Zitat von P.Krips
Hallo Peter, Hallo zuammen,
ich beginne mit der 2. Aussage und gebe das mal mit eigenen Worten wieder:
Es kommt also, wenn Raumreflexionen im Spiel sind, nicht auf den resultierenden
Schalldruckverlauf oder die resultierenden Wellenfronten an, weil das Gehör die erste
"unbehelligte Wellenfront" unterscheiden kann ... aufgrund des Präzedenzeffekts (??).
"Es kommt nicht darauf an" sagt aber nichts darüber aus, in Bezug auf welche
Qualitäten, Wahrnehmungskategorien o. dergl. "es nicht darauf ankommt".
Durch den Präzedenzeffekt kommt es also "überhaupt nicht mehr" auf
Schalldruckverlauf und Wellenfronten später als "die erste" an ?
Ist es aufgrund des "Präzedenzeffekts" also bei Wellenlängen, welche kleiner als
die Raumdimensionen sind, gleichgültig, ob wir in einem größeren Badezimmer
oder in einem Raum mit guter "Hörsamkeit" hören ?
Wer möchte denn ernsthaft so einen überzogenen und pauschalen Standpunkt
vertreten und ihn mit dem "Präzedenzeffekt" begründen ?
Das entspricht im Übrigen nicht meiner Hörerfahrung.
Ich schlage vor, wir bleiben mal auf dem Teppich der Begriffsdefinition:
Der "Präzedenzeffekt" hat nämlich nur einen sehr eingeschränkten
Gegenstandsbereich. Eure für mich etwas pauschalen Aussagen (Peter und Babak)
sind m.E. ein Fall von "Überdehnung des Gegenstandsbereichs" eines Begriffs.
Je nach Versuchsanordnung (Art der Testsignale usw.) geht man davon aus,
dass etwa folgende Zeithorizonte für "das Gesetz der ersten Wellenfront"
(Präzedenzeffekt) gelten:
..0..........1,5......ms Bereich der Summenlokalisation
..1,5 ... 30.........ms Bereich des Präzedenzeffekts
30.....................ms und darüber hinaus: Echoschwelle, dann Echo:
Das Hörergeignis zerfällt
Bei den üblichen Versuchsanordnungen mit zwei Lautsprechern (LS) im
Stereodreieick stellt man fest, dass z.B. identische Klicksignale welche
von zwei LS abgestrahlt werden, nur noch dem früheren Lautsprecher
zugeordnet werden, wenn die Verzögerung größer als ca. 1...1,5ms
eingestellt wird.
[vgl. hierzu z.B. Jens Blauert: "Räumliches Hören", Stuttgart 1974]
Stellt man die Verzögerung kleiner ein kommt es zur Summenlokalisation
und die Phantomschallquelle erscheint zwischen den beiden Lautsprechern.
Transferiert man diesen Effekt nun auf eine Schallquelle und ihre
Spiegelschallquelle, welche "scheinbar" hinter einer reflektierenden Wand
erscheint, dann könnte das bedeuten, dass für kleine Laufzeiten der Reflexion
eine Verschiebung vom "wirklichen" Lautsprecher in Richtung zu seiner
eigenen Spiegelschallquelle hin zu erwarten ist.
Der Präzedenzeffekt könnte dafür sorgen, dass bei delta t >1...1,5ms
(oder mehr als ca. 34...40cm Wegunterschied der Reflexion zum Hörer)
es nicht zu einer weiteren Verschiebung der Hörereignisrichtung über
einen hier nicht näher zu definierenden Maximalwert hinaus mehr kommt.
Ob das immer so stimmt, sei mal dahingestellt, aber das wäre in etwa
der Gegenstandsbereich der Präzedenzeffekts.
Es handelt sich um ein reines Lokalisationsphänomen, welches durch
binaurales Hören entsteht:
Über Entfernungseindruck, Wahrnehmung der Klangfarbe, Wahrnehmung der
Lautheit, Wahrnehmung von Einschwingvorgängen über Frequenzband-bezogene
Hüllkurven, welche nachweislich zur Erkennnung von Schallquellen wie z.B.
Musikinstrumenten und Sprechern herangezogen werden, um nur einige
Beispielkategorien zu nennen, macht der Präzedenzeffekt also keinerlei Aussage.
Ein bischen gewagt für ein "kommt nicht darauf an", findet Ihr nicht ?
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