist hier nicht Thema und ufert sonst aus.
Edit: Doch noch einige Anmerkungen zur Abhörlautstärke, frequenzabhängiger Absorption im Raum und "Raumkurven" bei der Wiedergabe (Frequenzgang mit Raumanteil am Hörplatz) ...
Abhörlautstärke und Verdeckung
Gerade dann, wenn bestimmte kritische Aufnahmen in "Originallautstärke" oder daran angenähert abgehört werden sollen (z.B. bestimmte Opernpassagen), ist eine ausgewogene Bedämpfung des Raums und ein in Relation hinreichend "trockener" Tiefton und unterer Mittelton von herausragender Bedeutung, ebenso wie ein ausgewogener Energiefrequenzgang der LS:
Da gehörmäßige Verdeckung bei hoher Lautstärke bevorzugt immer von "tiefen zu hohen" Frequenzen wirksam ist (tiefe Frequenzen verdecken eher hohe als umgekehrt), geht sonst z.B. die Textverständlichkeit der Gesangsstimmen eher im Orchester unter.
Das Gleiche gilt sinngemäß für die Wahrnehmbarkeit feinerer Details und den Klangfarbenreichtum höher spielender Instrumente beim gleichzeitigen Einsatz tieferer Instrumente (von Orchester, Bigband, ...) ganz unabhängig vom Genre.
LS-/Raum Systeme, bei denen ein in Relation zu hoher Raumanteil (durch zu hohe Nachhallzeit und/oder zu geringe Richtwirkung der LS ...) vom Tiefton bis oft in den unteren Mittelton dann versucht wird, durch Hochtonanhebungen im Direktschall wieder auszugleichen (**), machen das Hören wenn nicht schon sofort dann nach etwas längerer Zeit zur Qual.
Direktschallfrequenzgang und "Raumkurve"
Deshalb existiert die gleichzeitige Forderung nach ausgewogenem Direktschall-Frequenzgang (flach) und einer meist "passend" zum Hochton moderat fallenen "Raumkurve" nicht zufällig nebeneinander. Es handelt sich hier um vielfach anerkannte und berechtigte Anforderungen aus der Praxis, es sind also nicht "individuelle Vorlieben" einzelner "HiFi Spinner" ... ;)
Mit einer einseitig "hochtonfressenden" Bedämpfung des Raums - d.h. in Relation zu wenig Bedämpfung bei tiefen Frequenzen - gibt es daher kein "HiFi", vor allem dann nicht, wenn gleichzeitig LS mit stark frequenzabhängig ansteigendem Bündelungsmaß (zu wenig Richtwirkung bei tiefen Frequenzen) in einem solchen Raum eingesetzt werden.
Vereinfacht: Der Verlauf des Bündelungsmaßes der LS über der Freqenz muss zur wiederum frequenzabhängigen Absorption durch den Raum passen. Anders kann es nicht gehen ...
Ein flacher (oft wird "linear" dazu gesagt ...) Frequenzgang der LS im Direktschall ist dabei jedoch "nicht verhandelbar" (oder wenigstens kaum ...).
Das Thema wurde u.a. hier schon einmal aufgegriffen:
_____________
(*) und je nach Absorbertyp auch frequenzabhängiger
(**) in der Hoffnung, auf diese Art z.B. "Detail", "Textverständlichkeit" oder natürliche Präsenz und Brillanz (wieder) herzustellen
Zitat von bauersound
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Ausgewogene Bedämpfung über alle Frequenzen
das ist ein wichtiger Punkt. Bei solchen Räumen, die nach der Anschauung mancher als "stark bedämpft" gelten, passen in Wahrheit oft die Nachhallzeiten und Abklingzeiten von Eigenmoden (bei Kleinraumakustik gibt es im Tiefton begrifflich streng genommen keinen "Nachhall") im Tiefton (z.B. < 300Hz, <200Hz, <100Hz) nicht mehr zum oberen Mittelton- und dem Hochtonbereich des Hörspektrums.
Das Erreichen allgemein anerkannter Betriebsschallpegelkurven ("Raumkurven", "Raumfrequenzgänge") ist dann an gegebenen Hörplätzen - mit Lautsprechern "ausgewogener" oder auch nur "üblicher" Auslegung lt. Energiefrequenzgang - immer schwerer möglich.
Dies gelingt dann oft nur noch um den Preis, den Direktschallfrequenzgang der LS im Hochton anzuheben, was fachlich falsch wäre und sowohl zu erheblichen Verfärbungen als auch zu unangenehmen Langzeit Höreigenschaften einer Musikanlage führt.
Eine zunehmende Hochtondämpfung im Raum ist oft die Folge beim zu großflächigen Einsatz unverkleideter poröser Absorber.
Ohne hinreichende Maßnahmen zur Diffusierung des Schallfeldes wird aber die "wirksame offene Fensterfläche" bestehender poröser Absorber für tiefere Frequenzen noch kleiner (*), als sie meist ohnehin schon ist ...
Kurzum: Bei hohen Frequenzen absorbieren kann jeder und es ist einfach. Dies als alleinige Maßnahme verschlechtert jedoch die Raumakustik eher, als daß sie für Musikwiedergabe verbessert würde.
Ich schließe hier vorerst mit dem Hinweis, daß es natürlich gerade bei den frühen Reflexionen auch auf Symmetrie, Pegel in Relation zum Direktschall, Verzögerung zum Direktschall, Einfallsrichtungen (hinreichend niedrige interaurale Korrelatiosmaße), ... ankommt. Aber das ist hier nicht Thema und ufert sonst aus.
Edit: Doch noch einige Anmerkungen zur Abhörlautstärke, frequenzabhängiger Absorption im Raum und "Raumkurven" bei der Wiedergabe (Frequenzgang mit Raumanteil am Hörplatz) ...
Abhörlautstärke und Verdeckung
Gerade dann, wenn bestimmte kritische Aufnahmen in "Originallautstärke" oder daran angenähert abgehört werden sollen (z.B. bestimmte Opernpassagen), ist eine ausgewogene Bedämpfung des Raums und ein in Relation hinreichend "trockener" Tiefton und unterer Mittelton von herausragender Bedeutung, ebenso wie ein ausgewogener Energiefrequenzgang der LS:
Da gehörmäßige Verdeckung bei hoher Lautstärke bevorzugt immer von "tiefen zu hohen" Frequenzen wirksam ist (tiefe Frequenzen verdecken eher hohe als umgekehrt), geht sonst z.B. die Textverständlichkeit der Gesangsstimmen eher im Orchester unter.
Das Gleiche gilt sinngemäß für die Wahrnehmbarkeit feinerer Details und den Klangfarbenreichtum höher spielender Instrumente beim gleichzeitigen Einsatz tieferer Instrumente (von Orchester, Bigband, ...) ganz unabhängig vom Genre.
LS-/Raum Systeme, bei denen ein in Relation zu hoher Raumanteil (durch zu hohe Nachhallzeit und/oder zu geringe Richtwirkung der LS ...) vom Tiefton bis oft in den unteren Mittelton dann versucht wird, durch Hochtonanhebungen im Direktschall wieder auszugleichen (**), machen das Hören wenn nicht schon sofort dann nach etwas längerer Zeit zur Qual.
Direktschallfrequenzgang und "Raumkurve"
Deshalb existiert die gleichzeitige Forderung nach ausgewogenem Direktschall-Frequenzgang (flach) und einer meist "passend" zum Hochton moderat fallenen "Raumkurve" nicht zufällig nebeneinander. Es handelt sich hier um vielfach anerkannte und berechtigte Anforderungen aus der Praxis, es sind also nicht "individuelle Vorlieben" einzelner "HiFi Spinner" ... ;)
Mit einer einseitig "hochtonfressenden" Bedämpfung des Raums - d.h. in Relation zu wenig Bedämpfung bei tiefen Frequenzen - gibt es daher kein "HiFi", vor allem dann nicht, wenn gleichzeitig LS mit stark frequenzabhängig ansteigendem Bündelungsmaß (zu wenig Richtwirkung bei tiefen Frequenzen) in einem solchen Raum eingesetzt werden.
Vereinfacht: Der Verlauf des Bündelungsmaßes der LS über der Freqenz muss zur wiederum frequenzabhängigen Absorption durch den Raum passen. Anders kann es nicht gehen ...
Ein flacher (oft wird "linear" dazu gesagt ...) Frequenzgang der LS im Direktschall ist dabei jedoch "nicht verhandelbar" (oder wenigstens kaum ...).
Das Thema wurde u.a. hier schon einmal aufgegriffen:
_____________
(*) und je nach Absorbertyp auch frequenzabhängiger
(**) in der Hoffnung, auf diese Art z.B. "Detail", "Textverständlichkeit" oder natürliche Präsenz und Brillanz (wieder) herzustellen
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