Des Barockmeisters Giovanni Giolamo Kapsbergers lange verschollenes und kürzlich wiederentdecktes Libro Terzo wurde vom Trio Los Otros (Hille Perl, Lee Santana, Steve Player) eingespielt:
Auch wenn die Platte aus praktischen Gründen im Klassikregal steht: Weder die Musik noch die Darbietung des Trios sind klassisch.
Auf mich wirkt die Aufnahme sehr frei, geradezu modern.
Im Begleitheft steht dazu:
„Was manche Menschen an Kapsberger schätzen, ist genau das, was andere abschreckt: Er ist mehr Erfinder als Perfektionist.... Dabei ist er in dieser Technik John Cage nicht unähnlich: Im Versuch, etwas Neues zu entdecken, im Bemühen, sich nicht zu wiederholen oder sich selbst zu klassifizieren."
Hille Perl meint:
„Meine erste Begegnung mit Kapsbergers Genie fand im Sommer 1984 statt...
Mittlerweile ist Kapsberger ein intimer Freund geworden, man könnte sagen, ein häufiger und gern gesehener Gast: So bedeutsam einzigartig ist sein Stil, so bewundernswert sein Mut, die Welt auf den Kopf zu stellen, den Begleiter zum Solisten zu machen und dann wieder umgekehrt, so attraktiv ist uns seine Waghalsigkeit, einen musikalischen Anarchismus zu leben, der aus dem Idiom eines neu erfundenen Instrumentes ein komplettes kompositorisches Konzept entwickelt, der auf beinah psychedelisch anmutende Weise mit Farben und Gesten zu spielen versteht.
Diese Toccaten haben sich mit unserem eigenen musikalischen Verständnis verwoben. Als Musiker fühlt man den Freiraum, den diese Werke bieten, Kapsbergers Einladung, dieses Material, welches uns durch die Jahrhunderte gereicht wird, zu erweitern und zu ergänzen: Manchmal rockt es oder schwebt (oder beides), verschlingt sich mit sich selbst oder überschlägt sich freudig, manchmal träumt es vor sich hin oder hängt nostalgischen Gedanken nach, genau wie wir.“
Audiophil ist die Einspielung auch:
„Wir haben auf dieser Aufnahme keinerlei moderne, synthetische Saiten gespielt: Alle 59 Saiten, die hier gezupft, geschlagen, gestrichen, gepizzt, geknipst, gestreichelt oder sonstwie zum Klingen gebracht werden, sind aus den Gedärmen von Tieren gemacht. Wir haben sie in einer viertelkommageteilten Mitteltönigkeit gestimmt, weswegen wir einige äußert süße Akkorde präsentieren können, während andere etwas anrüchig daherkommen. Es gibt keine Studioabmischung, ein Minimum an Mikrophonen nahm den Originalklang im Raum auf. Wir haben uns in diesem Projekt verkniffen, die Musik mit Bongos oder Rainsticks oder irgendwelchen Musak-Vokalisen aufzupeppen - Sie hören hier sozusagen den ,Bio-( orgasmischen)' Stil barocker Aufführungspraxis.“
(Lee Santana)
Fazit: Ein außergewöhnliches Hörvergnügen und für mich eine der besten, wenn nicht die beste Platte des Jahres.
Gruß
Micha
Auch wenn die Platte aus praktischen Gründen im Klassikregal steht: Weder die Musik noch die Darbietung des Trios sind klassisch.
Auf mich wirkt die Aufnahme sehr frei, geradezu modern.
Im Begleitheft steht dazu:
„Was manche Menschen an Kapsberger schätzen, ist genau das, was andere abschreckt: Er ist mehr Erfinder als Perfektionist.... Dabei ist er in dieser Technik John Cage nicht unähnlich: Im Versuch, etwas Neues zu entdecken, im Bemühen, sich nicht zu wiederholen oder sich selbst zu klassifizieren."
Hille Perl meint:
„Meine erste Begegnung mit Kapsbergers Genie fand im Sommer 1984 statt...
Mittlerweile ist Kapsberger ein intimer Freund geworden, man könnte sagen, ein häufiger und gern gesehener Gast: So bedeutsam einzigartig ist sein Stil, so bewundernswert sein Mut, die Welt auf den Kopf zu stellen, den Begleiter zum Solisten zu machen und dann wieder umgekehrt, so attraktiv ist uns seine Waghalsigkeit, einen musikalischen Anarchismus zu leben, der aus dem Idiom eines neu erfundenen Instrumentes ein komplettes kompositorisches Konzept entwickelt, der auf beinah psychedelisch anmutende Weise mit Farben und Gesten zu spielen versteht.
Diese Toccaten haben sich mit unserem eigenen musikalischen Verständnis verwoben. Als Musiker fühlt man den Freiraum, den diese Werke bieten, Kapsbergers Einladung, dieses Material, welches uns durch die Jahrhunderte gereicht wird, zu erweitern und zu ergänzen: Manchmal rockt es oder schwebt (oder beides), verschlingt sich mit sich selbst oder überschlägt sich freudig, manchmal träumt es vor sich hin oder hängt nostalgischen Gedanken nach, genau wie wir.“
Audiophil ist die Einspielung auch:
„Wir haben auf dieser Aufnahme keinerlei moderne, synthetische Saiten gespielt: Alle 59 Saiten, die hier gezupft, geschlagen, gestrichen, gepizzt, geknipst, gestreichelt oder sonstwie zum Klingen gebracht werden, sind aus den Gedärmen von Tieren gemacht. Wir haben sie in einer viertelkommageteilten Mitteltönigkeit gestimmt, weswegen wir einige äußert süße Akkorde präsentieren können, während andere etwas anrüchig daherkommen. Es gibt keine Studioabmischung, ein Minimum an Mikrophonen nahm den Originalklang im Raum auf. Wir haben uns in diesem Projekt verkniffen, die Musik mit Bongos oder Rainsticks oder irgendwelchen Musak-Vokalisen aufzupeppen - Sie hören hier sozusagen den ,Bio-( orgasmischen)' Stil barocker Aufführungspraxis.“
(Lee Santana)
Fazit: Ein außergewöhnliches Hörvergnügen und für mich eine der besten, wenn nicht die beste Platte des Jahres.
Gruß
Micha
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