AW: Berichte meiner Konzertbesuche
Tom Jones am 28. Juni 2015 in der Wiener Stadthalle
Es war nun das dritte Mal in Folge, dass wir seine Wien-Konzerte besucht haben. Die beiden letzten waren so gut, dass es für uns keine Frage war: „kommt er wieder, sind auch wir dabei“.
Dieses Mal hatten wir Plätze in der zweiten Reihe vor der Bühne, leicht linkslastig, aber das hat nicht sonderlich gestört. Auch hatten wir das Glück, dass vor uns keine „Riesen“ saßen, unser Blick auf die Bühne war bestens.
Ich schätze, dass knapp 5.000 Leute da waren. Sehr gemischtes Publikum, erstaunlicher Weise auch viele jüngere Leute, deren Opa Tom Jones sein könnte. Um uns herum einiges an Prominenz, was mich weniger gewundert hat, denn immerhin ging es ja nicht um Irgendwen, sondern um einen weltbekannter Sänger, der eine herausragend gute Stimme hat (ich schätze, er verfügt noch immer über 3 Oktaven mit vollem Volumen und auch sein ganz spezielles Timbre hat nichts an Intensität verloren) und dessen Lieder sehr viele Leute über Jahrzehnte begleitet- und sich in deren Köpfe eingebrannt haben.
OK, jetzt ist er 75 und wahrlich kein Jüngling mehr. Aber er sieht gut aus (kein Bierbauch), er scheint sehr gut drauf zu sein und das Singen vor großem Publikum macht ihm offensichtlich noch immer viel Spass. Nur manches Mal, wenn er sich umdreht oder auf der Bühne bewegt, ist erkennbar, dass er kein Jüngling mehr ist. Damit scheint er aber kein Problem zu haben, denn auf der Videowall gab es laufend Fotos von ihm so wie er jetzt aussieht und nur selten welche von früher.
Die beiden ersten Konzerte die wir von Tom Jones gesehen haben, waren durchaus miteinander vergleichbar. Alles war in höchster Qualität, so wie man es sich von einem Sänger seines Kalibers erwarten durfte. Wäre das jetzige Konzert ähnlich gewesen, hätte es uns ebenfalls gefallen, aber es wäre mehr oder weniger eine Wiederholung von dem gewesen, das wir ohnehin schon kannten. Das war es aber nicht! Viel mehr hatte man da Gefühl, dass er „Tom Jones neu“ präsentieren wollte, bei dem er sich sowohl vom angesammelten Staub als auch vom (zum Teil) Schnulzigen befreit. Dazu gehört einiges an Mut und Feingefühl, denn man darf nicht vergessen, dass ein Großteil seiner Fans kaum jünger ist als er und dass sie vielleicht gar nicht bereit sind, mit ihm neue Wege zu gehen. Danach sieht es aber nicht aus, nimmt man den Applaus des Publikums und die Bewertungen der Kritiker seiner beiden neuen CDs als Anhaltspunkt.
„Im Kern“ gibt es noch immer Tom Jones wie man ihn kennt, aber seine Lieder wurden einer eindeutigen Verjüngungskur unterzogen. Fast könnte man jetzt im Nachhinein sagen „war auch schon höchste Zeit“, wenn man sich die alten Lieder noch einmal vergegenwärtigt. Dazu weiter unten mehr.....
Zur Band:
So ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner der Musiker die ich dieses Mal gesehen habe, vorher schon einmal dabei war. Es gab auch keinen weiblichen Background-Gesang mehr (was ein bisschen schade war, auch optisch), diese Aufgabe haben die Instrumentalisten übernommen und zwar bestens.
Auf der Bühne waren außer Tom Jones:
→ Ein irre guter Schlagzeuger. Ganz am Schluss, als die Musiker vorgestellt wurden, hat sich herausgestellt, dass er der neue musikalische „Chef“ ist und dass er alle Lieder neu arrangiert hat.
Er hatte (ganz genau habe ich es nicht gesehen) anscheinend 2 Schlagzeug-Sets aufgebaut. Jedenfalls hat er abwechselnd (je nach Lied) einmal zum Publikum hin schauend - und dann um 90 Grad verdreht gespielt. In der einen Position war der Kickbass relativ dezent, in der anderen (wieder einmal) sehr laut, aber noch erträglich.
→ Ein Bassist (kein „junger Wilder“, viel mehr einer „von der alten Garde“ mit einem einfachen 4-Saiter Bass), der - wie so oft – zuerst unscheinbar begonnen hat, der aber mit der Zeit dann immer mehr aufgezeigt hat was er kann und das war mehr als beachtlich!
→ Ein Rhythmus-Gitarrist, der sicher einen ganz wichtigen Job gemacht hat, der aber nie herausragend in Erscheinung getreten ist.
→ Ein Lead-Gitarrist (wahrscheinlich nicht viel jünger als Tom Jones), der immer wieder für Extra-Applaus gesorgt hat. Was der aus seinen vielen Gitarren (nach jedem Lied wurde gewechselt!) herausgeholt hat und mit welcher Lässigkeit er das gemacht hat, das war schon einmalig.
→ Zwei Keyboarder (!). Der eine war eher der Pianist, der andere eher der mit dem Hammondsound plus Leslie-Effekt. Nicht immer haben beide Keyboarder gleichzeitig in die Tasten gegriffen. Der eine hat ab und zu Percussion gemacht und der andere Akkordeon (!) gespielt.
→ Drei Leute mit diversen Blasinstrumenten. Jeder von ihnen war recht vielseitig. Abgesehen von den klassischen drei Instrumenten (Saxofon, Posaune und Trompete – davon wurden allerdings jeweils mehrere verwendet) gab es noch Klarinette und Bluesharp. Und – sehr eindrucksvoll – eine große weiße Tuba, die anscheinend nicht aus Metall- sondern aus Kunststoff war. Noch nie habe ich so etwas bisher wo gesehen. Habe danach gegoogelt, es scheint ein "Sousaphon" gewesen zu sein.
Von diesen Leuten wurde auch so manches „percussive Handinstrument“ bedient.
Alleine schon diese Drei waren eine Show für sich!
Mit Tom Jones waren 10 Leute auf der Bühne. Allerdings nicht immer alle, das hat sich je nach Lied geändert. Teils gab es sogar Lieder ohne Bass, die aber trotzdem sehr voll geklungen haben durch den kräftigen Kickbass. Jedenfalls gab es ständig irgendwelche Veränderungen auf der Bühne, die aber nie zu irgendwelchen Verzögerungen geführt haben und die nur dann aufgefallen sind, wenn man darauf geachtet hat.
Jetzt aber zum „Eigentlichen“:
Keines der bekannten Lieder wurde nur annähernd so gespielt wie man es von den Aufnahmen her kennt. Im Schnitt waren die Lieder rockig, aber es gab abwechselnd (teils auch gleichzeitig) jazzige/bluesige/funkige, boogie- und country-artige Einschläge, die alles sehr interessant gemacht haben.
Kaum ein Lied hat so begonnen dass man es gleich erkennen konnte, eher war man darüber erstaunt, dass es sich nach einem meist längeren Intro zu einem der bekannten Lieder hin entwickelt hat. Und dann ist die Post abgegangen, mit teils schrägen Harmonien, die aber ganz genial waren. Es gab andere Rhythmen als sonst, Tonartwechsel, spezielle Einlagen (mit absoluter Präzision) und immer wieder diese geilen Bläsersätze, die zusätzlich noch durch die Tuba aufgepeppt wurden.
Tom Jones hat sich dieser neuen und modernen Art zu musizieren voll angepasst, keine Spur von „altbacken“. Das Publikum hat dementsprechend reagiert, wie immer sind zum Schluss bei den Draufgaben alle gestanden.
Es waren auch mehrere Lieder von seinen zwei neuen CDs dabei. Und für die hat er bereits von Kritikern viel Lob bekommen. Voll zurecht wie ich meine, denn die paar Lieder die wir gehört haben, gingen schon beim ersten Mal wunderbar ins Ohr.
Die Tonqualität war auch dieses Mal gut bis sehr gut, nur der Bass war wenig durchzeichnet. Das war aber auch das letze Mal so.
In Summe ein sehr gelungenes Konzert mit einem „ganz neuen“ Tom Jones.
Tom Jones und Musik für alte Leute! Wie lächerlich, so mancher viel jüngere Superstar kann dem was hier geboten wurde nicht das Wasser reichen!
Tom Jones am 28. Juni 2015 in der Wiener Stadthalle
Es war nun das dritte Mal in Folge, dass wir seine Wien-Konzerte besucht haben. Die beiden letzten waren so gut, dass es für uns keine Frage war: „kommt er wieder, sind auch wir dabei“.
Dieses Mal hatten wir Plätze in der zweiten Reihe vor der Bühne, leicht linkslastig, aber das hat nicht sonderlich gestört. Auch hatten wir das Glück, dass vor uns keine „Riesen“ saßen, unser Blick auf die Bühne war bestens.
Ich schätze, dass knapp 5.000 Leute da waren. Sehr gemischtes Publikum, erstaunlicher Weise auch viele jüngere Leute, deren Opa Tom Jones sein könnte. Um uns herum einiges an Prominenz, was mich weniger gewundert hat, denn immerhin ging es ja nicht um Irgendwen, sondern um einen weltbekannter Sänger, der eine herausragend gute Stimme hat (ich schätze, er verfügt noch immer über 3 Oktaven mit vollem Volumen und auch sein ganz spezielles Timbre hat nichts an Intensität verloren) und dessen Lieder sehr viele Leute über Jahrzehnte begleitet- und sich in deren Köpfe eingebrannt haben.
OK, jetzt ist er 75 und wahrlich kein Jüngling mehr. Aber er sieht gut aus (kein Bierbauch), er scheint sehr gut drauf zu sein und das Singen vor großem Publikum macht ihm offensichtlich noch immer viel Spass. Nur manches Mal, wenn er sich umdreht oder auf der Bühne bewegt, ist erkennbar, dass er kein Jüngling mehr ist. Damit scheint er aber kein Problem zu haben, denn auf der Videowall gab es laufend Fotos von ihm so wie er jetzt aussieht und nur selten welche von früher.
Die beiden ersten Konzerte die wir von Tom Jones gesehen haben, waren durchaus miteinander vergleichbar. Alles war in höchster Qualität, so wie man es sich von einem Sänger seines Kalibers erwarten durfte. Wäre das jetzige Konzert ähnlich gewesen, hätte es uns ebenfalls gefallen, aber es wäre mehr oder weniger eine Wiederholung von dem gewesen, das wir ohnehin schon kannten. Das war es aber nicht! Viel mehr hatte man da Gefühl, dass er „Tom Jones neu“ präsentieren wollte, bei dem er sich sowohl vom angesammelten Staub als auch vom (zum Teil) Schnulzigen befreit. Dazu gehört einiges an Mut und Feingefühl, denn man darf nicht vergessen, dass ein Großteil seiner Fans kaum jünger ist als er und dass sie vielleicht gar nicht bereit sind, mit ihm neue Wege zu gehen. Danach sieht es aber nicht aus, nimmt man den Applaus des Publikums und die Bewertungen der Kritiker seiner beiden neuen CDs als Anhaltspunkt.
„Im Kern“ gibt es noch immer Tom Jones wie man ihn kennt, aber seine Lieder wurden einer eindeutigen Verjüngungskur unterzogen. Fast könnte man jetzt im Nachhinein sagen „war auch schon höchste Zeit“, wenn man sich die alten Lieder noch einmal vergegenwärtigt. Dazu weiter unten mehr.....
Zur Band:
So ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner der Musiker die ich dieses Mal gesehen habe, vorher schon einmal dabei war. Es gab auch keinen weiblichen Background-Gesang mehr (was ein bisschen schade war, auch optisch), diese Aufgabe haben die Instrumentalisten übernommen und zwar bestens.
Auf der Bühne waren außer Tom Jones:
→ Ein irre guter Schlagzeuger. Ganz am Schluss, als die Musiker vorgestellt wurden, hat sich herausgestellt, dass er der neue musikalische „Chef“ ist und dass er alle Lieder neu arrangiert hat.
Er hatte (ganz genau habe ich es nicht gesehen) anscheinend 2 Schlagzeug-Sets aufgebaut. Jedenfalls hat er abwechselnd (je nach Lied) einmal zum Publikum hin schauend - und dann um 90 Grad verdreht gespielt. In der einen Position war der Kickbass relativ dezent, in der anderen (wieder einmal) sehr laut, aber noch erträglich.
→ Ein Bassist (kein „junger Wilder“, viel mehr einer „von der alten Garde“ mit einem einfachen 4-Saiter Bass), der - wie so oft – zuerst unscheinbar begonnen hat, der aber mit der Zeit dann immer mehr aufgezeigt hat was er kann und das war mehr als beachtlich!
→ Ein Rhythmus-Gitarrist, der sicher einen ganz wichtigen Job gemacht hat, der aber nie herausragend in Erscheinung getreten ist.
→ Ein Lead-Gitarrist (wahrscheinlich nicht viel jünger als Tom Jones), der immer wieder für Extra-Applaus gesorgt hat. Was der aus seinen vielen Gitarren (nach jedem Lied wurde gewechselt!) herausgeholt hat und mit welcher Lässigkeit er das gemacht hat, das war schon einmalig.
→ Zwei Keyboarder (!). Der eine war eher der Pianist, der andere eher der mit dem Hammondsound plus Leslie-Effekt. Nicht immer haben beide Keyboarder gleichzeitig in die Tasten gegriffen. Der eine hat ab und zu Percussion gemacht und der andere Akkordeon (!) gespielt.
→ Drei Leute mit diversen Blasinstrumenten. Jeder von ihnen war recht vielseitig. Abgesehen von den klassischen drei Instrumenten (Saxofon, Posaune und Trompete – davon wurden allerdings jeweils mehrere verwendet) gab es noch Klarinette und Bluesharp. Und – sehr eindrucksvoll – eine große weiße Tuba, die anscheinend nicht aus Metall- sondern aus Kunststoff war. Noch nie habe ich so etwas bisher wo gesehen. Habe danach gegoogelt, es scheint ein "Sousaphon" gewesen zu sein.
Von diesen Leuten wurde auch so manches „percussive Handinstrument“ bedient.
Alleine schon diese Drei waren eine Show für sich!
Mit Tom Jones waren 10 Leute auf der Bühne. Allerdings nicht immer alle, das hat sich je nach Lied geändert. Teils gab es sogar Lieder ohne Bass, die aber trotzdem sehr voll geklungen haben durch den kräftigen Kickbass. Jedenfalls gab es ständig irgendwelche Veränderungen auf der Bühne, die aber nie zu irgendwelchen Verzögerungen geführt haben und die nur dann aufgefallen sind, wenn man darauf geachtet hat.
Jetzt aber zum „Eigentlichen“:
Keines der bekannten Lieder wurde nur annähernd so gespielt wie man es von den Aufnahmen her kennt. Im Schnitt waren die Lieder rockig, aber es gab abwechselnd (teils auch gleichzeitig) jazzige/bluesige/funkige, boogie- und country-artige Einschläge, die alles sehr interessant gemacht haben.
Kaum ein Lied hat so begonnen dass man es gleich erkennen konnte, eher war man darüber erstaunt, dass es sich nach einem meist längeren Intro zu einem der bekannten Lieder hin entwickelt hat. Und dann ist die Post abgegangen, mit teils schrägen Harmonien, die aber ganz genial waren. Es gab andere Rhythmen als sonst, Tonartwechsel, spezielle Einlagen (mit absoluter Präzision) und immer wieder diese geilen Bläsersätze, die zusätzlich noch durch die Tuba aufgepeppt wurden.
Tom Jones hat sich dieser neuen und modernen Art zu musizieren voll angepasst, keine Spur von „altbacken“. Das Publikum hat dementsprechend reagiert, wie immer sind zum Schluss bei den Draufgaben alle gestanden.
Es waren auch mehrere Lieder von seinen zwei neuen CDs dabei. Und für die hat er bereits von Kritikern viel Lob bekommen. Voll zurecht wie ich meine, denn die paar Lieder die wir gehört haben, gingen schon beim ersten Mal wunderbar ins Ohr.
Die Tonqualität war auch dieses Mal gut bis sehr gut, nur der Bass war wenig durchzeichnet. Das war aber auch das letze Mal so.
In Summe ein sehr gelungenes Konzert mit einem „ganz neuen“ Tom Jones.
Tom Jones und Musik für alte Leute! Wie lächerlich, so mancher viel jüngere Superstar kann dem was hier geboten wurde nicht das Wasser reichen!
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