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    #16
    Neuen Deutschen Jazzpreis 2008

    Die IG-Jazz Mannheim hat am 2.1.2008 die Vorauswahl zum Neuen Deutschen Jazzpreis 2008 bekannt gegeben. 175 Bands hatten sich um den Preis beworben, 12 davon wurden von einer Jury dem Kurator vorgeschlagen.
    Die für den Preis vorgeschlagenen Bands sind:

    Anke Helfrich Trio
    Benjamin Schäfer Trio
    Klima Kalima
    KnoM.T
    Lars Duppler „Alliance Urbaine“
    NO TANGO!
    OLAF TON
    SPANIOL 4
    Studnitzky Trio
    The North Trio
    TIM RODIG 5
    UNDERKARL

    Am 15. und 16. Februar 2008 wird in Mannheim zum dritten Mal der „Neue Deutsche Jazzpreis Mannheim“ vergeben. Der mit 10.000 Euro dotierte - das ist der höchstdotierte Jazzpreis für professionelle Jazzbands in Deutschland - wird von der MVV Energie gestiftet. Der Neue Deutsche Jazzpreis ist außerdem der Einzige, der direkt vom Publikum per Abstimmung vergeben wird.
    Am zweiten Abend des Festivals wird das Publikum eine der drei Bands als Sieger des „Neuen Deutschen Jazzpreis“ küren. Einen Sonderpreis gibt es für den besten - ebenfalls vom Publikum gewählten - Solisten. Er - oder sie - erhält einen Scheck über 1.000 Euro vom Maritim Hotel Mannheim.
    Kurator des diesjährigen Jazzpreises ist Charlie Mariano. Er wird aus der Auswahl der Fachjury die drei Bands auswählen, die Anfang Februar in der Alten Feuerwache in Mannheim auftreten werden. Bekannt gegeben werden die drei Bands Mitte Januar.
    Am 15. Februar wird zur Erföffnung des Jazzpreis-Festivals Charlie Mariano mit Philip Catherine und Jasper vant’Hof auftreten. Eröffnet wird das Jazzfestival am gleichen Abend vom Steffen Weber Quartett.
    Die bisherigen Preisträger waren „Der Rote Bereich“ und als Solist Michael Griener (2006, Kurator Alexander von Schlippenbach)) und 2007 als Band das Johannes Enders Quartett und als Solisten Henning Sieverts und Johannes Enders ( Kurator Wolfgang Muthspiel).


    quelle http://jazzblogger.de/index.php/neue...ie-vorauswahl/

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      #17
      Alicia Keys: Janet Jackson ausgeschaltet

      Sängerin Alicia Keys spielt die Rolle der Lena Horne in der verfilmten Biographie über das Leben der Jazzlegende. Produzentin Oprah Winfrey bestätigte gegenüber der New York Post die bereits seit einiger Zeit kursierenden Gerüchte.
      New York (drei) - Alicia Keys spielt die Jazz-Sängerin Lena Horne in der von US-Talkmasterin Oprah Winfrey produzierten Filmbiographie. Seit Wochen kursieren Gerüchte darüber, wer nun die Jazzlegende aus Brooklyn verkörpern sollte, bis die Talkmasterin gegenüber der New York Post nun verkündete: "Wir fangen nächstes Jahr mit den Dreharbeiten an und wir haben Alicia gekriegt".

      Eine andere Sängerin dürfte sich über diese Entwicklung weniger freuen: Janet Jackson. Michaels kleine Schwester ist seit Jahren an dem Projekt interessiert, schoss sich aber mit ihrem peinlichen Superbowl-Auftritt 2004 selbst aus dem Rennen. Horne selbst verkündete danach lautstark, sie wolle auf keinen Fall, dass Jackson die Rolle übernehme.

      So hing das Projekt lange Zeit in der Luft, bevor Oprah schließlich die Zügel in die Hand nahm. Horne, die heute sehr zurückgezogen lebt, beteiligte sich von Anfang an sehr an der Casting-Auswahl. Der Film soll die Geschichte ihrer Karriere erzählen, die 1943 mit dem Hit "Stormy Weather" begann.

      quelle http://www.laut.de/vorlaut/news/2007/12/20/17512/

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        #18
        Jazz von einer gewissen Schönheit

        Der Schrecken währt nur kurz. Und was im wirklichen Leben eher selten passiert - dass aus Mitleid Liebe wird - macht hier den Zauber aus. "Die Schöne und das Biest" ist ein Märchen der besonderen Art, eine Schauergeschichte voller Poesie. Bekannt ist vor allem die Musical-Version. Es gibt aber auch einen Film von Jean Cocteau aus den 40er-Jahren. Auf ihn bezieht sich der Avantgarde-Musiker Philipp Glass, der um die Bildersequenzen Cocteaus herum eine Oper komponierte. Die deutsche Fassung von Bernhard Helmich und Daniel Kleiner hat am 12. Januar im Gärtnerplatztheater Premiere (Karten: Tel. 089/21 85 19 60).
        Sie sind das vielleicht interessanteste Gespann im zeitgenössischen deutschen Jazz: der Saxofonist Heinz Sauer, 75, und der gerade mal 30 Jahre alte Pianist Michael Wollny. Der Witz des einstigen Jazz-Rebellen auf der einen und die - bei aller Spielfreude - große Ernsthaftigkeit auf der anderen Seite machen die Spannung in diesem Duo aus, das sich immer wieder findet. Zum Beispiel am 10. Januar. Das Konzert in der Münchner Unterfahrt steht unter dem Motto "Certain Beauty". Besser kann man ihre Musik nicht beschreiben (Karten: Tel. 089/448 27 94).
        Die Natur ist das Lieblingsthema des 1930 in Kopenhagen geborenen Malers, Bildhauers und Architekten Pir Kirkeby. In der Augsburger Galerie Noah sind jetzt zwölf Bronzeskulpturen und 40 Zeichnungen aus 20 Jahren zu sehen. Die Ausstellung geht bis zum 20. Januar.

        quelle http://www.welt.de/wams_print/articl..._Schnheit.html

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          #19
          Das berühmteste Konzert der Swing-Ära

          Vor 70 Jahren spielt Benny Goodman als erster Jazzmusiker in der New Yorker Carnegie Hall
          Von Günther Huesmann

          Es war ein eisig-kalter Sonntagabend. Draußen vor der Carnegie Hall bildeten sich lange Warteschlangen, obwohl die Veranstaltung schon seit Wochen ausverkauft war. Einen Höhepunkt in der Karriere des Klarinettisten und Big-Band-Leiters Benny Goodman markiert das Konzert, das er 1938 in der Carnegie Hall gab. Heute vor 70 Jahren zog der Jazz in den New Yorker Tempel der klassischen Musik ein.

          Das erste Konzert in der Carnegie Hall war einer der großen Momente in meinem Leben. Wir wussten nicht, was passieren würde, wie wir klingen würden und was das Publikum von uns denken würde. Bis wir da waren, wussten wir noch nicht mal, wie viele Leute kommen würden. Also gingen wir einfach raus und spielten.

          Es gab keinen Ansager. Mit dem Heben und Senken der Klarinette gab Benny Goodman den Auftakt zum wohl berühmtesten Konzert der Swing-Ära. Zwar waren die Sounds des Jazz in den 1930er Jahren schon überall zu hören. Aber fast ausschließlich in Vergnügungsstätten, Tanzpalästen und Bars. Dass auf der ehrwürdigen Bühne der Carnegie Hall spontan improvisiert wurde, war eine absolute Neuheit. Und damals ein so unkalkulierbares Risiko, dass die Veranstalter im Programmheft den Satz druckten:

          Das Publikum wird gebeten, sich auf die Jamsession in einem Geist der Experimentierfreude einzulassen.

          Das Carnegie-Hall-Konzert markiert einen Höhepunkt in Benny Goodmans Karriere. 1909 in Chicago als Sohn mittelloser russischer Einwanderer geboren, begann er im Alter von elf Jahren Klarinette zu spielen. Er wuchs mit den Klängen des Chicago Jazz auf, wurde ein technisch exzellenter Studiomusiker.

          Der Tagesgeschmack schrieb zuckrige Balladen, Walzer und Schlager vor. Doch Goodman interessierte sich für die vitalen Big-Band-Sounds des Jazz. 1935 erlebte er im Palomar Ballroom in Los Angeles den Durchbruch. Fortan machte er ein Massenpublikum mit den Klängen der afroamerikanischen Musik vertraut. Der "King of Swing", wie er nun genannt wurde, avancierte zu einer amerikanischen Kultur-Ikone, die für die Verbreitung populärer Musik eine ähnliche Bedeutung hatte wie Elvis Presley 20 Jahre später.

          Nur die Musiker fürchteten Goodman. Er war ein fanatischer Perfektionist. Seine galligen Kommentare und sein eisig-indignierter Blick - den die Spieler, "the Ray", "der Strahl" nannten - waren legendär. Der Pianist Jess Stacy erinnerte sich:

          Benny war ein furchtbarer Bandleader - wenn ich etwas Mumm in den Knochen gehabt hätte, dann hätte ich wahrscheinlich mit dem Klavier nach ihm geworfen!

          Am 16. Januar 1938 war das nicht nötig. Damals war der Chef in bester Laune. Neben seinem kompletten Orchester stellte Benny Goodman zwei kleine Gruppen vor. Das Trio mit dem Pianisten Teddy Wilson und Gene Krupa am Schlagzeug, und das durch Lionel Hampton am Vibraphon erweiterte Quartett. Und hier - mit seinen small groups - setzte er die wahrhaft innovativen Akzente, weit mehr als mit seiner Big-Band.

          Benny Goodman war der erste Jazzmusiker, der mit seinen kleinen Bands souverän über alle Rassenschranken hinwegspielte. Dass Musiker verschiedener Hautfarbe in der Carnegie Hall gemeinsam musizierten, war in den damals von Rassentrennung geprägten USA ein wichtiges Signal. Mit seinem Erfolg in dem New Yorker Kulturheiligtum lieferte Goodman einen Grundstein für die Anerkennung des Jazz als Kunstform.

          Fast jedoch hätte dieses Konzert nie den Weg auf Schallplatte gefunden:

          Wir wussten damals nicht, dass das Konzert mitgeschnitten wurde. Wir fanden das erst später heraus. Es wurden zwei Kopien gemacht. Eine für mich und eine für die Library of Congress. Ich hatte meine Kopie so sorgfältig weggepackt, dass ich sie völlig vergaß. Erst zwölf Jahre später entdeckte eine meiner Töchter sie in einem Schrank.

          quelle http://www.dradio.de/dkultur/sendung...rblatt/722065/

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            #20
            Harburg Hier kommen Schallplattenfreunde auf ihre Kosten

            Thomas Krüss liebt schwarze Scheiben

            Bei "Lost & Found" in der Hastedtstraße gibt es die Musik der 60er- und 70er-Jahre auf den original Langspielplatten aus Vinyl.
            "Nein, die Top Five gibt es bei mir nicht. Wer danach fragt, der ist hier falsch gelandet." Thomas Krüss (54) hat sich in seinem An- und Verkaufsladen "Lost & Found" in der Harburger Hastedtstraße 11 auf Schallplatten von Musikern und Bands spezialisiert, die vor vielen Jahren die Konzertsäle füllten oder um die Plätze in den Charts rangen. Die Schallplatten, die der Neffe des bekannten Kinder- und Jugendbuchautors James Krüss als Langspielplatte (LP) oder Single verkauft, sind Raritäten und im normalen Handel nicht mehr erhältlich. Da Plattenspieler wieder stark im Kommen sind und die schwarzen Scheiben aus Vinyl ein wahres Comeback erleben, kommt somit jetzt verstärkt die jüngere Generation zu Thomas Krüss und fragt nach alten Titeln. Er kann ihnen eine ganze Menge über die Bands und ihre Musik erzählen. Schließlich erlebte er viele der Legenden von damals live auf der Bühne. Er war bei Janis Joplin, den Beatles und den Doors. Nicht zu vergessen Jimi Hendrix, den er viermal auf der Bühne erlebte. "Dafür bin ich heute noch sehr dankbar", sagt er.
            Wer bei "Lost & Found" auf die Suche geht, wird bestimmt fündig. Unter den rund 4000 Titeln - einige CDs und rund 400 Singles gehören dazu - hält Thomas Krüss für Liebhaber musikalischer Raritäten oft einen Schatz bereit, nach dem der schon lange auf der Suche war. Den Schwerpunkt seiner Sammlung legte er auf die Musik der 60er- und 70er- Jahre. Dazu gehören Sam Cook mit einer LP von 1959 und die Country-Rock-Band "Poco" von 1969 genauso wie die Musik der Metal Band "Manowar" aus den 80er-Jahren oder der Punk Band "Stiff Little Fingers". Golden Earrings, The Doors, Van Morrison und viele Interpreten mehr aus den Bereichen Folk, Rock, Pop, Reggae, Jazz und Klassik finden sich hier in Kisten alphabetisch sortiert.

            Beim Betrachten der LPs macht Thomas Krüss stets eine Reise in die eigene Vergangenheit. Überwiegend in England aufgewachsen, "begleiten mich Musik und Literatur seit meiner Teenagerzeit", sagt der studierte Literaturwissenschaftler, "es hat mich gepackt wie einen Virus. Die Idee, einen Second-Hand-Laden aufzumachen, um gerade Musik für die folgenden Generationen zu erhalten, war mein größter Wunsch." Den erfüllte er sich schon mit 18 Jahren in England. Später eröffnete er seinen Laden in der Harburger Rathauspassage, und seit sieben Jahren verkauft er in der Hastedtstraße.

            Langjährige Erfahrungen aus seiner Tätigkeit in einem großen Schallplattenkonzern bringt Thomas Krüss mit in den Job, den er nunmehr aus "Liebhaberei und mit viel Herzblut" betreibt. "Der Laden ist wie mein zweites Wohnzimmer." Hier handelt er mit Schallplatten nach der Faustregel "je älter, desto teurer. Manchmal muss ich die Kunden enttäuschen, wenn sie mir Platten als ,Goldstück' anbieten, die jedoch leider nichts wert für den Wiederverkauf sind. Auf jeden Fall muss ich sie sehen, um die Qualität bewerten zu können."

            Von einer LP aus seiner Sammlung weiß er mit Sicherheit, dass sie großen Wert hat: ",Maria Callas sings Verdi in La Scala'. Sie sieht aus wie neu und wird die Nadel des Plattenspielers auch nach 50 Jahren wohl mit keinem einzigen Kratzer überstrapazieren." Schallplatten von früher kann man bei Thomas Krüss (040/45 03 62 76) jeweils Dienstag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und sonnabends von 11.30 bis 13.30 Uhr finden und kaufen.

            quelle http://www.abendblatt.de/daten/2008/01/19/838826.html

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              #21
              Wirbelsturm des Klanges

              Die Musik ist viel mehr als ein Milliardengeschäft – sie ist ein Kraftquell für den Freiheitskampf

              In den USA und rund um den Globus nehmen wir Musik heute in erster Linie als ein Milliardengeschäft wahr. Aber Musik kann mehr sein als die unendliche Klangcollage, die Tag für Tag aus unseren Radios schallt. Die Art und Weise, wie ein Mensch auf die Welt schaut, kann durch Musik verändert werden, sie kann sogar sein ganzes Leben in neue Bahnen lenken. Allerdings muß es Musik sein, die etwas bewirkt, die einen Ton in demjenigen zum Schwingen bringt, der sie hört oder fühlt. Um eine solche Musik handelt es sich bei der, die unter afroamerikanischen Hörern seit Generationen als »klassisch« angesehen wird: Jazz.

              Im Besonderen trifft das auf das Schaffen des 1987 im Alter von 59 Jahren verstorbenen Saxophonisten John Coltrane zu, einem Avantgardisten unter den Jazzmusikern und Anhänger des Free Jazz. In den 1950er Jahren war Coltrane ein Star, ein herausragender Solist des Miles-Davis-Quintetts. Später leitete er selbst verschiedene Bands, und seine Musik bewegte Millionen – bis heute, über zwei Jahrzehnte nach seinem Tod.

              In San Francisco steht eine Kirche, die schon im frühen 20. Jahrhundert Sammlungsort der schwarzen nationalistischen Bewegung Marcus Garveys war. Heute heißt sie St. John Coltrane Orthodox Church, und von überall her auf der Welt kommen Pilger wie auf einer Wallfahrt und besuchen diese Kirche. Erzbischof Franzo Wayne King residiert hier, und er hat Coltrane zu einem Heiligen der afrikanisch-orthodoxen Kirchenzeremonie erklärt. Kings Wertschätzung gegenüber Coltrane zeigt sich nicht nur in seinen wortgewaltigen Predigten, sondern auch, wenn er mit seinem eigenen Saxophon das Kirchenschiff in Schwingungen versetzt und dem seligen Jazzer seine Ehrerbietung erweist. King erklärte jüngst in einem Interview, er habe 1966 mit seiner Freundin Marina in der Kneipe »The Jazz Workshop« in San Francisco in der ersten Reihe gesessen und Coltrane das erste Mal live erlebt. Was sie da hörten, hätte sie buchstäblich vom Stuhl geblasen. King nannte dieses Erlebnis später seine »Klangtaufe«.

              Der afroamerikanische Revolutionär und spätere Gelehrte Muhammad Ahmad, der Mitglied des Student Nonviolant Coordinating Committee (SNCC), des Revolutionary Action Movement (RAM) und anderer Organisationen war, beschrieb in seiner 2007 erschienenen Autobiographie »We Will Return in the Whirlwind: Black Radical Organizations 1960–75« (Wir werden in einem Wirbelsturm zurückkehren: schwarze radikale Organisationen 1960–75), daß ihn die Musik offen gemacht habe für politische Ideen und Möglichkeiten: »Max Roach und Abbey Lincoln spielten auf dem Nationalkonvent der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) in Philadelphia zum ersten Mal ihre ›Freedom-Now‹-Suite. Ich bin mit Jazz aufgewachsen und habe als Schüler zu Coltranes ›Giant Steps‹ meine Hausaufgaben gemacht. Ich habe dem Newport-Jazz-Festival beigewohnt und war ein begeisterter Fan von Miles Davis und Cannonball Adderly. Aber in Philadelphia hörte ich zum ersten Mal Musik, die sich direkt mit einer Botschaft an meine Generation richtete. Die ›Freedom-Now‹-Suite sprengte augenblicklich mein politisch-kulturelles Bewußtsein.«

              Ahmad beschreibt, welche machtvolle soziale Kraft Musik damals entfaltete, wie sie neue Perspektiven für den Blick auf die Welt eröffnete und neue Wege aufzeigte, die Welt zu begreifen und in ihr zu leben.

              Musik ist mehr als die Ware, als die wir sie heute in der Regel erleben. Der Free Jazz damaliger Jahre stand als schlichtes Symbol für Freiheit, für ein Ausbrechen aus den Zwängen der Vergangenheit. Diese machtvolle Wirkung der Musik müssen wir uns zurückerobern. Wir müssen sie wieder zu einer Ressource für uns machen – zu einem Kraftquell in unserem Kampf um die Freiheit. Denn frei sind wir immer noch nicht.

              quelle http://www.jungewelt.de/2008/01-19/033.php

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                #22
                Geschichten in Wort und Klang

                Der deutsche Free-Jazz-Veteran und Schlagzeuger Günter "Baby" Sommer im Gespräch
                Wien – Den juvenilen Kosenamen wird er auch auf seine alten Tage nicht mehr los. Und an sich will er das auch gar nicht. Denn dass Günter Sommer (64), einst zu Günter "Baby" Sommer mutierte, das war schon damals signifikant für einen Musiker, der "anders" war. "Was machst du da für einen Quatsch? Willst du alles wieder neu erfinden wie Baby Dodds?", habe ihn Trompeter Klaus Lenz in Anspielung auf den legendären New-Orleans-Schlagzeuger gefragt. Eine Unmutsäußerung, die in Sommers Ohren wie ein Kompliment klang. Denn in den späten 60ern war auch im Spiel des Dresdner Schlagzeugers, der zuvor u.a. Max Roach "wie ein Dieb" kopiert hatte, eine eigene Spielweise, abseits der US-Vorbilder, in Entwicklung begriffen. Sommer sollte seinen Beitrag zu jener oft mit Hanns Eisler assoziierten, sich durch eklektische Nonchalance und kammermusikalische Klarheit auszeichnende Variante freier Musik leisten, die als spezifisch "ostdeutsch" bezeichnet wurde.
                "Dass die ostdeutschen Musiker anders klangen, das hat auch damit zu tun, dass wir weniger die Furcht hatten, die Vergangenheit zu integrieren. Für uns waren Volksmusik oder preußische Märsche nicht tabu. Für uns war es nie ein Problem, einen Dreiklang zu spielen."

                Dennoch, so erzählt er, der ab 1972 dem Quartett Synopsis angehörte, der Paradeformation des DDR-Free-Jazz, die sich 1984 unter dem auf das allbeherrschende Zentralkomitee der KP anspielenden Namen "Zentralquartett" reuniierte, wäre die Musik untrennbar mit einer widerständischen Haltung verknüpft – und gerade deshalb erfolgreich gewesen. "Bei uns kamen nicht Intellektuelle und Studenten zu den Konzerten, sondern die Arbeiter- und Bauernjugend. Jene, die die Energie von Rock und Blues suchten, die aber nie die Rolling Stones zu sehen bekamen– sie liefen uns voll in die Arme. Da war es nun einmal der Free Jazz, der diese Kraft zum Anderssein vermittelte."

                Nach der Wende 1989 seien "diese politischen Aspekte raus und unsere Musik mit in die allgemeine Kultur- und Musikszene eingegangen", so Sommer. Dass er sich als Relikt sehen würde, dafür ist seine Klangkunst indessen noch immer zu spannend, zu vital. Sein Konzert im Rahmen des in Porgy&Bess und Alter Schmiede anberaumten Festivals Hummin’ & Drummin’ beglückte durch distinkte Einheiten polychromer Schlagzeugmusik:

                Die Musik-Logik

                Etwa in Gestalt einer von melodischer Sensibilität und rhythmischer Pattern-Logik geprägten Hommage an Bebop-Meister Max Roach. Oder einer gleichsam impressionistischen, an Becken, Gongs und Hang klanggemalten Imagination eines nächtlichen Sternenhimmels. Er habe sich schon früh weniger als Schlagzeuger denn als Musiker gefühlt, so Sommer. Als Musiker, der den Dialog sucht.

                Aktuell etwa mit Trompeter Wadada Leo Smith (Wisdom in Time, Extraplatte). Wie auch mit einem Virtuosen des Worts: "Günter Grass sagt: ,Ich kann jede Seite meiner Bücher lesen, aber was dich musikalisch interessiert, weißt nur du.‘ So arbeite ich seine Bücher durch, breche sie auf 15Seiten Manuskriptfassung runter, gehe mit einem Konzeptvorschlag zu ihm, und wir ergänzen, arbeiten es aus", so Sommer über die seit 1985 andauernde Kooperation. Wer jene Wort- und Klangketten etwa in den Hörbuch-Fassungen von "Ein weites Feld", "Da sagte der Butt" oder "Mein Jahrhundert" (alle: Steidl) hört, der vernimmt eine in ihrer Intensität und überraschungsreichen Prägnanz schlicht faszinierendes kontrapunktisches Ineinanderwirken von semantischer und akustischer Ebene. "Ich konterkariere manche Dinge, ich unterstütze andere, ich führe fort, führe zurück. Grass ist ein großartiger Sprecher, rhythmisch und dramaturgisch höchst spannend.

                quelle http://derstandard.at/?url=/?id=3191587

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                  #23
                  Europäischer Jazz mit schlanken Blue Notes

                  Ulm. Sein Instrumentarium klingt wie die Königin der Instrumente: raumfüllend, samtig und orchestral. Und ein brillanter Improvisationskünstler ist der Kärntner Akkordeonist und Bandoneonspieler Klaus Paier allemal, der mit seinem Trio beim Verein für moderne Musik im Stadthaus die "Szene Österreich" auftaktete.
                  Eine klangvolle Sehnsuchtsmelodie durchzieht den gut besetzten Stadthaus-Saal. Klaus Paier sinnt mit geschlossenen Augen den Tongirlanden nach, scheint den Echos voraus- zuhorchen, die die vorderen Reihen nicht erhaschen. Das balladenhafte Vorspiel wird jetzt von Kontrabassist Stefan Gferrer und Drummer Roman Werni aufgegriffen und ins drivige Triospiel umgemünzt. Wenig später blitzt jazzrockartiger Groove auf, dessen wohlkonstruierte Erkennungs-Cluster der solistischen Spielwiese fanfarenartige Schübe verleiht.

                  Was die nicht noch alles drauf haben - außer einem blitzsauberen Spiel-Verständnis als europäische Trioformation: Musette, Tango und diese schimmernden Facetten europäischer Volksmusik, die europäische Jazzer so gerne beackern. Da wird nicht experimentiert, geschweige denn disharmoniert. Schlank sind die Blue Notes. Spätromantische und impressionistische Klangwelten orchestraler Provenienz verschmelzen mit dem südamerikanisch flutschenden Erbe Dino Saluzzis oder Astor Piazzolas.

                  Paiers Live CD wurde 2004 zum "Amadeus Award" nominiert. Seine neue Solo CD "Vibrations" zeigt auch Glut beim "Tango for Astor" für vier Akkordeone. Übrigens: Die Gattung des Soloinstrumentes des Abends wurde vor gut 180 Jahren in Wien entwickelt.

                  "Szene Österreich": Am Samstag, 29. März, schneidet der Bayerische Rundfunk das Konzert des oberösterreichischen Saxofonisten Gerald Preinfalk im Stadthaus ab 20 Uhr mit. Sein Trio komplettieren der Linzer Pianist Christoph Cech und der norwegische Bassist Per Mathisen.

                  Seinen Radio-Live-Mitschnitt vom Konzert der Mark Feldman Group vom vergangenen Oktober sendet "Bayern 4" am Freitag, 15. Februar in der Zeit ab 23.05 Uhr.

                  quelle http://www.augsburger-allgemeine.de/...geid,4498.html

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                    #24
                    Zeitreise zu den Wurzeln des Jazz

                    Nghidipo Nangolo drehte einen Dokumentarfilm über die goldenen Zeiten des Township-Jazz

                    In seinem Dokumentarfilm „Skymaster - Township Jazz from The Old Location“ lässt der Windhoeker Filmemacher Nghidipo Nangolo die Ära des Township-Jazz lebendig werden. Vier Jahre hat die Produktion des Films gedauert und führte sechs alte Menschen aus Katutura zurück zu ihren musikalischen Wurzeln. Am vergangenen Samstag stellte Nangolo seinen Film im Warehouse Theatre der Öffentlichkeit vor.
                    Katutura, 2001: Erste Begegnung mit der Vergangenheit. Nghidipo Nangolo steht vor einer Haustür, klingelt, wartet auf Antwort. Er weiß, wer in diesem Haus wohnt – Nachbarn haben ihm den Weg gezeigt: Es ist Frederik Kamburutue, ein Mann von dem der 33-Jährige zwar viel gehört hat - gesehen hat er ihn bislang nicht. Hinter der Tür bellt ein Hund, Nangolo macht ein paar Schritte zurück. „Frederik“, ruft er, „Frederik, komm mal raus ...!“

                    So (oder zumindest so ähnlich) wird es sich abgespielt haben, als Nghidipo Nangolo die „Original Jazz Masters“ zusammenbrachte - eine Band, deren Geschichte bis tief in die 50-er zurückreicht. „Frederik war der Erste“, erinnert sich der Filmproduzent bei einer Tasse Kaffee im Windhoeker Zoo-Cafe. „Er war der Schlüssel, der mich zu den anderen führte. Sein Saxophon lag irgendwo im Schrank, ein uraltes Ding. Gespielt hatte er schon seit Ewigkeiten nicht mehr.“

                    Ein bisschen erinnert Nangolos Geschichte an das Hollywood-Märchen von den „Blues Brothers“, an die späte Wiedergeburt des „Buena Vista Social Club“ auf Kuba: Bei seinen Recherchen – damals arbeitete er noch bei der NBC – stößt der dreifache Familienvater auf die Spuren des Township-Jazz, einer Musik, an die sich heute kaum noch jemand erinnert. „In meiner Freizeit“, sagt er, „ging ich oft ins Nationalarchiv und sammelte Material über die Menschen der Region. Als ich die ganzen Fotos dann irgendwann sichtete, fiel es mir auf: Ich hatte eine Menge Bilder, die Menschen mit Musik-Instrumenten zeigen ...“

                    Das war der Anfang, Nangolo entwickelte eine Vision: Er würde die alten Jazz-Größen zusammentrommeln (sofern sie denn überhaupt noch lebten), würde einen Dokumentarfilm produzieren und ihre Musik in einem Tonstudio festhalten. Irgendwann, zwischen den 50er und 70er Jahren, hatten diese Menschen in den Windhoeker Townships für Stimmung gesorgt, hatten die Nachtschwärmer in Absteigen und Ballrooms zum Tanzen gebracht.
                    Aber was war nach all den Jahren aus ihnen geworden? Obwohl Nangolo selbst in Katutura lebt, hatte er nie von ihnen gehört. „Monatelang ging ich von Tür zu Tür, führte Interviews und zeigte den alten Leuten meine Fotos. Einige erkannten irgendjemanden und erklärten mir dann, wo er wohnt.“

                    Frederik war der Erste, den er aufstöberte. Andere folgten. Irgendwann stellte Nangolo fest, dass er „eine Band zusammen“ hatte – sechs Musiker, die seit Jahrzehnten nicht mehr gemeinsam auf der Bühne gestanden hatten: Der Bassist Andreas „Kuta“ Kavandje, der Gitarrist Mannetjie „Manoks“ Shivute, Stephanus „Kookwater“ /Hoebeb am Tenor-Saxophon, der Schlagzeuger Reinhardt „Toto“ Muinjo und Joseph „Gorab“ Hoeseb am Akkordeon. „Diese alten Leute waren verantwortungsvolle Familienmenschen“, sagt er, „aber ein bisschen gelangweilt waren sie schon. Sie waren längst in Rente und wussten nicht so recht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollten.“

                    Nangolo kaufte Musikinstrumente, die alten waren nicht mehr zu gebrauchen. Etwa 60.000 Dollar legte er dafür auf den Tisch - aus eigener Kasse. Dann begannen die Proben im Windhoeker Nationaltheater. „Ich wollte sie ein bisschen testen, bevor wir ins Studio gingen.“ Die erste Woche sei frustrierend gewesen, die alten Jazzgrößen hatten offenbar Schwierigkeiten, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Oder hatte Nangolo auf das falsche Pferd gesetzt? Hatte er sich zuviel von den alten Herren versprochen? Zweifel beschlichen den Produzenten, der auf dem besten Weg war, seine finanzielle Sicherheit für das ehrgeizige Doppel-Projekt zu zerstören. „Erst in der zweiten Woche klappte es“, sagt er. „Da habe ich mir dann irgendwann gesagt: Ja, du hast die richtigen Leute gefunden.“

                    Zwei Township-Jazz-CDs entstanden unter dem Label seiner eigenen Produktionsfirma „Third Eye Film and Audio“; auch der Dokumentarfilm nahm Formen an. Obwohl Nangolo die „Original Jazz Masters“ um sich geschart hatte, beschloss er, einen anderen in den Mittelpunkt zu stellen – einen Musiker, von dem die Zeitzeugen mit Ehrfurcht sprachen: Den ehemaligen Goldminen-Arbeiter, Polizisten, Journalisten und Saxophonisten Johannes Andreas Mureko, genannt „Skymaster“. „Viele sagten mir, dass Mureko ihr Lehrer war, dass Skymaster sie zur Musik gebracht habe.“ So ist Nangolos Dokumentarfilm auch eine Reminiszenz an diesen Mann, huldigt einem Künstler, der die Township-Musikszene zwanzig Jahre lang geprägt hat: In vielen Interviews, nachgestellten Szenen (Panduleni Hailundu spielt Johannes Mureko) und vergilbten Originalaufnahmen aus längst vergangenen Tagen wird der Township-Jazz lebendig, bekommt der Zuschauer eine Vorstellung vom nächtlichen Treiben in den „Shabeens“.

                    Am vergangenen Samstag präsentierte Nghidipo Nangolo seinen Film im Warehouse Theatre, gefolgt von einem Auftritt der „Original Jazz Masters“. Etwa N$ 174.000 hat er in das Filmprojekt investiert – zuzüglich der Kosten für das Equipment. „Wenn du ein namibischer Film-Produzent bist“, sagt er, „dann ist da niemand, der dir hilft.“ Zwar gebe es die namibische Film-Kommission, aber die habe sich andere Aufgaben auf die Fahnen geschrieben: „Die Leute von der Kommission sorgen dafür, dass amerikanische oder europäische Produktionsfirmen in Namibia drehen“, glaubt Nangolo. „Mit der Förderung lokaler Filmemacher hat das nichts zu tun.“

                    Die Zukunft erwartet der Windhoeker mit gemischten Gefühlen: Einerseits hat er seinen Film beim „Wild Cinema Film Festival“ eingereicht, plant die Produktion einer dritten CD und denkt sogar darüber nach, einen zweiten Film über den Township-Jazz zu drehen – einen „richtigen“, mit Drehbuch und vielen verschiedenen Schauspielern. Andererseits vergeht die Zeit, und die Jazz-Masters werden nicht jünger: „Ich fürchte“, sagt er, „dass ich sie irgendwann einmal verlieren könnte.“

                    quelle http://www.az.com.na/kultur/zeitreis...jazz.62336.php

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                      #25
                      Jazz-Legende Pharoah Sanders

                      BIO -- Pharoah Sanders
                      Geboren 1940 in Little Rock, Arkansas, als Ferell Sanders. „Pharoah“ nannte ihn Sun Ra, bei dem er Anfang der 1960er in New York auftrat. Ab 1964 spielte er mit John Coltrane. 1969 erschien „Karma“ mit dem Hymnus „The Creator Has A Master Plan“.

                      Mit der „Presse“ sprach er u.a. über die Sitar und John Coltrane, mit dem er ab 1964 gemeinsam spielte. Den Namen verdankt er Sun Ra, bei dem er Anfang der 1960er in New York auftrat.
                      Im zarten Alter von 25 Jahren erfuhr Pharoah Sanders, heute 67, die höchste Heiligung, die der Jazz in den Sechzigerjahren bieten konnte: Der große John Coltrane (1926 bis 1967) nahm ihn in seine Band auf und prägte ihn mit seinem Konzept eines spirituellen Free Jazz für immer. Heute will Sanders im Interview keinesfalls auf den alten Mentor angesprochen werden – und er schreckt auch nicht davor zurück, den Fragenzettel des Journalisten aufs Reizwort „Coltrane“ durchzuschauen.
                      Aber dann bricht er selbst die Regel und erzählt eine Anekdote, die freilich demonstriert, wie früh er seinen Eigensinn entwickelte. Ob er denn – wie einst Earl Bostic – ein F auf dem Tenorsaxofon spielen könne, fragte Coltrane. „Ja“, antwortete Sanders, „aber nur, wenn ich mein linkes Bein dabei hebe – und das will ich nicht!“

                      Politik? Keine Zeit

                      Ab 1966 durfte Sanders auf dem gleichen Label wie sein Lehrherr veröffentlichen: Auf „Impulse“ erschienen legendäre Alben wie „Tauhid“, „Karma“ und „Thembi“. Sie bergen einen wunderbaren Klangkosmos, schönste Melodien wie losgelöstes Freitönen. Erstaunlicherweise ist Sanders heute mit dem Sound seiner berühmtesten Platten unzufrieden. Er zieht das Klangbild seiner Achtzigerjahre-Aufnahmen vor: „Mir war es immer wichtig, einen Klang zu entwickeln, der an eine Sitar erinnert. Dem nachzusinnen, ist meine ewige Herausforderung. Unzufriedenheit hält mich am Suchen.“

                      Die Sechzigerjahre waren die Ära, in der Jazz politisch wurde. Etwa in Gestalt von Archie Shepp, dem Zornigsten aus der Coltrane-Schule, der unverblümt politisch agitierte. Und Sanders? „Ach, wissen Sie, ich war immer so damit beschäftigt, das richtige Mundstück zu finden, da konnte ich mich nie auf diese Veränderungen in der Gesellschaft einlassen...“

                      Das Saxofonspielen ist ihm immer noch die beste Meditation, mit deren Hilfe er sich aus den heute wieder enger gestrickten Erwerbszusammenhängen befreit. Wie eine reinigende Explosion muteten die ersten Töne an, die Sanders ins volle Wiener Porgy & Bess pustete. Es war das durch Coltrane unsterblich gewordene „My Favourite Things“, das Sanders da durch sein Horn quetschte und verheerte, zuweilen auch innehielt und die wertvolle Melodie herzte. Kurzweilige 40 Minuten lang. Da bekamen selbst profan ausgerichtete Hörer eine Ahnung davon, was Transzendenz ist.

                      Wohin Sanders' Bewusstsein während des Spiels wandert, weiß er selber nicht. „I was in another place“, pflegt er über diesen Zustand der Entrückung zu berichten. Insistiert man, bekennt er Erstaunliches: „In den Sechzigerjahren nahm ich ein einziges Mal LSD. Diese Erfahrung veränderte meine Art, Saxofon zu spielen, für immer. Eigentlich sehe ich das Saxofon seit damals nicht mehr nur als Musikinstrument. Es ist vielmehr eine Brücke zu neuen Erfahrungen.“

                      Diese will er in aller gebotenen Vielfalt mit seinen Fans teilen. Neben der Coltrane-Ballade „Say It (Over And Over Again)“ hörte man späte Echos seiner Verehrung für obskure Blueser wie CeDell Davis. Die größte Überraschung war, dass der oft so grimmig blickende Musiker auch tanzen kann: Mit dem afrikanischen „Nigerian Juju Hilife“ bekannte er sich zu überschäumender Lebensfreude. Danach ging die rasante Version von „Giant Steps“ wie Öl runter, konnte man auch ein so nachdenkliches Stück wie „Save Our Children“ richtig würdigen. Das beseelte „The Creator Has A Masterplan“ steigerte die Begeisterung noch. Absolutes Highlight aber war das hymnische „You've Got To Have Freedom“, bei dem Sanders' Saxofon jugendlich glühte. Wie seine Augen. Ein großer Abend.

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                        #26
                        Der Gitarrist Pat Metheny im Gespräch über seine Musik und sein neues Album,


                        Pat Metheny sieht mit 53 Jahren noch aus, als wäre er eben erst jenem klapprigen Band-Bus entstiegen, mit dem er in den siebziger Jahren durch Amerika zog. Claus Lochbihler unterhielt sich mit dem bedeutenden Jazzgitarristen über sein neues Trio-Album, seine Leidenschaft für das Schlagzeug und die Qualen, die ihm das Anhören eigener Aufnahmen bereitet.


                        Dreissig Jahre ist es her, dass Sie ein Jahr lang mit einem Band-Bus durch die USA zogen. Welchen Anteil hatten solche Tourneen an Ihrem Erfolg?
                        Pat Metheny: Der Erfolg der Pat Metheny Group und meiner anderen Projekte beruhte zu 97 Prozent auf solchen Tourneen. So haben wir uns über Jahrzehnte ein grosses Publikum erspielt. Ich toure noch heute sehr viel, obwohl ich mittlerweile eine Familie habe. Ich glaube, dass kein anderer jemals so viel und so lange auf Tour war wie wir in den siebziger und achtziger Jahren.


                        Bob Dylan vielleicht?
                        Nicht mal der. Jedenfalls nicht über einen so langen Zeitraum wie wir. In unserem Band-Bus haben wir 1978 in den USA 165 000 Meilen zurückgelegt. Und beinahe jeden Tag ein Konzert gegeben. Natürlich wussten wir damals nicht, dass wir damit die Grundlage für unseren heutigen Erfolg legten. Wir wollten einfach nur spielen – so viel wie möglich.

                        Das neue Album, «Day Trip», ist Ihr sechstes in Trio-Besetzung. Was reizt Sie an dieser Besetzung?
                        Ich glaube, für jeden improvisierenden Musiker hat das Trio etwas grenzenlos Anziehendes. Im Trio zu spielen – das ist jedes Mal von neuem ein riesiges weisses Blatt Papier, das es zu füllen gilt.

                        Als Sie 1976 «Bright Size Life» – ihr erstes Album – herausbrachten, konnte man die wichtigen Trio-Einspielungen von Gitarristen an den Händen abzählen. War das ein zusätzlicher Ansporn?
                        Gewiss. Das Trio war für die Gitarre damals so etwas wie ein neu zu entdeckendes Territorium. Für Gitarristen gibt es – im Unterschied zu den Pianisten – noch immer keine ehrfurchtgebietenden Trio-Aufnahmen, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Hinzu kommt, dass Gitarren-Trios sehr unterschiedlich klingen können. Einmal funktionieren sie wie ein Klavier-Trio, dann wieder wie ein Saxofonist mit Rhythmusgruppe. Und manchmal wie eine Rock'n'Roll-Band.

                        Sie haben einmal gesagt, jede gute Band habe eine musikalisch-rhythmische DNA. Wie würden Sie diese im Falle Ihres Trios mit Christian McBride und Antonio Sanchez beschreiben?
                        Das Unverwechselbare an unserem Zusammenspiel sind die aggressiven, sehr schnellen Grooves mit einem abstrahierten Latin-Feeling im Hintergrund. Ausserdem kann diese Band fast unmerklich zwischen Jazz und rockigeren Rhythmen wechseln. Ich glaube, dass ich noch nie mit so unglaublich talentierten Musikern gespielt habe. Das sind zwei Virtuosen, wie es sie auch im Jazz nur ganz selten gibt. Wenn Christian McBride einmal ausfallen sollte, müssten wir ein Konzert absagen, weil er auf dem Kontrabass Dinge spielt, die kein anderer draufhat.

                        Und Antonio Sanchez?
                        Mit ihm arbeite ich seit sieben Jahren zusammen. In dieser Zeit haben wir rund tausend Konzerte gegeben. Ich warte immer noch auf den Tag, an dem er mal Mist baut. Dabei spielt Antonio Sanchez die schwierigsten Patterns, die ich je von einem Schlagzeuger gehört habe.

                        Ob Sie in Form seien oder nicht, hänge vom Schlagzeuger ab, haben Sie einmal gesagt. Diesmal kam es also auf Antonio Sanchez an?
                        Aus Rücksicht auf Christian McBride würde ich gerne sagen: Nein. Aber es geht tatsächlich immer um den Drummer. Besonders im Trio. Schon deshalb, weil der Schlagzeuger in jeder Besetzung den grössten Lärm macht. Vom Schlagzeug geht die Dynamik einer Band aus. Es definiert, was in einer bestimmten musikalischen Konstellation leise oder laut ist. Ganz sicher würde mir da Christian McBride zustimmen. Er würde sagen, dass es auch für ihn und sein Bass-Spiel in erster Linie auf den Schlagzeuger ankommt – und nicht etwa auf den Gitarristen. Letztlich geht es in jeder Band immer nur ums Schlagzeug. Wenn der Schlagzeuger gut klingt, klingen alle gut. Und wenn er einen schlechten Tag erwischt, hilft leider alles nichts.

                        Halten Sie immer Ausschau nach dem neuesten Schlagzeuger?
                        Ich möchte immer wissen, wer die jungen, aufregenden Schlagzeuger sind. Ich bin fest davon überzeugt bin, dass die Musik unserer Zeit durch Drummer definiert wird. Vor allem im Jazz. Wenn ein neuer, grossartiger Schlagzeuger auftaucht, dann ist das jedes Mal die Geburt einer grossartigen Band. Nehmen wir zum Beispiel Billy Kilson. Ein unglaublicher Schlagzeuger. Nur wusste zunächst niemand, was man mit ihm anfangen sollte. Bis Dave Holland ihn entdeckte und eine Band um ihn herum baute.
                        Ist es dennoch so, dass für Pat Metheny jede noch so gute Besetzung eines Tages ihren Reiz verliert?
                        Manchmal gibt es Musiker, mit denen man länger zusammen spielt. Und eines Tages stellt man fest, dass es sich irgendwie erschöpft hat. Das kann sechs Monate dauern oder fünfzehn Jahre. Und dann gibt es eben Musiker, mit denen man nie an diesen Punkt gelangt. Der Vibrafonist Gary Burton zum Beispiel. Mit ihm zu spielen, ist für mich noch so aufregend wie in den siebziger Jahren.

                        Haben Sie das neue Album live eingespielt?
                        Wenn man ein Album wie «Day Trip» aufnimmt, möchte man dem Hörer Interpretationen präsentieren, bei denen einfach alles stimmt. Oft klappt das live. Man nimmt drei oder vier Versionen auf und stellt beglückt fest, dass beim zweiten Take alles wie am Schnürchen gelaufen ist. Sehr viel öfter ist es jedoch so, dass in einer Version die Melodie und in einer andern die Soli am schönsten klingen. Da wäre man ja dumm, wenn man diese beiden Takes nicht zu einer perfekten Version zusammenschneiden würde.

                        Was sagen Sie jemandem, der solche Edits ablehnt?
                        Edits gibt es im Jazz sehr viel länger, als Puristen meinen. Das gehört zur grossen Kunst des Jazzalbums, das wurde schon in den vierziger und fünfziger Jahren so gemacht.

                        Hören Sie sich Ihre älteren Platten noch an?
                        Da halte ich es so wie die meisten Jazzer: Lieber gehe ich zum Zahnarzt, als dass ich freiwillig eine meiner Platten höre. Im Ernst. Es kommt wirklich selten vor, dass ich mir meine Aufnahmen noch einmal anhöre. Mit einer Ausnahme: In dem Zeitraum, in dem ein Album zwar fertig abgemischt, aber noch nicht veröffentlicht worden ist, höre ich es wirklich rauf und runter. Vielleicht, weil die Musik in dieser Zeit wirklich nur mir und meinen Mitmusikern gehört. Das ändert sich schlagartig an dem Tag, an dem das Album veröffentlicht wird.

                        Und wenn Sie rein zufällig eine Ihrer Aufnahmen hören, im Radio zum Beispiel?
                        Dann kann es passieren, dass ich mich zunächst nicht erkenne. Meistens gefällt es mir dann ein paar kurze Momente lang. Aber sobald mir klar wird, dass ich das bin, tritt wieder dieser seltsame Mechanismus in Kraft: Dass ich lieber zum Zahnarzt ginge, als diese Aufnahmen hören zu müssen. Aber das müssen Sie sich von einem Psychologen erklären lassen.

                        Pat Metheny with Christian McBride & Antonio Sanchez: Day Trip (Nonsuch/Warner).

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                          #27
                          Grammy-Verleihung: Jazz schlägt Pop

                          Kanye West und Winehouse mussten sich geschlagen geben: Herbie Hancock mit "Bestem Album" geehrt. Obama gewinnt gegen Clinton und Carter.
                          ine kleine Sensation hat es zum Abschluss der diesjährigen Grammy-Verleihung am Sonntagabend in Los Angeles gegeben. Die prestigeträchtige Auszeichnung für das "beste Album des Jahres" nahm nicht einer der Pop-Favoriten, sondern der Jazz-Veteran Herbie Hancock mit heim. Hancock erhielt den Preis für seine Platte "River: The Joni Letters", ein Tribute an die kanadische Sängerin Joni Mitchell, und schlug damit die haushohen Favoriten, die britische Soulsängerin Amy Winehouse ("Back to Black") und den US-Rapper Kanye West ("Graduation") aus dem Feld.

                          Üblicherweise werden Pop- oder Rock-Musiker mit dem Grammy für das beste Album ausgezeichnet. "Ich möchte der Akademie danken, dass sie mutigerweise mit der Tradition gebrochen hat", sagte der Jazz-Pianist in seiner Dankesrede. Die Grammys wurden heuer zum 50. Mal vergeben, und so stand auch die Gala-Preisverleihung im Zeichen von Reminiszenzen an die Musikgeschichte. Besonders umjubelt wurde der Auftritt der Rock-Veteranin Tina Turner, die ein Duett mit der R'n'B-Sängerin Beyonce Knowles darbot.
                          Die Grammy-Präsidenten

                          Der US-Präsidentschaftsanwärter Barack Obama hat nicht nur auf der politischen Bühne, sondern auch im Showgeschäft Erfolg: Für die Hörbuchfassung seiner Version des amerikanischen Traums wurde der Demokrat am Sontag in Los Angeles mit einem Grammy ausgezeichnet. Die Audio-Version seines Buchs "The Audacity of Hope: Thoughts on Reclaiming the American Dream" (Titel der deutschen Ausgabe: "Hoffnung wagen - Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream") gewann in der Kategorie "Gesprochenes Wort". Damit stach der Senator von Illinois gleich zwei frühere US-Präsidenten aus, denn Bill Clinton, der Mann von Obamas parteiinterner Rivalin Hillary Clinton, und Jimmy Carter waren ebenfalls in dieser Kategorie nominiert.

                          Für Obama ist es bereits sein zweiter Grammy, seinen ersten hatte er 2005 für die Hörbuch-Fassung seiner Autobiographie "Dreams From My Father" ("Träume meines Vaters") erhalten. Am Samstag hatte Obama mit seinen Siegen bei den Vorwahlen in den Bundesstaaten Washington und Louisiana sowie bei der Wahlversammlung in Nebraska Grund zum Feiern.
                          Amy Winehouse gerührt und fassungslos über Ehrungen

                          Die britische Soulsängerin Amy Winehouse ist bei der Grammy-Verleihung vom Preissegen schier überwältigt worden. Als die drogenabhängige Musikerin nach mehreren Auszeichnungen auch noch für ihre Platte "Back To Black" die Auszeichnung als beste Aufnahme des Jahres bekam, verlor sie am Sonntagabend beinahe die Fassung. Trotz des Jubels im Publikum wandte sich die 24-Jährige mit zuckendem Gesicht ab und vergrub den Kopf erst an der Schulter eines Mitmusikers, später lehnte sie sich lange an die Mutter.

                          Winehouse nahm nicht persönlich an der Gala in Los Angeles teil, sondern wurde aus einem plüschig-roten Club in London live zugeschaltet. Von dort gab sie mit wächsernem Gesicht auch ihren Hit "Rehab" zum Besten - ihre trotzige Absage an eine Entziehungskur. Im wirklichen Leben ist sie derzeit allerdings nach zahlreichen Alkohol- und Drogeneskapaden in einer Entzugsklinik in Behandlung.

                          Winehouses Hit "Rehab" wurde bei der Gala zum "Song des Jahres" gekürt, sie erhielt zudem Trophäen als beste Nachwuchskünstlerin, beste Pop-Sängerin und für das beste Pop-Album.
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                            #28
                            Herbie Hancock

                            Aufruhr beiderseits des alten Grabens

                            Als Herbie Hancock bei der Grammy-Gala im Vorjahr zum Gesang von Christina Aguilera in die Tasten griff, fragte man sich bang, zu welchen Mitteln der große Pianist mit dem kleinen Hang zur Peinlichkeit noch greifen würde, um, wie er es nennt, den Jazz zu retten. Er denke „an die Zukunft der Musik, der Kultur, der Menschheit“, hat er später einem Journalisten zugerufen, der ihn fragte, ob man diese Musik heute denn nur noch verkaufen könne, wenn man sich mit Popstars zusammentut. Für Hancock ist es eine Sache auf Leben und Tod. Der Wahnsinn hat Methode, und die Methode hat Erfolg: In diesem Jahr wurde Herbie Hancocks jüngste Platte „River - The Joni Letters“ (Verve 744826, im Vertrieb von Universal) mit dem Grammy als bestes Album des Jahres ausgezeichnet.Für diese Hommage an die Liedermacherin Joni Mitchell hat der Altmeister ehrwürdige Weggefährten - den Saxophonisten Wayne Shorter, Dave Holland am Bass, den Schlagzeuger Vinnie Colaiuta, dazu den jungen Gitarristen Lionel Loueke - versammelt und eine illustre Schar Sängerinnen ins Studio gebeten. Norah Jones, Corinne Bailey Rae und Luciana Souza dürfen zeigen, dass Mitchells Werk ebenso alters- wie zeitlos ist. Und neben den Jungen klingen auch Tina Turner und die Verehrte selbst mit ihren Gastauftritten alters- und zeitlos.


                            Wie konnte das passieren?
                            „River“ ist ein Album voller schöner Augenblicke: Wenn Corinne Bailey Rae sich mit den Worten „He loved me so dirty“ an den verlassenen Geliebten erinnert, schimmert ihre Stimme vor Genuss. Wenn Norah Jones „I worrie sometimes“ gesteht, entwickelt sich ein Seufzer aus Shorters Saxophon zum solistischen Kleinod. Und Vinnie Colaiutas Schlagzeug schnurrt aufs Schönste, wenn Tina Turner singt. Wie weltklug diese Dame klingen kann, wenn sie einmal nicht die Röhre geben muss! Sie ist die eigentliche Entdeckung auf einem Album, das harmonische Finesse mit musikalischer Gefälligkeit und die Schlüssigkeit unversehrter Songstrukturen mit der Subtilität des Jazz verbindet.
                            „River“ ist ein mehrheitsfähiges Album. Dass es sich gegen die deutlich bekannteren, jeweils zwanzigmal häufiger verkauften Platten von Amy Winehouse und Kanye West durchsetzen konnte, bringt die Musikwelt in Aufruhr, und zwar beiderseits des alten Grabens zwischen E und U. Die Popwelt sei schockiert, meldeten amerikanische Zeitungen und Agenturen, als Herbie Hancock triumphierte. Die Jazzwelt, müssen wir nachtragen, ist konsterniert. Hancock sei fraglos ein verdienter Musiker, „River“ durchaus eine hübsche Platte. Aber Jazz sei das Ganze nun wirklich nicht.

                            quelle http://www.faz.net/s/RubE219BC35AB30...~Scontent.html

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                              #29
                              Zitat von herspi Beitrag anzeigen
                              Herbie Hancock
                              Die Jazzwelt, müssen wir nachtragen, ist konsterniert. Hancock sei fraglos ein verdienter Musiker, „River“ durchaus eine hübsche Platte.
                              guten Morgen

                              ... eine hübsche Platte - ha ha ha

                              Das stimmt, so kann man es auch sagen : eine hübsche Platte!

                              Mir gefällt sie nicht! Obs nun Jazz ist oder auch nicht, ist mir egal. Die Musik packt mich nicht.



                              .
                              Last.fm Was ich zuletzt gehört habe ...

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                                #30
                                Was wundert ihr euch?

                                Schon vor Jahrzehnten kam sein "Future Shock"............

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