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    #31
    Zum Thema Improvisation ist es angebracht, eine musikhistorische Bemerkung zu machen.

    Improvisieren war in der europäischen Musik einmal gang und gäbe. Händel hat ganze Orgelkonzerte improvisiert, die Kadenzen in Konzerten wurden improvisiert, Liszt oder auch Brahms haben in ihren Konzerten selbstverständlich improvisiert. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kam dann das Improvisieren aus der Mode. Liszt hat bekanntlich im Revolutionsjahr 1848 seine Virtuosenkarriere eingestellt!

    Der Grund ist der Werkbegriff. Im 19. Jahrhundert war das Bestreben, daß die Musik es den anderen Kunsten (Literatur, bildende Kunst und Dichtung) gleich tun sollte, in dem sie bleibende, vollendete Werke schafft, die es an Rang mit Homer, Dante Goethe oder Michelangelo aufnehmen können.

    Das ästhetische Ideal des Werkes ist die Vollendung, die Ausformulierung eines fertigen Gedankens in vollkommenster Weise: Die Vollendung eines Werks wird definiert, daß man nichts hinzufügen oder wegnehmen, ohne das Ganze zu zerstören!

    Die Improvisation lebt dagegen vom spontanen Einfall. Da waltet der Zufall, es kommt mal Gutes und weniger Gutes heraus. Das paßt einfach nicht zu diesem Werkideal! Die Verdrängung der Improvisation in der europäischen Musik hat also ästhetische Gründe und erst im 20. Jahrhundert, mit der Abkehr von diesem Werkverständnis, bekommt auch wieder die Improvisation ihren Raum!

    Gruß Holger

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